Kürzlich kamen zweieiige Zwillinge im Grundschulalter mit ihren Eltern in meine Praxis. Die beiden sind neun Jahre alt, und die Eltern wollten sich bei mir schon mal vorsorglich darüber informieren, ab wann sie ihre beiden Kinder gegen Humane Papillomviren (HPV) impfen sollten. Sehr überrascht sind sie, als ich vorschlage, die Zwillinge schon jetzt zu impfen. „Mit neun Jahren? Aber die beiden sind doch noch Kinder und denken nicht im Traum daran, sich zu verlieben!“, staunte die Mutter.
„Also, ihr beiden“, wandte ich mich an die Zwillinge, „lasst uns kurz über die Impfung sprechen, damit ihr wisst, dass sie wichtig ist. Humane Papillomviren können nicht nur Gebärmutterhalskrebs, sondern auch alle möglichen Arten von Krebs verursachen. Sie sind auch für einige andere unangenehme Krankheiten verantwortlich, zum Beispiel Warzen im Genitalbereich. Bei Mädchen und bei Jungen!“ Und das ist nicht einmal so selten. HPV-Infektionen gehören zu den weltweit am weitesten verbreiteten Infektionen. „Einfangen“ kann man sich die Viren auch nicht nur beim Sex, sondern auch über kleine Verletzungen der Haut oder Schleimhaut. Die Impfung schützt dagegen. Das ist inzwischen in großen Studien bewiesen. Aber es kommt auch darauf an, dass der Impfschutz vollständig ist.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) beim Robert-Koch-Institut empfiehlt die Impfung für alle Kinder zwischen neun und 14 Jahren. „Wenn ihr und eure Eltern jetzt damit einverstanden seid, werde ich euch heute bereits die erste Impfung geben, nach fünf Monaten dann die wichtige zweite Dosis. Dass ihr so früh kommt, ist wunderbar, denn ab 15 Jahren sind nicht mehr nur zwei, sondern drei Impfdosen nötig. Der frühe Piecks lohnt sich also. Seid ihr einverstanden?“, fragte ich die Zwillinge. Sie nickten. Das Wort Warzen klang schon abschreckend genug. Und zu zweit ist man ja auch immer ein wenig mutiger.