Das ständige Neuverfilmen berühmter Leinwand-Klassiker lässt Puristen und Traditionalisten immer wieder mit den Augen rollen. Aber wenn es Werke gibt, die sich dafür dringend anbieten, dann gehört "Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens" sicher dazu. Ein "Meisterwerk", ja. Doch um heutzutage einen ganzen Abend mit dem prototypischen Horror-Frühwerk von 1922 zu bestehen, braucht es schon einiges an Entschlossenheit. Und gegebenenfalls auch die Lesebrille für die Sütterlin-Zwischentitel.
Werner Herzog erkannte die Kluft zwischen Murnaus Werk und moderneren Sehgewohnheiten bereits in den späten 70-ern, als er seine "Nosferatu"-Neuverfilmung mit Klaus Kinski drehte ("Phantom der Nacht", 1979). Regisseur und Autor Robert Eggers ("The Witch", "The Northman") versucht nun seinerseits, "Nosferatu" ins Popcorn-Zeitalter zu hieven. Mit moderner Filmtechnik, mit großem Hollywood-Budget und mit vielen Stars. Bill Skarsgård ("Es") verkörpert Graf Orlok alias Nosferatu. In weiteren Rollen sind Lily-Rose Depp, Willem Dafoe, Nicholas Hoult, Aaron Taylor-Johnson sowie Emma Corrin beteiligt.
Eggers nahm ein paar inhaltliche Anpassungen vor – der "Paracelsianer" Professor Bulwer von 1922 etwa heißt jetzt Professor Albin Eberhart von Franz (Dafoe), und statt einer Ruth Harding ist da jetzt eine Anna (Corrin). Im Kern ist die Geschichte aber immer noch die, die man aus Murnaus "Nosferatu" oder eben auch aus Bram Stokers "Dracula" kennt: Der Vampir, dessen Schatten vom finsteren Transsilvanien bis weit in den zivilisierten Westen reicht, trachtet nach dem Blut einer ganz bestimmten jungen Frau (Lily-Rose Depp). Ein von der Lust getriebener "Untoter", der alles Leben verzehren will und durch nichts aufzuhalten scheint ...