21.02.2022 Arzt-Kolumne

Brustaufbau: Neues Selbstwertgefühl

von Jens-Peter Sieber
Dr. med. Jens-Peter Sieber ist Chefarzt Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie sowie Handchirurgie im Helios Klinikum Pirna.
Dr. med. Jens-Peter Sieber ist Chefarzt Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie sowie Handchirurgie im Helios Klinikum Pirna. Fotoquelle: Helios Klinikum Pirna

"Ich fühle mich als Frau einfach nicht mehr vollständig, seitdem mir nach meiner Brustkrebsoperation die Brust abgenommen wurde. Ich hoffe sehr, mit einer Brustrekonstruktion auch meine Identität als Frau zurückzuerlangen." Mit diesen Worten wandte sich vor einigen Wochen eine 44-jährige Patientin an mich. "Wir werden eine gute Lösung für Sie finden. Für die Wiederherstellung nach Brustkrebs gibt es verschiedene Verfahren: mit Silikonimplantaten oder mikrochirurgisch und mit körpereigenem Gewebe", erklärte ich der Ehefrau und Mutter zweier Kinder. "Sie müssen allerdings viel Geduld mitbringen, je nachdem, welches Verfahren für Sie in Frage kommt", fügte ich hinzu.

Wann immer möglich, kommen brusterhaltende Verfahren bei einer Brustkrebs-Operation zum Einsatz. Voraussetzung für brusterhaltendes Operieren ist die Möglichkeit, den gesamten Tumor entfernen zu können. Lage und Größe des Tumors sowie das Größenverhältnis von Tumor und Brust spielen dabei eine große Rolle. Im Rahmen der Operation werden der Tumor und seine Umgebung sowie der Wächterlymphknoten entfernt. Welche Operationsmethode die richtige ist, hängt vom Einzelfall ab. Deshalb erhält jede Betroffene immer eine individuelle Beratung. Denn die konkrete Situation der Patientin ist Basis für die individuelle, medizinisch sinnvollste Entscheidung. Daran Anteil haben viele verschiedene Experten. In unserem zertifizierten Brustzentrum arbeite ich eng mit einem interdisziplinären Team von Gynäkologen, Onkologen, Pathologen, Radiologen, Nuklearmedizinern, Strahlentherapeuten und Psychologen zusammen.

Leider war eine brusterhaltende Operation aus medizinischen Gründen bei meiner Patientin nicht möglich, sodass eine komplette Entfernung der Brust notwendig wurde. Dies war für die Patientin mit großen psychischen Problemen und einem Verlust an Selbstwertgefühl verbunden. "Mit den heutigen Möglichkeiten der plastischen Chirurgie können wir Ihre Brust aber sehr gut wiederherstellen", beruhigte ich die 44-Jährige. Zum Wiederaufbau werden dabei entweder Silikonimplantate oder das körpereigene Fett-Haut-Gewebe genutzt. Nach einer Strahlentherapie wurde bei der 44-Jährigen mit Eigenfett und Haut eine neue Brust rekonstruiert. Das nötige Gewebe entnahmen wir aus dem Bauch.