Autist liebt Chaotin. Und das auch noch im Niedriglohnsegment eines Luxus-Hotels. Der lakonisch-ambitioniert gedachten Komödie fehlt es ein wenig an echtem Leben.
Der hochintelligente, aber autistisch veranlagte Florian (Sebastian Zimmler) arbeitet als Assistent des Facility Managers Henk (Martin Wuttke) in einem alpinen Luxushotel. Heimlich ist er in das chaotische Zimmermädchen Valerie (Mina Tander) verliebt, die den scheuen jungen Mann allerdings kaum beachtet. Florian bespricht seine Gefühle lediglich mit dem väterlichen Freund Henk. Der wiederum gibt dem Autisten Tipps, wie er es in Liebesdingen besser machen kann als er selbst, dessen Beziehung zu Valeries Chefin Marta (Therese Hämer) vor vielen Jahren zerbrach. Ob Florian es schaffen wird, Valeries Herz zu erreichen? Der 1984 geborene Autor Markus B. Altmeyer ("Mit Burnout durch den Wald") liebt tragikomische Stoffe. "Verliebt in Valerie" hier ist ihm an manchen Stellen etwas zu bemüht geraten. Der Film läuft nun mit etwas Verspätung im Ersten – ursprünglich sollte er Ende Januar ausgestrahlt werden, er wurde aber für eine Übertragung von der Handball-WM kurzfristig verschoben.
Es ist das alte Lied. Bist du behindert, hast du es schwer, das Herz einer "normalen Frau" zu erobern. Wobei man fragen muss: Wer hat in diesem Plot größere Schwierigkeiten, die spitzen Klippen des Lebens zu umschiffen? Florian, den spontane Änderungen routinierter Abläufe Schweissperlen auf die Stirn treiben? Oder Valerie, die nach Chaos-Trennung vom strengen Biedermann Rainer (Johannes Zirner) das Sorgerecht für ihr Töchterchen verloren hat?
Nun sammelt das Dienstmädchen mit Mini-Gehalt Geld für einen Anwalt – und scheut dabei auch vor kleineren Diebstählen im Hotelzimmer nicht zurück. Gut, dass sie dabei heimlich von ihrem autistischen Schutzengel beobachtet wird, der entwendete Geldmünzen in Hotelzimmern umgehend aus eigener Tasche ersetzt. Es müsste doch mit dem Komödien-Teufel zugehen, sollte derlei Liebespassion nicht belohnt werden.
Leider ist das "Herz am rechten Fleck" in dieser Komödie oft ein wenig zu offensichtlich. Sebastian Zimmler ("Was bleibt") macht seine Sache als autistischer Liebhaber zwar recht gut, trotzdem muss das Ensemble-Mitglied des renommierten Hamburger Thalia-Theaters öfter gegen Handicap-Klischees anspielen, die man dem jungen Liebenden ins Drehbuch schrieb. Immer wenn es lustig ist, kann der nämlich keine Gefühle lesen oder zeigen. Wenn es dagegen romantisch wird – dann schon. Stimmig ist etwas anderes.
Überhaupt wirkt das gesamte Figuren-Ensemble ein wenig zu künstlich und ausgedacht. Auch die 2018 mit dem Bayerischen Fernsehpreis geehrte Regisseurin Claudia Garde (für "Eine gute Mutter" und "Das Nebelhaus") schafft es nicht, der mit seltsamen Easy Listening-Countryklängen (von Gardes Stamm-Komponist Colin Towns) unterlegten Komödie mehr als nur halbwegs echtes Leben einzuhauchen. Insofern ist bei "Verliebt in Valerie" leider nur der Titel französisch leicht, die Umsetzung dagegen teutonisch schwer.