06.04.2021 Arzt-Kolumne

Nach dem Krebs zurück in den Alltag

von Hans Helge Bartsch
Prof. Dr. med. Hans Helge Bartsch ist Facharzt für innere Medizin, Hämatologie und Onkologie ehem. an der Klinik für Onkologische Rehabilitation des Universitätsklinikums Freiburg.
Prof. Dr. med. Hans Helge Bartsch ist Facharzt für innere Medizin, Hämatologie und Onkologie ehem. an der Klinik für Onkologische Rehabilitation des Universitätsklinikums Freiburg. Fotoquelle: KTB

Vor Kurzem rief mich eine 39-jährige Patientin an, bei der vor einem halben Jahr ein bösartiges Brustkrebskarzinom festgestellt wurde. Nach einer Chemotherapie im Anschluss an ihre Operation erhielt die Patientin eine dreiwöchige Rehabilitation in einer Fachklinik.

Ich empfahl ihr, danach eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen. "Vielen Dank für diesen tollen Tipp", bedankte sich die Patientin bei mir am Telefon. "Ich fühle mich gut aufgehoben in der Selbsthilfegruppe, mit der ich im regen Austausch bin. Auch mein Mann und meine Kinder profitieren davon. Ich bin jetzt einfach ausgeglichener."

So wie dieser Brustkrebs-Patientin geht es vielen Betroffenen. Der Austausch von Informationen, das Füreinander-da-sein und die persönlichen Erfahrungen machen Selbsthilfegruppen neben der körperlichen Genesung zu einem wichtigen Aspekt der emotionalen und psychologischen Rehabilitation nach einer Krebserkrankung. Neben der erheblichen körperlichen Belastung kann der psychische Leidensdruck Auswirkungen auf das familiäre Umfeld haben. Viele Betroffene berichten mir von schlaflosen Nächten, verzweifelten Gedanken, Abgeschlagenheit und teils mangelndem Verständnis ihres sozialen Umfelds. Die Unterstützung, die Frauen nach einer Brustkrebsoperation brauchen, können sie bei anderen Betroffenen in besonderem Maße finden. Denn sie sind häufig viel mehr noch als Angehörige in der Lage, die schwierige psychische Situation betroffener Frauen zu verstehen.

Der größte Krebsselbsthilfeverband in Deutschland ist die „Frauenselbsthilfe Krebs“ www.frauenselbsthilfe.de mit vielen regionalen Standorten. Auch während der Zeit von Kontaktbeschränkungen im Lockdown ist ein Austausch möglich: per Telefonberatung, per Online-Treffen oder über ein moderiertes Internetforum. Über den Informationsaustausch zwischen den Betroffenen hinaus bieten Selbsthilfegruppen nicht nur Unterstützung bei Problemen an. Mir berichten ehemalige Patientinnen immer wieder, dass auch oft und herzlich gelacht wird.