Ja wem passt er denn, der goldene Schuh, mit dem der Prinz durch alle Lande zieht, um seine einzig wahre Prinzessin zu finden? Eigentlich nur dem Aschenputtel, das weiß ja jedes Kind. Es sei denn, man hilft mit dem Hackebeil nach und schneidet hier und da ein Stück vom Fuß ab. Bei den Gebrüdern Grimm hatte es die böse Stiefmutter ihren Töchtern schon genau so vorgeschlagen. In modernen Interpretationen des Aschenputtel-Märchens wurden diese brutalen Einfälle oft entfernt, aus nachvollziehbaren Gründen. "The Ugly Stepsister" hält nun aber genau da, wo's richtig wehtut, voll drauf.
Bei "The Ugly Stepsister" handelt es sich um den ersten Spielfilm von Emilie Blichfeldt, und nach den ersten Vorführungen hat die junge norwegische Regisseurin und Autorin bereits ordentlich Eindruck hinterlassen. "Cinderella trifft Cronenberg", titelte etwa das "Slant"-Magazin. Und wenn man so darüber nachdenkt, erscheint das Konzept des Films durchaus recht pfiffig: Das Aschenputtel-Märchen, diese grimmige Erzählung zwischen Geltungssucht, Schönheitswahn, Missgunst und Folter – eigentlich ist es ja wie gemacht für verstörenden Body-Horror.
Im Zentrum der Geschichte steht Elvira (Lea Myren), die sehr unter ihrer vermeintlichen Unvollkommenheit leidet. Um endlich "schön" zu sein, wäre ihr jedes Mittel recht. Und so lässt Blichfeldt ihre tragische Heldin mit voller Entschlossenheit auf die eigenen großen Zehen und Fersen losgehen, damit der vermaledeite Schuh endlich passt. Zwischendurch kommt auch mal eine große Feile zum Einsatz, um die Nase zu korrigieren. Aber nicht nur in die Horror-Sequenzen, auch in die Kostüme und die übrige Ausstattung dieses Grusel-Märchens (FSK 16) wurde einiges investiert. Viele schöne Kleider, die nur darauf warten, mit Kunstblut besudelt zu werden ...