Glück bedeutet für jeden etwas anderes. Doch wie findet man heraus, was einen glücklich macht? Der neue "Ein Sommer in ..."-Film (ZDF) zeigt, dass sich nicht alles planen lässt. Eine Großstadtanwältin findet ihren Lebenssinn auf einem Berghof im Schwarzwald – doch der Weg dorthin ist nicht leicht.
Eine Schicki-Micki-Anwältin für Bau- und Mietrecht aus Frankfurt strandet im Schwarzwald: Da schreibt sich die Geschichte fast von selbst. Jedenfalls lassen sich die Drehbuchautoren Dirk Eisfeld und Beate Fraunholz zu einer amüsanten Anhäufung von Klischees hinreißen. Spaß macht das Ganze nicht zuletzt deshalb, weil die leicht überzeichnete Figur der Fiona (Wanda Perdelwitz) für manche Skurrilität zu haben ist. Schon zu Beginn des neuen ZDF-"Herzkino"-Films "Ein Sommer in Schwarzwald" jagt eine Panne die nächste.
Dass die Anwältin Fiona Holzmann und ihr Liebhaber und Chef Marc Tressmer (Richard Ulfsäter) nicht unbedingt Naturliebhaber sind, wird spätestens klar, als ihr "Schatzi" im Anzug in den Bergen picknickt. Nach kurzer Zweisamkeit trennen sich ihre Wege wieder. Marc eilt in die Kanzlei, Fiona ins Hotel. Wellness im Schwarzwald – wunderbar. Während Fiona verzweifelt versucht, die Diskussion mit dem sprachgesteuerten Soundsystem in ihrem hippen Mini-Cooper für sich zu entscheiden, rast sie auf einen Baumstamm zu, der quer über der Fahrbahn liegt, und gerät ins Schleudern.
Schuld an der Misere ist natürlich ein markiger Kerl: Forstarbeiter Sascha Gerber (Tobias Licht) – und nicht etwa die Anwältin selbst, die das Warnschild übersehen hat. Auf dem Land muss man sich eben auf einiges gefasst machen. In der Folge beißt sich die neurotische Anwältin aus der Großstadt am rauen Charme des Schwarzwälders die Zähne aus.
Das Glück scheint Fiona verlassen zu haben: Als auch noch ihre Hotelreservierung storniert wird, bleibt ihr nichts anderes übrig, als auf dem Berghof von Marlies (Aglaia Szyszkowitz) und Josef (Martin Lindow) zu übernachten. Doch dort treibt sich zufällig auch der attraktive Hühne Sascha herum ...
Während ihres Aufenthalts stößt Fiona nicht nur an körperlichen, sondern auch an ihre emotionalen Grenzen: Sie entdeckt ein Familiengeheimnis des Selbstversorger-Ehepaars, das durch einen tragischen Verlust erschüttert wurde und sie dazu bringt, über ihr eigenes Leben nachzudenken. Wofür lohnt es sich wirklich zu kämpfen? Für Marcs Klienten, die das große Geld machen, oder doch eher für die "kleinen Leute"? Marlies, Josef und nicht zuletzt Sascha bringen sie zum Grübeln. Denn der "Waldschrat", wie Fiona den kernigen Kerl liebevoll nennt, entpuppt sich als echter Freund – oder ist vielleicht noch mehr zwischen den beiden?
Regisseur Michael Karen lotet hier menschliche Abgründe ebenso aus wie ihre emotionalen Höhenflüge. So kommt viel wahres Leben rüber, wenn es mal wieder um die großen Fragen geht: Was macht wirklich glücklich? Und wiegt Geld moralisch fragwürdige Entscheidungen auf? Das Drama mit komödiantischen Elementen regt zum Nachdenken an ...
"Ein Sommer in Schwarzwald" – So. 21.01. – ZDF: 20.15 Uhr