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Grænzenlos - Von der Landwirtschaft zum Erlebnishof
Lebenstraum Ponyhof In einer Wohnung in der Stadt könnte sie nicht leben, sagt Hannah Kotulla. Schon wegen der Tiere nicht. "Ich hatte immer viele Tiere" erzählt die junge Frau, die auf einem Hof in Medelby aufgewachsen ist. "Es gibt kein Kinderfoto von mir, wo ich nicht irgendein Tier dabeihabe." 2000 Schafe hatten ihre Eltern. Die Lämmer zu verkaufen war der Haupterwerb. Doch die Schäferei einfach weiterzuführen, war nicht zukunftsträchtig. Unter anderem wurde die Pacht für die Weideflächen zu teuer. Und Hannah hatte schon lange einen anderen Traum. Schon als Neunjährige hatte sie in ihr Tagebuch geschrieben, eines Tages möchte sie einen eigenen Ponyhof mit Café haben. Diesen Traum hat sie nie aus den Augen verloren. Sie machte eine Ausbildung zur Tischlerin und mehrere Fortbildungen, die für einen solchen Betrieb nützlich waren: Hauswirtschaft, Reit- und Bauernhofpädagogik zum Beispiel. Der elterliche Hof war für Hannah Kotullas Plan allerdings nicht geeignet, zu groß. Und einen anderen zu finden, war nicht so einfach. Eine Ruine an der Grenze Auf der dänischen Seite des kleinen Grenzübergangs Bögelhuus steht ein verfallenes Grenzhäuschen. Auf der deutschen Seite steht 400 Meter weiter ein Hof, der nicht viel besser aussah, als er vor zehn Jahren zwangsversteigert wurde. "Es war das Einzige, was damals zu kriegen war. Das war eine Ruine", sagt Hannah Kotulla. Der Hof war in einem schlimmen Zustand. Alles voller Müll. Schimmel. Das Blechdach der Scheune sah aus wie ein Schweizer Käse. Doch Hannah, ihre Familie und Freunde nahmen die Herausforderung an. Jetzt war auch Hannahs Tischlerausbildung nützlich. Ihr damaliger Partner war Zimmermann. Viel konnten sie selbst machen. Trotz Rückschlägen wie den Diebstahl von Baumaterial fürs Dach: nach und nach wurde aus der Ruine eine Idylle. Streichelzoo statt Schlachtlämmer Ein Ponyhof ist es zwar nicht, viele Tiere gibt es auf dem Erlebnishof Bögelhuus trotzdem: neun Pferde, drei Ziegen, drei Minischweine, Hunde, Katzen, Hühner, Kaninchen und 50 Schafe plus Lämmer. Die werden nach wie vor verkauft. Die meisten Einnahmen erwirtschaftet Hannah Kotulla aber mittlerweile nicht mehr mit der Landwirtschaft, sondern mit Feiern, Veranstaltungen - und dem Café. Vom Kindergeburtstag bis zur Hochzeit finden hier Feste statt. In der warmen Jahreszeit steht ihr Partner Marco donnerstags am Grill oder Smoker. Jeden Sonntag backt Hannah Torten und Kuchen fürs Café. Auch Stellplätze für Camper bieten sie an. Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass es hier am Ende der Welt, ganz nah an der Grenze, ein Ausflugziel gibt. Auch aus Dänemark kommen immer mehr Gäste. Und Hannah? Hat kaum noch eine freie Minute zwischen Tieren und Hof, Gästen und Familie. Aber ihren Traum hat sie verwirklicht.