Der Dokumentarfilm von Marc Brasse und Florian Huber rollt noch einmal das Missverständnis auf, als Günter Schabowski überraschend die Öffnung der DDR-Grenzen bekannt gab.
Ein deutsch-deutscher Moment, der einmal gar nicht so penibel orchestriert wirkte, wie man es den Bürokraten gerne unterstellt: Als Günter Schabowski, der Sprecher des SED-Zentralkomitees, am Abend des 9. November 1989 vor Journalisten trat, wirkte er sichtlich überfordert. Er trug brisante Neuigkeiten vor, die auf einem ominösen Zettel standen. Kaum ein Anwesender traute seinen Ohren: Schabowski gab die sofortige Öffnung der Grenzen bekannt. Die Filmemacher Marc Brasse und Florian Huber drehten 2009 für die ARD den sehenswerten Dokumentarfilm "Schabowskis Zettel", der nun bei 3sat wiederholt wird.
Tatsächlich unterlief der DDR-Führung eine Art von Schusseligkeit, die man ihr eigentlich nicht zugetraut hatte. Gerhard Lauter, ein junger Funktionär im DDR-Innenministerium, hatte das brisante Schreiben am Morgen des 9. Novembers 1989 eigenmächtig aufgesetzt. Er notierte darauf Vorschläge, die seiner Meinung nach die DDR vor dem Untergang retten sollten. Durch Zufall geriet das Papier am Nachmittag in die Hände von Schabowski, der es voreilig im Fernsehen vortrug – und damit eine Bombe platzen ließ.
Die von den Autoren Marc Brasse und Florian Huber penibel recherchierte Spurensuche bietet ein bewegendes Porträt der letzten Stunden der DDR und deutet noch einmal an, wie anders die Geschichte hätte verlaufen können. Für ihre packende Aufarbeitung stützen sich die Filmemacher auf Originalmaterial sowie Spielszenen mit einem Darstellerteam rund um Olaf Wilmsen, der den Wendezeit-Protagonisten verkörpert.
Schabowskis Zettel – Mo. 28.09. – 3sat: 22.25 Uhr