Man solle das geplante Kinoprojekt doch bitte erst einmal zurückstellen und den Stoff stattdessen als Musical unter seiner Leitung umsetzen: Mit dieser kühnen Bitte wendete sich der Komponist Stephen Schwartz damals an Universal Pictures, nachdem das Studio die Rechte am kurz zuvor veröffentlichten Roman "Wicked – Die Hexen von Oz" (1995) erworben hatte. Dass solche Wünsche erhört werden, kommt mutmaßlich nicht oft vor. Es erwies sich aber doch als gute Entscheidung: Über fünf Milliarden US-Dollar hat "Wicked" seit der Broadway-Premiere 2003 eingespielt, damit gehört das Stück zu den erfolgreichsten Musicals aller Zeiten. Jetzt, mit über zwei Jahrzehnten Verzögerung, kommt doch noch die ursprünglich geplante Kino-Adaption – wirtschaftlich wohl nur ein kleiner Bonus, für Musical-Film-Fans aber natürlich trotzdem ein Großereignis.
Zur Einordnung für alle, die das Musical nicht kennen: "Wicked" erzählt nicht noch einmal die berühmte Geschichte von Dorothy, die von einem Sturm mit Haus und Hund aus Kansas ins Zauberland Oz geweht wird, sondern ist eher als eine Art Prequel zu verstehen. Als Vorlage diente letztlich der erwähnte 1995er-Roman "Wicked" von Gregory Maguire, der seinerseits recht frei an den Romanklassiker "Der Zauberer von Oz" (1900) beziehungsweise den Kultfilm mit Judy Garland von 1939 anknüpfte. Im Zentrum der Handlung steht nun die Vorgeschichte der beiden Zauberinnen Glinda (später die "Gute Hexe des Nordens") und Elphaba ("Böse Hexe des Westens").
"Ist man von Geburt an böse? Oder bekommt man das Böse erst eingeflößt?" – So oder so: Ganz so leicht wie in "Zauberer von Oz" lassen sich die Grenzen zwischen Gut und Böse in "Wicked" nicht ziehen. Elphaba (Cynthia Erivo) kommt, ganz in Schwarz gekleidet, als düstere Außenseiterin an die Universität Gliss, findet mit der püppchenhaft strahlenden Glinda (Ariana Grande) aber doch so etwas wie eine Seelenverwandte. Und beide wollen es weit bringen: An der Universität wird dringend jemand gesucht, der sich als würdig erweist, dem großen Zauberer von Oz (Jeff Goldblum) auf Augenhöhe zu begegnen.
Freundschaft und Konkurrenz, Machtstreben und Geltungsdrang, Täuschung und Verrat, falsche und echte Magie: Es steckt viel drin in dieser bunt bebilderten und fantasievoll erweiterten "neuen" Zauberwelt von Oz. So viel, dass die Produzenten im Hintergrund sich entschieden haben, die Geschichte – passend zu den zwei Akten des Musicals – aufzuteilen. Der zweite "Wicked"-Film soll im November 2025 in den deutschen Kinos starten. Regie führte übergreifend Jon M. Chu. Das Drehbuch stammt von Dana Fox und Winnie Holzman, die auch schon das "Wicked"-Musical federführend betreute.