In vielen deutschen Großstädten finden selbst Normalverdiener kaum mehr bezahlbaren Wohnraum. Eine rbb-Reportage zeigt, wie unversöhnlich sich Mieter und Vermieter zum Teil gegenüberstehen. Doch es gibt auch alternative Lösungen.
Wohnen in Berlin, das mag gerade bei jungen Menschen ziemlich angesagt sein. Kostengünstig wie vielleicht noch in den 1990er-Jahren aber ist es längst nicht mehr. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Seit 15 Jahren steigt der Mietpreis gerade in der Hauptstadt dramatisch. Nach einer aktuellen Studie im Vergleich mit den anderen großen Städten seit 2014 sogar mit am stärksten – und zwar um sagenhafte 31 Prozent.
In Berlin ist ähnlich wie in den meisten anderen deutschen Metropolen Wohnraum inzwischen auch für Normalverdiener zunehmend unerschwinglich. Da das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt aus den Fugen geraten zu sein scheint, droht eine weitere soziale Spaltung. Wie im Film "Erst die Miete, dann die Moral?" von Ute Barthel, Jana Göbel und Ansgar Hocke zu sehen ist, nimmt die Situation beinahe schon groteske Züge an. Mieter und Vermieter stehen sich beispielsweise im ehemaligen Berliner Arbeiterviertel Wedding dermaßen feindlich gegenüber, dass selbst eine harmlose Studenten-WG zwangsgeräumt wird. Im Stadtteil Wilmersdorf fürchten Senioren um ihren bezahlbaren Wohnraum, in dem sie beinahe ihr gesamtes Leben verbracht und die eigenen Kinder großgezogen haben.
Die rot-rot-grüne Landesregierung in Berlin will einer weiteren Preisexplosion nun mit einem Mietendeckel begegnen. Alle Mieten sollen per Gesetz für fünf Jahre auf dem Stand vom Juni 2019 eingefroren werden. Sogar Enteignungen werden bereits diskutiert.
Das sind freilich drastische Maßnahmen. Dass es auch anders geht, zeigt im Film unter anderem ein positives Beispiel aus Ulm. Die Stadt kauft seit mehr als 100 Jahren Bauland auf Vorrat. Sie ist damit bereits seit einer sehr langen Zeit in der Lage, die Boden- und Baupolitik zu beeinflussen und für günstigen Wohnraum zu sorgen. Polit-Verantwortliche aus der Hauptstadt hätten sich vielleicht einmal die Mühe machen sollen, an die bayerisch-baden-württembergische Grenze zu reisen. Zeit genug dafür wäre innerhalb eines ganzen Jahrhunderts wohl gewesen.