Tod am Rennsteig - Auge um Auge
09.03.2023 • 20:15 - 21:45 Uhr
Fernsehfilm, Kriminalfilm
Lesermeinung
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Originaltitel
Tod am Rennsteig - Auge um Auge
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2023
Fernsehfilm, Kriminalfilm

Thüringen, ein bisschen moderner

Von Eric Leimann

Eine neue Krimireihe aus Thüringen soll den ARD-Donnerstagabend "bereichern" – und das könnte tatsächlich etwas werden. "Tod am Rennsteig – Auge um Auge" startet zwar etwas zu "groß" mit Ritual- und Serienmorden, baut jedoch auf ein interessantes Team und durchaus starke Zwischentöne.

Kein noch so kleiner Ort, nicht die entlegendste Region Deutschlands kann sich verstecken, wenn die Krimi-Konzeptionierer des hiesigen Fernsehens nach neuen Schauplätzen suchen. Neulich wurde im ZDF sogar ein Wendlandkrimi (mit Ulrich Noethen) aus der Taufe gehoben, einer der bevölkerungs- und wahrscheinlich "mordärmsten" Landstriche Norddeutschlands. Und nun muss der Rennsteig dran glauben, eine bislang eher für Wanderrouten denn Ritualmorde bekannte Destination. Doch was soll der Provinz-Vorwurf? In der schönen Landeshauptstadt Erfurt, immerhin gut 200.000 Einwohner stark, gibt es tatsächlich die LKA-Einheit der Operativen Fallanalyse (OFA), von der im ersten Film einer geplanten MDR-Krimireihe "Tod am Rennsteig" erzählt wird.

Im Prinzip handelt es sich dabei um ein Team von "Profilern", das bei schwierigen Fällen in der Region übernimmt oder berät. In "Auge um Auge" betreten die Zuschauerinnen und Zuschauer die durchaus spezielle Welt der OFA durch die Augen der neu hinzukommenden Psychologin Annett Schuster (Kristin Suckow).

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

An deren erstem Arbeitstag – wie es das Krimiklischee eben so haben will – steht ein großer Kühlschrank auf dem Rennsteig mit Blick Richtung Wartburg, in dem ein als "Richter Gnadenlos" bekanntes Opfer tot und in Gebetspose gefesselt auf seinen Fund wartet. OFA-Leiterin Marion Dörner (Anne-Kathrin Gummich, die Mutter von "Alice"-Darstellerin Nina Gummich), Jan Kawig (Bernhard Conrad), Sabine Limmer (Berit Künnecke) und Gerichtsmedizinerin Vanessa Sun (Jing Xiang) untersuchen den bizarren Mord. Allerdings nicht, ohne zwischen den Zeilen schon mal ein paar Beziehungsfährten zu streuen.

"Wow, du bist so schön", wirft die Medizinerin der neuen Psychologin als erste Worte auf einem Waldpfad an den Kopf – und in diesem Ton geht es immer wieder mal zwischen dem "reinen" Krimiplot weiter. Im stark weiblich und mitunter divers bis fluide gebauten OFA-Team gibt es durchaus spritzig kluge Dialoge und moderne Selbstreflexionen zu hören, die zudem gut gespielt sind. Diese Momente kontrastieren die, was den Krimi betrifft, eher konventionellen Abläufe.

Ein Autor, der weiß, wie es geht

Zu den starken Frauen des Teams gesellt sich der etwas schratige Jan Kawig (Bernhard Conrad), gelernter Schreiner und alleine auf dem Land lebend, der zum Nachdenken mit seinen Mittagspausen-Stullen in die Kirche geht und ein heimatverbundener Thüringer durch und durch ist. Mit dem Schauspieler Bernhard Conrad, der selbst aus Weimar stammt, der derzeit schwer angesagten Berlinerin Kristin Suckow ("Ottilie von Faber-Castell – Eine mutige Frau") und Schauspiel-Professorin Anne-Kathrin Gummich, in deren "wurschtigen" Authentizität man lustigerweise auch ihre Tochter wiedererkennt, hat die Produktion einen tollen Cast zusammen, zudem komplett mit Ost-Wurzeln ausgestattet, der diesem Krimi bei einer angedachten Fortsetzung noch sehr guttun könnte.

Aufrund dieser Stärken sollte man sich nicht von den ersten 30 bis 45 Minuten "Tod am Rennsteig" abschrecken lassen, deren Jagd auf einen Serienmörder (nach dem Kühlschranktoten folgen weitere religiös kontextuierte Opfer!) ein bisschen zu groß gedacht ist. Eine weniger große Krimiwelt mit fett beschrifteten Profiler-Westen, CSI-Anklängen und David Fincher-Momenten hätte wahrscheinlich besser zum beschaulich-hübschen Thüringer Ambiente gepasst. Nachdem sich die Teamvorstellung und Atemlosigkeit des Falles in der Mitte des Films ein wenig legen, bietet der Krimi nämlich für den eher leicht gedachten Donnerstagssendeplatz überdurchschnittlich komplexe Figuren und angenehm kluge Dialoge. Verantwortlich dafür ist der erfahrene Drehbuchautor Jens Köster, der zuletzt an der Miniserie "ZERV – Zeit der Abrechnung" und mit Langzeitpartner und Regisseur Eoin Moore am Rostocker "Polizeiruf" zu Charly Hübners Zeiten arbeitete. Ein Mann, der weiß, wie es geht.

Echte Ostbiografien zum Anfassen

Unterm Strich lässt einen die erste Folge von "Tod am Rennsteig" (Regie: Maris Pfeiffer) mit einem etwas zwiespältigen Eindruck zurück. Man erkennt Ambition und Potenzial der geplanten Reihe – Jens Köster hat laut eigener Webseite schon das Drehbuch für einen zweiten Film geschrieben -, aber die Angst vorm Sprengen von Erwartungen, was den konventionell "atemlosen" Kriminalfall betrifft, ist hier doch noch ein wenig zu groß – was den neuen ARD-Donnerstagkrimi zu einem Zwitterwesen zwischen "überraschend inspiriert" und "arg konventionell" macht. Trotzdem würde man dieses Team gerne wiedersehen. Vor allem wegen des zwischenmenschlichen Potenzials, das hier in einzelnen Szenen wunderbar präsent ist.

Bestes Beispiel hierfür: Der Vater des erratischen Land-Singles um die 40, Ermittler Jan Kawig, wird vom famosen Uwe Preuss gespielt. Wenn der Sohn den Vater, einen verwitweten Religionslehrer, zu Hause besucht, entsteht in den kurzen Vater-Sohn-Szenen eine so starke Chemie, dass echte (Ost)biografien und Beziehungen fast schon greifbar präsent sind. Die Szenen zwischen Conrad und Preuss sind schon atemberaubend gut. Mehr davon und "Tod am Rennsteig" wird ein Krimi, über dessen Titel niemand mehr lachen wird.

Tod am Rennsteig – Auge um Auge – Do. 09.03. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Darsteller

Kristin Suckow - der TV-Shootingstar im Porträt.
Kristin Suckow
Lesermeinung

Top stars

Lässiger Typ: Schauspieler Karl Urban.
Karl Urban
Lesermeinung
August Zirner in "Milchgeld. Ein Kluftingerkrimi".
August Zirner
Lesermeinung
In Film und Fernsehen erfolgreich: Gabriel Byrne
Gabriel Byrne
Lesermeinung
Preisgekrönter Charakterkopf: Michael Gwisdek.
Michael Gwisdek
Lesermeinung
Der Mann mit dem Schnauzbart: Tom Selleck.
Tom Selleck
Lesermeinung
Ich baller genauso gerne wie Sabata! Yul Brynner 
als Indio Black
Yul Brynner
Lesermeinung
Wurde als "Dreizehn" in "Dr. House" bekannt: Olivia Wilde.
Olivia Wilde
Lesermeinung
Als Dr. House weltberühmt: Hugh Laurie
Hugh Laurie
Lesermeinung
Publikumsliebling mit markanten Gesichtszügen: Jean Reno
Jean Reno
Lesermeinung
Wuchs in Cambridge, Massachusetts auf: Ben Affleck.
Ben Affleck
Lesermeinung

Das beste aus dem magazin

Katharina Wackernagel spielt in „Mord mit Aussicht“ Marie Babler.
Weitere Themen aus dem Magazin

Katharina Wackernagel: „An die Stelle von Skepsis ist Vorfreude getreten“

Fans des fiktiven Eifel-Örtchens Hengasch können sich freuen: Ab Dienstag, 16. April, läuft die fünfte Staffel der Erfolgsserie "Mord mit Aussicht" immer dienstags um 20.15 Uhr in der ARD. prisma hat mit Hauptdarstellerin Katharina Wackernagel anlässlich dieses Starts gesprochen.
"Reisen Reisen" ist Deutschlands beliebtester Reise-Podcast.
Reise

Reise-Tipp fürs Wochenende: Utrecht

Wer auf der Suche nach Inspiration rund ums Verreisen ist, kommt an Deutschlands beliebtestem Reise-Podcast „Reisen Reisen“ nicht vorbei. Jochen Schliemann und Michael Dietz nehmen Euch mit zu Zielen, die „um die Ecke“ oder am Ende der Welt liegen. Einer ihrer Lieblinge in den Niederlanden: Utrecht!
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie, Buchautor und bekannt als „Doc Esser“ in TV und Hörfunk.
Gesundheit

In wenigen Tagen den Darm auf Trab bringen

Rund 20% aller Menschen in Deutschland leiden unter Verstopfung. Doc Esser verrät, was wirklich hilft.
Henning Krautmacher setzt sich für die Organisation „yeswecan!cer“ ein.
HALLO!

Henning Krautmacher: „Haben gemerkt, wie wichtig der Austausch untereinander ist“

Henning Krautmacher, früherer Frontmann der Höhner, stellt bei der „Yes!Con“ im Mai einen Song vor, mit dem er die Krebserkrankung seiner Frau Anke und ihren gemeinsamen Weg durch die Höhen und Tiefen der Krankheit und Therapie verarbeitet. Beide freuen sich auf die Gelegenheit, sich bei der Convention in Berlin mit anderen auszutauschen.
"Der Millionen Raub"-Regisseur Lars Becker im exklusiven Interview.
HALLO!

Lars Becker: "Viele deutsche Serien haben ein simpel gestricktes Frauenbild"

Lars Becker ist der Fachmann, wenn es um das Genre Krimi geht. Das beweist der Filmregisseur und Drehbuchautor erneut mit "Der Millionen Raub", zusehen am 8. April im ZDF. Lesen Sie hier das interessante Interview mit dem Filmemacher.
Dr. Julia Fischer moderiert mittwochs um 
20.15 Uhr die SWR-Gesundheitssendung 
„Doc Fischer“, ist Buchautorin („Medizin der 
Gefühle“) und medizinische Expertin in Talkshows wie „hart aber fair“ (ARD). Als Host 
des neuen ARD Gesund YouTube-Kanals erklärt sie anschaulich medizinische Themen
Gesundheit

Inkontinenz – was Männer gegen unkontrollierten Harndrang tun können

Harninkontinenz wird häufig als Frauenleiden wahrgenommen, doch besonders im höheren Alter stimmt das nicht, auch viele Männer sind betroffen. Dr. Julia Fischer gibt in der Kolumne Tipps, was Männer gegen unkontrollierten Harndrang tun können.