Am Tag vor ihrem Amtsantritt bei der Kripo Konstanz unternimmt Elena Barin, die erste transidente TV-Kommissarin, einen Ausflug auf einem Vergnügungsdampfer. Der Zufall will es, dass es zu einem unliebsamen Zusammentreffen mit einem gefährlichen Ausbrecher kommt.
Elena Barin (Hayal Kaya) heißt die türkischstämmige neue Chefin von der Konstanzer Kripo in diesem neuen "Krimi vom Bodensee". Einen Tag vor ihrem Amtsantritt macht sie noch einen Ausflug auf einem Vergnügungsdampfer. Alle sind unter dem Motto "Charleston" im Stil der 20er-Jahre gekleidet. Doch die Gaudi wird jäh unterbrochen, als Elena unterm Sakko eines Fahrgastes eine Pistole entdeckt. Als dann auch noch ein örtlicher Journalist erschossen wird, muss Elena mit ihrem Konstanzer Kollegen an Land, Achim Schatz (Julian Bayer), ermitteln. Der Pistolenträger erweist sich als Ausbrecher aus einem Schweizer Gefängnis, er nimmt sämtliche Fahrgäste als Geiseln. "Seeland" im Ersten ist eine Produktion der Polyphon Pictures im Auftrag von ARD Degeto und SWR, die Idee stammt von Stefan Wild und Lion H. Lau. Regie führte Holger Haase.
Mit sanftem Singsang macht sich die Kommissarin undercover an den rabiaten Übeltäter Robert (Pascal Goffin) heran, ein leider nur schwer glaubhaftes Agentenspiel. Robert hat auf dem Schiff in seinem jüngeren Bruder Marvin (Jakob Schmidt) einen eifrigen Helfer. Schon beim Einstieg hatte Marvin, der Steward, geheimnisvolle Blicke mit dem Bootsführer getauscht. Auch mit ihm, so stellt sich später heraus, steckt Marvin unter einer Decke. Jakob Schmidt, der diesen undurchsichtigen Marvin spielt, ist so etwas wie ein Shooting-Star der Saison. Unter anderem war er jüngst im Spielfilm "Im Westen nichts Neues" und in der Serie "Babylon Berlin 4" zu sehen.
Elena, die Kommissarin, wird von Hayal Kaya als sanfte Ermittlerin angelegt. Sie setzt auf Deeskalation als Strategie gegenüber den Geiselnehmern. Leider macht es ihr das Drehbuch (Stefan Wild, Lisa Bunke) in ihrem Undercover-Job recht leicht. Sie konferiert per Handy als Gefangene im Zwischendeck ständig mit ihrem neuen Team an Land.
Wehmütig muss sie sich im Film als Emigrantin aus der Türkei etablieren, sie erinnert sich ans frühere Segeln am Bosporus. Am Bodensee will sie ein "neues Leben" als transidente Frau und Kommissarin beginnen. Hayal Kaya selbst beschreibt im Interview diese Situation aus eigener Erfahrung so: "Sie können sich nicht aussuchen, in welchem Land Sie geboren werden und ob ihre Seele und ihr Körper zueinander passen oder nicht."
Im Film gibt es nur kurze, stumme Andeutungen zu dieser Situation, die Dialoge mit ihrem Gegner enden bei der sonst vorherrschenden allgemeinen Redseligkeit in eher rätselhaften Ellipsen. Ohnehin wirkt "Seeland – Ein Krimi vom Bodensee" ein wenig wie eine Kopie anderer Bodensee-Krimis. Für eingefleischte Liebhaber des Genres "Nature and Crime" hält die Regie aber immerhin ein paar schöne Sonnenuntergänge und Nachtaufnahmen bereit.
Seeland – Ein Krimi vom Bodensee – Do. 15.12. – ARD: 20.15 Uhr