Tatort
05.01.2025 • 20:15 - 21:45 Uhr
Serie, Krimireihe
Lesermeinung
Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, li.) und Freddy Schenk (Dietmar Bär, r.) auf Spurensuche bei Stefanie Schreiter. Auch sie steht auf Fabian Pavlous Schuldnerinnen-Liste.
Vergrößern
So geht es nicht weiter: Monika Lehnen (Tilla Kratochwil) kann mit der prekären Situation nicht mehr umgehen. Jost Lehnen (Roman Knižka) versucht sie zu beschwichtigen. Doch ohne Erfolg … Sie streiten heftig.
Vergrößern
Jost Lehnen (Roman Knižka) und seine Frau Monika (Tilla Kratochwil), beim kargen Frühstück. Sehr zu ihrem Unmut hat er aus Sparsamkeit nun auch noch die Warmwasserbereitung ausgeschaltet.
Vergrößern
Unerwarteter Besuch von der Polizei: Marcin Wojcik (Sebastian Hülk) ist überrascht, als Kommissar Fredy Schenk plötzlich vor der Tür steht. Es geht um seinen hoch verschuldeten Schwager Timo Eichhoff.
Vergrößern
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2024
Altersfreigabe
12+
Serie, Krimireihe

Rein in die Schulden

Von Eric Leimann

Im "Tatort: Restschuld" müssen Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) das Verschwinden eines Inkasso-Eintreibers aufklären. Seine verzweifelten Schuldner sind tatverdächtig. Der Kölner Krimi erzählt von unerwarteter Armut in Deutschland – und der Scham der Betroffenen.

Fröhlichkeit im "Tatort: Restschuld" versprüht zu Beginn einzig und allein das spätere Opfer dieses Krimis. Fabian Pavlou (Thomas Hauser), bester Außendienstler bei "Correct Incasso", macht sich gerade auf den Nachhauseweg zu seinem Mann David (Vladimir Korneev). Im schicken Firmenwagen plant er am Handy einen schönen Urlaub mit dem Lebensgefährten, als plötzlich im Dunkeln etwas seinen Wagen trifft. Pavlou hält an – und wird angegriffen. Die Kölner Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) finden wenig später eine Menge Blut von Pavlou, aber keine Leiche. Wurde der Inkasso-Manager entführt? Wird bald eine Lösegeldforderung eintreffen? Da erst mal nichts kommt, ermitteln die Kölner unter den "Kunden" des Verschwundenen.

Drei Parteien geraten dabei schnell in den Fokus: Das Ehepaar Jost (Roman Knižka) und Monika Lehnen (Tilla Kratochwil) hat sehr viel bessere Tage gesehen. Deshalb leben die beiden auch – noch – in einem großen Haus, das Pavlou kurz vor Feierabend aufsuchte. Weil die Lehnens ihre Jobs als Lehrer und Musikerin krankheitsbedingt nicht mehr ausüben konnten, sparen sie nun an allen Ecken und Enden: Heizung, Essen, Freizeitaktivitäten. Doch das Haus ist noch nicht abbezahlt. Die beiden gehen kaum noch vor die Tür. Trifft man doch mal alte Bekannte, wird verheimlicht, wie es um einen steht.

Genauso verschämt betrachtet die zweifache Mutter Stefanie Schreiter (Katharina Marie Schubert) ihr Leben. Die Steuerfachangestellte steht kurz vor der Gehaltspfändung. Sie ist vorübergehend wieder bei ihrem grantelnden Vater eingezogen. Wie soll sie nur einen Anzug für den Tanzstunden-Abschlussball ihres Ältesten finanzieren? Auch der junge Physiotherapeut Timo Eckhoff (Ben Münchow) hat massive Geldsorgen. Er arbeitet zusätzlich zum Day-Job als mobiler Masseur. Am späten Abend behandelte er im Luxushotel einen seiner Privatkunden. Doch er wurde nicht bezahlt. Auch Eckhoff steht das Wasser bis zum Hals. Alle Schuldner standen unter großem – von Pavlou verkörpertem – Druck. Hat einer von ihnen die Nerven verloren?

Deutsche schämen sich für ihre Schulden

Drehbuchautorin Karlotta Ehrenberg ("Tatort: Marlon") hat sich mit ihrem Beitrag fürs Kölner Revier nicht zum ersten Mal mit Schulden und den Eintreibe-Praktiken selbiger beschäftigt. Die 1979 geborene Journalistin ist Autorin des 2022 erschienenen Sachbuches "Ich mach mich fertig. Vom ewigen Schuften am persönlichen Glück".

Für Buch und "Tatort" hat sie intensiv unter verschuldeten Menschen, aber auch Inkasso-Unternehmen recherchiert. "Viele Praktiken, die hierzulande angewendet werden dürfen, sind moralisch höchst zweifelhaft", sagt Ehrenberg. "Auch haben die Deutschen ein besonders emotionales Verhältnis zu Schulden, die Schuld an den Schulden wiegt ebenso schwer wie die Scham darüber." Krankheit, Arbeitsplatzverlust, Trennung und dauerhaftes Niedrigeinkommen sind die Hauptursachen für Überschuldung, stellte Karlotta Ehrenberg im Rahmen ihrer Recherchen fest. Lebensereignisse, die fast jeden Menschen treffen können.

Entsprechend exemplarisch und doch auf den ersten Blick ungewöhnlich sind die Schuldner im Film: Ein gebildetes mittelaltes Paar im schicken Haus. Eine ganz normale Mutter mit solidem Job. Ein junger, fleißiger Kleinunternehmer. Dass der "Tatort: Restschuld" im nasskalten Köln spielt – gedreht wurde im November und Dezember 2023, passt zum Plot.

Die altgedienten Kommissare Ballauf und Schenk standen schon immer für soziale Themen und sie blicken bis heute empathisch auf eine Gesellschaft, in der es aufgrund multipler Krisen zunehmend härter zugeht. Regie führte Claudia Garde ("Eine gute Mutter"), die beklemmende, aber auch fotografisch starke Bilder (Kamera: Lena Katharina Krause) für das stille, schamvolle Leid ihrer Schuldner findet. Viele Szenen spielen in geschlossenen Räumen mit gedimmten Licht. Kaum ein Laut dringt vom Leben draußen hinein, um die Isolation der Betroffenen zu verdeutlichen. Ein entsprechend leiser, aber guter "Tatort" im ja meist auch etwas tristen Monat Januar. "Tatort: Restschuld" passt leider gut in unsere Zeit – und vermittelt eine Botschaft, die es auszuhalten gilt.

Tatort: Restschuld – So. 05.01. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das beste aus dem magazin

Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als "Doc Esser" in TV und Hörfunk sowie als Buchautor.
Gesundheit

Adventszeit: Genießen mit gesunder Gelassenheit

Die Weihnachtszeit muss nicht ungesund sein. Mit ein paar einfachen Tipps kann man die Adventszeit genießen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Entscheidend ist, was man das ganze Jahr über macht.
Oliver Mommsen vor einem Weihnachtsbaum.
HALLO!

Oliver Mommsen über seine Rolle in "Eine fast perfekte Bescherung"

Im Weihnachtsfilm „Eine fast perfekte Bescherung“ müssen die Anwohner eines Berliner Viertels an Weihnachten ihre Wohnungen verlassen, weil eine Weltkriegsbombe entschärft wird. In einer Turnhalle findet sich eine bunt gemischte Truppe zusammen, die nun mit dieser Situation umgehen muss. Oliver Mommsen spielt Pfarrer Klaus Meier. Mit prisma hat er über den Film und über Weihnachten gesprochen
Carsten Henn lehnt an einer Wand.
HALLO!

Carsten Henn: „Wein ist ein bodenständiges Produkt“

Bestsellerautor Carsten Henn ist thematisch breit aufgestellt. Neben seinen Bestsellern wie „Der Buchspazierer“ und „Sonnenaufgang Nr. 5“ hat er sich einen Namen als Verfasser kulinarischer Kriminalromane gemacht. Da blitzte seine Liebe für den Wein schon hier und da auf. In seinem neuen Weinbuch schenkt der renommierte Weinjournalist und Weinbauer sein fundiertes fachliches Know-how nun einzigartig praktisch und unterhaltsam ein: Mit 66 wohldosierten und klug ausgewählten Fragen nimmt er seine Leser in „Simply Wine“, erschienen bei ZS, mit in die Welt des Weins. prisma hat mit ihm über sein neues Buch gesprochen.
Doc Julia Fischer
Gesundheit

Wenn der Harndrang zum Rätsel wird

Ständiger Harndrang, Schmerzen, keine klare Diagnose: Wenn die Blase Probleme macht, beginnt oft eine jahrelange Suche nach Ursachen. Warum Ärzte manchmal ratlos sind und was hilft, wenn Beschwerden chronisch werden.
Eine Grafik mit Händen zum Thema Aids.
Gesundheit

Aidshilfen rufen zu Solidarität auf

Der Welt-Aids-Tag am 1. Dezember macht seit 1988 auf HIV und Aids aufmerksam. Mit dem Motto "Gemeinsam. Gerade jetzt." rufen deutsche Organisationen zu Solidarität auf.
Markus Oelze mit rosa Hemd
Gesundheit

Wechselwirkungen mit Medikamenten: Vorsicht bei diesen Lebensmitteln

Ein Apotheker erklärt, welche Wechselwirkungen zwischen Lebensmitteln und Medikamenten zu beachten sind. Besonders Milch, Alkohol und Grapefruitsaft können problematisch sein.