17.05.2021 Arzt-Kolumne

Warum werden bei Erwachsenen die Zähne schief?

Von Julia Thome
Dr. med. dent. Julia Thome ist Zahnärztin im Kölner Carree Dental. Tätigkeitsschwerpunkte sind Funktionsdiagnostik/-therapie und Wurzelkanalbehandlungen.
Dr. med. dent. Julia Thome ist Zahnärztin im Kölner Carree Dental. Tätigkeitsschwerpunkte sind Funktionsdiagnostik/-therapie und Wurzelkanalbehandlungen. Fotoquelle: privat

Vor wenigen Wochen suchte mich eine 25-jährige Patientin auf. "Ich habe das Gefühl, meine Schneidezähne werden immer schiefer. Kann das überhaupt sein?", fragte sie mich. "Ja, das ist möglich. Dafür gibt es mehrere Gründe", erklärte ich ihr. Nicht selten tanzen unsere Zähne erst im Erwachsenenalter aus der Reihe – etwa durch fehlende Zähne, einen durchbrechenden Weisheitszahn oder nächtliches Zähneknirschen.

Schiefe Zähne können viele Ursachen haben. Oft sind sie angeboren, aber auch frühkindliches "Fehlverhalten" wie intensives Nuckeln am Schnuller oder das Lutschen am Daumen können Auslöser sein. Sie sind keineswegs ein rein ästhetisches Problem. Nicht selten führen sie auch zu dentalen Beschwerden wie Karies und Zahnfleischentzündungen. So war es auch im Falle meiner jungen Patientin. Ich riet ihr dringend zur Korrektur der Zahnfehlstellung – nicht nur um ihre Mundhygiene zu verbessern, sondern auch um mögliche weitere Beschwerden zu vermeiden. Denn: Werden fehlerhaft positionierte Zähne und Kieferbögen nicht behandelt, so kann dies zu Schwierigkeiten beim Sprechen und Kauen führen. Selbst Schwindel und Verspannungen sind mögliche Folgen. Der medizinische Hintergrund: Zwischen Kau- und Bewegungsapparat besteht eine nicht zu unterschätzende Wechselwirkung.

Im Gegensatz zu Fehlstellungen des Kiefers ist es für eine Zahnkorrektur auch im Erwachsenenalter nicht zu spät. Eine konventionelle Standard-Methode gegen schiefe Zähne sind festsitzende Brackets. Diese kleinen Keramik-, Metall- oder Kunststoff-Plättchen werden auf die Zähne geklebt und mit einem Draht gespannt. Durch den permanenten Druck "rutschen" die störenden Zähne innerhalb weniger Monate in die optimale Position.

Da die Fehlstellungen bei der erwähnten Patientin nicht so ausgeprägt waren, kam bei ihr eine dezentere Alternative in Frage, nämlich sogenannte Aligner. Diese Zahnschienen sind dank ihrer Transparenz für die Mitmenschen kaum erkennbar. Und steht ein wichtiges Meeting an, so lassen sie sich – im Gegensatz zu festen Zahnspangen – für eine kurze Zeitspanne einfach herausnehmen. Dies kommt auch der täglichen Mundhygiene zugute, da Zahnbürste und -seide wie gewohnt weiter benutzt werden können.

Aligner werden per 3-D-Computer – auf Grundlage von Abdrucken oder Scans und Röntgenaufnahmen – individuell maßgefertigt. Über den Zähnen getragen, müssen sie alle zwei Wochen gegen einen neuen Satz ausgetauscht werden. Schritt für Schritt werden die Zähne so dem Idealbild angepasst. Knapp ein Jahr wird die Therapie dauern, bis die gewünschte Zahnposition erreicht ist und die Patientin wieder unbeschwert lächeln kann.

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