In seinem 15. Fall muss das skurrile Ermittlungs-Trio aus der bayerischen Landeshauptstadt den Mord an einer Barbesitzerin aufklären. Dafür tauchen Ludwig Schaller (Alexander Held), Harald Neuhauser (Marcus Mittermeier) und Angelika Flierl (Bernadette Heerwagen) tief ins Münchener Nachtleben ein.
2014 startete im ZDF eine neue Krimireihe aus München, die anders war als fast alles, was man bis dahin im deutschen Fernsehen gesehen hatte. "München Mord" führte drei sehr unterschiedliche "Loser"-Ermittler ein, die man zu einer "Sondereinheit" in den Keller des Reviers abgeschoben hatte. Dort erhielten sie Fälle zu Bearbeitung, auf die kein anderer Kollege Lust hatte. Das Schöne an "München Mord" war und ist: Die Ermittelnden Ludwig Schaller (Alexander Held), Harald Neuhauser (Marcus Mittermeier) und Angelika Flierl (Bernadette Heerwagen) sind keine Komödien-Knallchargen, sondern tief melancholische Figuren, deren von unerfüllten Träumen geprägtes Leben sich in den Fällen widerspiegelt.
In "Schwarze Rosen", Einsatz Nummer 15 in acht Jahren, bekommen es die drei mit dem Raubmord an einer Barbesitzerin zu tun. Der vorbestrafte Lutz Werneck (Eckhard Preuß), der als möglicher Täter verdächtigt wird, soll beschattet werden. Angelika Flierl wird bei ihrem Einsatz brutal niedergeschlagen – ein Erlebnis, das die sensible Frau zum Nachdenken über ihr Leben bringt. Überhaupt konfrontiert die Recherche im Münchener Nachtleben der oft etwas betagteren Trinker, Spieler und Geschlechtsrollen-Außenseiter die Kommissare selbst mit ihren Träumen. Und während das ermittelnde Trio die Nacht zum Tag macht, zeigen ihm die eigentlichen Protagonisten des Nachtlebens, was Glückssuche mit Karaoke-Singen und der Traum vom neuen Leben mit Treue und Freundschaft zu tun hat.
Natürlich, auch das ist ein bisschen Usus bei "München Mord", entwickelt jeder der Ermittelnden im Laufe der Handlung eine kleine oder größere Obsession, die mit den Verdächtigen zu tun hat. Der – mittlerweile alternde – "jugendliche" Draufgänger Neuhauser flirtet mal wieder mit einer Zeugin, Chef Schaller fühlt sich von der divenhaft traurigen Karaoke-Sängerin und Pfandflaschen-Sammlerin Anita Jandl (Jenny Schily) angezogen und Angelika Flierl zweifelt mal wieder daran, ob Polizistin tatsächlich der richtige Beruf für sie ist. Oder ob es nicht besser wäre, ihre große Leidenschaft Musik zum Lebensinhalt zu machen.
Die Chansons und Schlager vergangener Jahrzehnte spielen eine gewichtige Rolle im Drehbuch der "München Mord"-Stammautoren Ina Jung und Friedrich Ani. Unter der Regie von Jan Fehse ("Geliefert") laufen während der Nachtleben-Recherchen immer wieder alte Songs und Schlager, welche die Handlung kommentieren und die Träume ihrer Protagonisten zu befeuern scheinen. Bis zum Höhepunkt am Schluss die Ermittelnden selbst auf die Karaoke-Bühne treten, um ihr Herz vollends zu öffnen: ein seltener Moment der gelösten Zwänge bei "München Mord".
Bei allem Lob für die Reihe an sich muss sich Folge 15 allerdings auch ein wenig Kritik gefallen lassen. Der Kriminalfall ist von erstaunlicher Schlichtheit und bewegt sich eher auf Vorabend-Niveau. Das war in der Vergangenheit schon mal besser, als die 2014 vom außergewöhnlichen Autor Alexander Adolph ("Schwartz & Schwartz") aus der Taufe gehobene Reihe noch wirklich überraschende und teils herrlich irritierende Geschichte erzählte. Mittlerweile scheint sich der stark eingeschaltete ZDF-Krimi – die letzte Folge "Dolce Vita" schauten im Februar 2022 gut sieben Millionen Menschen – ein wenig zu sehr auf sein wunderbares Personal zu verlassen und vernachlässigt dabei ein bisschen zu sehr die Geschichten. Die dürfen erzählerisch gern wieder ein bisschen anspruchsvoller werden.
München Mord – Schwarze Rosen – Sa. 27.08. – ZDF: 20.15 Uhr