06.02.2023 Arzt-Kolumne

Welche Impfungen brauchen Menschen mit Rheuma?

Von Franziska Wiesent
Dr. Franziska Wiesent ist Fachärztin für Innere Medizin, Rheumatologie und Ärztliche Leitung des Endokrinologikum München.
Dr. Franziska Wiesent ist Fachärztin für Innere Medizin, Rheumatologie und Ärztliche Leitung des Endokrinologikum München. Fotoquelle: privat

Rheumapatienten sind wegen ihrer Erkrankung grundsätzlich als immungeschwächt einzustufen. Deshalb sind Impfungen gegen diverse Krankheiten für sie oft unerlässlich. Dr. Franziska Wiesent klärt auf.

„Ich leide unter rheumatoider Arthritis. Jetzt hört man so viel von Infektionskrankheiten, die gerade grassieren: Habe ich ein erhöhtes Risiko, mich anzustecken? Und gegen welche Krankheiten sollte ich mich besser impfen lassen?“ Diese Fragen stellte mir eine Patientin. Die 55-Jährige wollte auch wissen, ob Totimpfstoffe für sie sicher seien. Die empfohlenen Standardimpfungen, wie etwa die gegen Tetanus, Diphtherie oder Keuchhusten hatte sie kürzlich auffrischen lassen. Auch gegen Covid-19 war sie vollständig geimpft. Rheumapatienten sind wegen ihrer Erkrankung grundsätzlich als immungeschwächt einzustufen. Das heißt, dass ihr Immunsystem beeinträchtigt sein kann. „Das kann mit der Krankheit selbst oder auch mit den Folgen von Medikamenten zu tun haben, die sie gegen ihre Erkrankung einnehmen“, erklärte ich ihr. Infektionskrankheiten können dann einen schwereren Verlauf nehmen als bei Menschen mit einem gesunden Immunsystem. Es kann auch eher zu Komplikationen kommen. Und insgesamt ist das Risiko, zu erkranken, erhöht. Je aktiver die Rheumakrankheit ist, desto infektgefährdeter sind Patienten.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) am Robert Koch-Institut empfiehlt Personen mit geschwächtem Immunsystem daher einen möglichst weitreichenden Impfschutz. Ich riet der Patientin, sich nach diesen Empfehlungen zu richten. Die Stiko rät Menschen mit Immunschwäche unter anderem zur Grippeschutzimpfung, zur Impfung gegen Pneumokokken, die unter anderem eine Lungenentzündung hervorrufen können, und gegen Meningokokken. Diese können eine Hirnhautentzündung auslösen. Des Weiteren raten die Experten immungeschwächten Patienten zu Impfungen gegen Herpes Zoster, auch Gürtelrose genannt, sowie Hepatitis B.

Grundsätzlich können Rheumapatienten und alle anderen Patienten mit Immunschwäche mit allen sogenannten Totimpfstoffen immunisiert werden. Diese enthalten nur abgetötete Erreger oder Teile davon, die sich nicht mehr vermehren können. Auch alle Impfungen gegen Covid-19 zählen hierzu. „Ideal ist es, wenn Sie sich vor Beginn einer immunsuppressiven Therapie impfen lassen. Dann ist der zu erwartende Impferfolg am größten“, riet ich der 55-Jährigen. Das ist bei manchen Patienten nicht möglich. Alle Impfungen mit Totimpfstoff können dann auch während einer Therapie erfolgen. Angesichts des erhöhten Risikos sollten Menschen mit Rheuma bei ihrem Haus- oder Facharzt anfragen, um ihren Impfstatus überprüfen und vervollständigen zu lassen.

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