Der Mann auf dem Baum
14.06.2023 • 20:15 - 21:45 Uhr
Fernsehfilm, Komödie
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Originaltitel
Der Mann auf dem Baum
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2011
Altersfreigabe
6+
Kinostart
Di., 22. November 2011
DVD-Start
Do., 24. November 2011
Fernsehfilm, Komödie

Wer hat Angst vorm Matriarchat?

Von Jens Szameit

Mit dem ehemals starken Geschlecht ist nicht mehr viel los. Den Beweis liefert eher unfreiwillig diese "männerbewegte Komödie".

Schön, dass es so was noch gibt: einen echten Quotengaranten im deutschen Fernsehfilm. Dabei hat sich Jan Josef Liefers nicht einmal mit Sympathieträgerfiguren in den TV-Star-Olymp gespielt. Vor allem mit dem schnöseligen "Tatort"-Forensiker Boerne würden privat wahrscheinlich die wenigsten Krimifans warm. Liefers kann so einiges, aber jedes Drehbuch retten kann er nicht. Auch dann nicht, wenn es wie hier offenkundige Parallelen zu seinem privaten Schicksal als Vater eines Scheidungskinds gibt.

In einer nun im Ersten wiederholten WDR-Produktion ist er "Der Mann auf dem Baum". Wie er dahin kam, davon erzählt der Film von Silke Zertz (Buch) und Martin Gies (Regie), den die ARD zur Erstausstrahlung 2011 (4,59 Millionen Zuschauer) als "männerbewegte Komödie" bewarb. Klingt scheußlich. Doch das Ergebnis ist noch viel schlimmer.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Im Kampf gegen die "Mütterdiktatur"

Was würde Gary Lineker wohl dazu sagen? "Liebe ist ein Spiel für zwei Personen", hadert der 41-jährige Hotelangestellte Hans Mittelstädt (Liefers) im Rückgriff auf ein berühmtes Fußballerbonmot: "Es gibt keine Gnade und kein Fair Play. Und am Ende gewinnen immer die Frauen." Das Schlimme: Mittelstädt, dem prototypischen Mittelständler (hoho), ist es bierernst mit diesem selbstmitleidigen Glaubensdogma. Der Mann fühlt sich wie Don Quijote, und jede Frau ist eine gemeine Windmühle.

Jetzt hockt er also auf einem Holzpodest vor einer Tanzlinde (Trauerweide hätte besser gepasst) am Fuße des Kaiserdoms zu Aachen und will mit selbst gemalten Plakaten ("Mütterdiktatur Deutschland") ein Zeichen setzen. Und dann erzählt er dem Filmzuseher seine traurige Lebensgeschichte. Zumindest die Geschichte der letzten paar Monate, die ihn auf diese komische Plattform getrieben haben.

Mittelstädts Schicksal: Er ist geschieden. Das alleinige Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn hat natürlich die Ex, Linda (Suzan Anbeh). Dabei liebt der Vater seinen Moritz (Jannis Michel) mindestens so innig wie die Mutter, die längst einen Neuen hat. Mit dem gut aussehenden Öko-Ingenieur Jonas (Tobias Kay) will sie sogar nach Dänemark auswandern. Dann war's das mit den romantischen Vater-Sohn-Wochenenden am See, die das intrigante Muttertier schon jetzt nach Kräften sabotiert.

Wo Selbstmitleid auf Frauenhass trifft

Klar: Alleine wird Mann mit den politisch zementierten Unterdrückungsmechanismen der Frauen heutzutage nicht mehr fertig. Da ist es ein Segen, dass Hans beim Zwangsaufenthalt im Krankenhaus auf Gleichgesinnte trifft. Ein junger Casanova, ein ausgebrannter Topmanager und ein tumber, hässlicher Arbeitsloser, den Regisseur Gies in tatsächlich jeder einzelnen Einstellung mampfen und / oder Bier trinken lässt, haben schon bald eine gemeinsame Parole: "Nieder mit dem Feminat!" Denn: "Frauensolidarität können wir auch."

Um den Abflug des heiß geliebten Sohnemanns (der wird natürlich von Mädchen auf den Schulhof getriezt und von der Lehrerin dafür noch bestraft!) gen Dänemark zu verhindern, werden Pläne geschmiedet. Walter (Bernhard Schütz), der Manager, der Erektionsprobleme hat, weil ihm eine Jüngere in der Firma das Wasser abgräbt, will Lindas Typen mit einem Jobangebot korrumpieren. Martin (Philipp Danne), der bindungsscheue Frauenvernascher, soll seine Casanovaqualitäten bei der schönen, strengen Linda beweisen. Beides scheitert kläglich, und so treibt diese mit kitschiger Geigenmusik durchs Melodramatische watende Möchtegernkomödie einem Herzschmerzfinale samt Rundum-sorglos-Happy-End entgegen.

Männer: Wenn eine larmoyante Klischeeklamotte alles ist, was das ehemals starke Geschlecht im Genderkampf aufzubieten hat, dann habt ihr jedes Mitleid verdient!

Der Mann auf dem Baum – Mi. 14.06. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Darsteller

Sven Pippig in der Komödie "Der Mann auf dem Baum"
Sven Pippig
Lesermeinung
Weitere Darsteller
Lena Stolze Suzan Anbeh Philipp Danne Bernhard Schütz Jannis Michel

Top stars

"Let's Dance"-Moderator Daniel Hartwich.
Daniel Hartwich
Lesermeinung
Schauspielerin Jane Fonda.
Jane Fonda
Lesermeinung
Elisabeth Lanz im Porträt: Karriere und Leben der österreichischen Schauspielerin.
Elisabeth Lanz
Lesermeinung
Schauspieler und "Tatort"-Star Axel Prahl.
Axel Prahl
Lesermeinung
Gefeierter Charakterdarsteller: Bruno Ganz.
Bruno Ganz
Lesermeinung
Lavinia Wilson  in "Blutgeld"
Lavinia Wilson
Lesermeinung
Schauspieler Wolfgang Stumph, aufgenommen bei der MDR-Talkshow "Riverboat".
Wolfgang Stumph
Lesermeinung
Schauspielerin Abbie Cornish.
Abbie Cornish
Lesermeinung
Damian Hardung ist ein deutscher Schauspieler.
Damian Hardung
Lesermeinung
Eine der ganz großen deutschsprachigen Darstellerinnen: Senta Berger
Senta Berger
Lesermeinung

Das beste aus dem magazin

Hat als Trainer und Spieler Bundesliga-Geschichte geschrieben: Winfried Schäfer.
HALLO!

"Die haben sich angeschaut und gedacht, der Schäfer spinnt"

Winfried Schäfer erzählt in seiner Autobiografie von unglaublichen Erfolgen, dem Wunder vom Wildpark und persönlichen Rückschlägen. Ein faszinierender Einblick in die Welt des Fußballs.
Prof. Dr. med. Christoph Kleinschnitz ist Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen.
Gesundheit

Herz und Gehirn: Wie die beiden großen Organe zusammenhängen

Herzerkrankungen wie Vorhofflimmern steigern nicht nur das Schlaganfall-Risiko, sondern erhöhen auch das Risiko für Demenzerkrankungen wie Alzheimer. Zudem kann ein Schlaganfall das Herz beeinträchtigen. Eine ganzheitliche Betrachtung des Körpers ist daher in der Medizin entscheidend.
Dr. Julia Fischer moderiert mittwochs um 20.15 Uhr die SWR-Gesundheitssendung „Doc Fischer“, ist Buchautorin („Medizin der Gefühle“) und medizinische Expertin in Talkshows wie „hart aber fair“ (ARD). Als Host des „ARD Gesund“-YouTube-Kanals erklärt sie medizinische Themen.
Gesundheit

Lymphödem - Wenn der Körper Wasser staut

Eine harmlos wirkende Wunde entpuppte sich als Symptom eines chronischen Lymphödems. Ein Betroffener berichtet von den Herausforderungen und der entscheidenden Rolle von Bewegung in seinem Therapieplan.
Viele Pollenallergien äußern sich durch tränende, juckende Augen, verstopfte Nase und Niesattacken.
Gesundheit

Seltene Allergien: So ungewöhnlich sind die Auslöser

Seltene Allergien wie das Alpha-Gal-Syndrom oder die Ambrosia-Allergie stellen Betroffene oft vor große Herausforderungen. Dr. Frederik Krefting erklärt die Ursachen und mögliche Behandlungsansätze.
Joy Denalane und Max Herre: Ein musikalisches Traumpaar, das die Zuschauer in ihrer neuen Doku ganz nah an sich heranlässt.
HALLO!

Sängerin Joy Denalane über ihre neue Doku-Serie: "Es ist schon sehr spannend, sein jüngeres Ich zu sehen"

"Wir waren damals sehr verspielt, hatten aber trotzdem eine ganz klare Vorstellung von unserer Kunst.": Joy Denalane über ihre musikalische Reise mit ihrem Mann Max Herre. Hier das gesamte Gespräch.
"Mord in Wien"-Star Caroline Frank im Interview.
TV-News

Ein ungleiches Duo: Caroline Frank im Interview

Caroline Frank spielt die Hauptrolle in der neuen ARD-Krimireihe "Mord in Wien". Als Majorin Franziska Malzer muss sie sich an ihren neuen Kollegen gewöhnen und spannende Fälle lösen. Die Premiere des ersten Films "Der letzte Bissen" zeigt, dass der Plot aktueller ist als gedacht.