22.12.2022 Arzt-Kolumne

Wenn das Hörgerät nicht mehr ausreicht

Von Selina Pandiscia
Selina Pandiscia ist Hörakustik-Meisterin und CI-Akustikerin bei DeinHörzentrum in Tuttlingen.
Selina Pandiscia ist Hörakustik-Meisterin und CI-Akustikerin bei DeinHörzentrum in Tuttlingen. Fotoquelle: privat

"Trotz meines Hörgeräts kann ich immer weniger verstehen, was die Leute mir sagen", klagte mir vor ein paar Tagen in unserem Hörzentrum eine schwer hörgeschädigte 52-jährige Frau. Oft ist es in solchen Fällen so, dass das Gerät nicht optimal eingestellt ist. Dann können wir meist schnell helfen. Doch mit zunehmender Schwerhörigkeit kann es dazu kommen, dass selbst leistungsstarke Hörgeräte nicht mehr ausreichen.

In diesem Fall oder wenn beispielweise etwas Akutes wie ein Hörsturz vorgefallen ist, empfehlen wir den Betroffenen dann häufig, sich an eine spezialisierte Cochlea-Implantat-Klinik zu wenden. Das riet ich auch der 52-Jährigen. Cochlea-Implantate, abgekürzt CI, unterscheiden sich von Hörgeräten dadurch, dass sie die Haarzellen im Innenohr (der sogenannten Cochlea) quasi ersetzen, die bei einem Hörverlust beschädigt sind. Sie stimulieren den Hörnerv direkt. Ein CI-System besteht aus zwei Teilen: einem externen Soundprozessor und einem Implantat, das hinter dem Ohr, unmittelbar unter der Haut in die Cochlea eingesetzt wird.

Wenn Hörgeschädigte zum ersten Mal von dieser Möglichkeit erfahren, machen sie sich oft Gedanken darüber, dass es sich um eine Operation am Kopf handelt, und haben Bedenken. So war das auch bei der schwer Hörgeschädigten. Ich konnte sie aber beruhigen: "Mittlerweile ist der Eingriff eine Routine-Operation geworden. Er kann inzwischen auch unter lokaler Betäubung durchgeführt werden", erklärte ich ihr. Das Hören mit Hilfe des Implantats wird danach quasi neu gelernt.

Wir hatten zum Beispiel einen Patienten, der sich aufgrund unserer Beratung implantieren ließ. Schon sechs Wochen nach der ersten Aktivierung des Prozessors kam er zu uns und berichtete, dass er wieder verstehen kann, was seine Frau sagt. Die letzten zehn Jahre hatte sie ihn immer sehr laut anreden müssen.

Die Kosten des Eingriffs und der Nachsorge in der Klinik und beim Akustiker werden im Regelfall von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Wichtig ist, dass man rechtzeitig zum Akustiker oder Ohrenarzt geht, wenn man merkt, dass man Probleme mit dem Hören hat. Aber auch, wenn man noch gut hört, sollte man ab einem Alter von 40 alle zwei Jahre einen Hörtest machen. Dieser dauert maximal zehn Minuten und ist bei fast allen Akustikern kostenlos. Ab 60 Jahren empfehlen wir, den Test jedes Jahr zu machen.

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