Der anhaltende Bauboom führt in Deutschland oder Österreich zu einem massiven Flächenverbrauch. Ökologisch wertvoller Boden droht für immer zu verschwinden – unter Asphalt und Beton.
Nach aktuellen Studien werden in Deutschland 62 Hektar Land bebaut – und das täglich. Das bedeutet: Jeden einzelnen Tag werden mitunter ökologisch wertvolle Flächen in der Größe von rund 88 Fußballfeldern den Straßen, Flugplätzen oder Wohn-, Gewerbe- und Industriegebieten "geopfert". Bald kein Grün mehr: Besteht die Republik irgendwann nur noch aus Asphalt und Beton?
Dieser Frage geht die Dokumentation "Luxusgut Lebensraum" von Uta Meyer nach, die nun erstmals bei 3sat zu sehen ist. Die Folgen des anhaltenden Baubooms könnten dramatisch sein. Durch den Verlust an fruchtbarem Boden und an Lebensraum für Pflanzen und Tiere droht nicht nur ein Artensterben. Experten wie Dr. Karl Kienzl vom Umweltbundesamt Österreich warnen bereits. Er sagt: "Wir müssen dazu kommen, dass wir null Fläche zusätzlich verbrauchen. Das ist bitter notwendig, um langfristig eine Versorgung mit Lebensmitteln, Futtermitteln und all den anderen Gütern, die wir für unser tägliches Leben brauchen, auch gewährleisten können."
Eine Möglichkeit gegen den Bodenfraß wären beispielsweise Ausgleichsflächen. Sie sollen den Verlust von Natur und Landschaft kompensieren. Viele Gemeinden in Deutschland setzen die Vorgabe nach dem Bundesnaturschutzgesetz jedoch nur unzureichend um, wie in Meyers Film zu sehen ist. Der Zuwachs neuer Einwohner und Gewerbe scheint bedeutender als Wiesen, Wald und Wälder.
Gefahren der Verstädterung
Im Anschluss an die Wissenschaftsdokumentation am Donnerstagabend bei 3sat diskutiert Gert Scobel ab 21 Uhr ein verwandtes Thema. Auch der Moderator widmet sich dem "Luxusgut Lebensraum". Über die Folgen einer anhaltenden Verstädterung berichten unter anderem der Psychiater und Stressforscher Mazda Adli von der Charité Berlin, Matthias Sauerbruch, Architekt und Stadtplaner, sowie Martina Löw, Soziologin und Professorin für Architektur- und Planungssoziologie.