15.09.2025 Arzt-Kolumne

Zahnerosion: Mit dem Alter wächst das Risiko

von Julia Thome
Zahnerosion betrifft viele Menschen, insbesondere ältere. Säurehaltige Lebensmittel, Mundtrockenheit und Refluxkrankheit schädigen den Zahnschmelz. Was Betroffene wissen sollten.
Dr. med. dent. Julia Thome ist Zahnärztin im Kölner Carree Dental. Ihre Tätigkeitsschwerpunkte sind Funktionsdiagnostik/-therapie und Wurzelkanalbehandlungen.
Dr. med. dent. Julia Thome ist Zahnärztin im Kölner Carree Dental. Ihre Tätigkeitsschwerpunkte sind Funktionsdiagnostik/-therapie und Wurzelkanalbehandlungen. Fotoquelle: privat

"Was ist eigentlich eine Zahnerosion – und ist diese gefährlich?“ Das fragte mich vor ein paar Tagen eine 53-jährige Patientin in meiner Sprechstunde. „Darunter versteht man einen erheblichen Verschleiß des Zahnschmelzes. Ausgelöst wird dieser Prozess meist durch Säuren im Mund, wie sie unter anderem in Äpfeln, Ananas, Bananen und Orangen enthalten sind. Doch nicht nur frisches Obst, sondern auch Fruchtsaft kann schädliche ‚Säureattacken‘ verursachen“, erklärte ich der 53-jährigen. Denn vermeintlich gesunder Fruchtsaft enthält einen guten Teil Zitronensäure wie übrigens auch Eistee und Cola. Und diese hat es in sich: Leidet anfangs vor allem der Zahnschmelz, so wird früher oder später auch das Dentin, also ein wesentlicher Teil der Zahnsubstanz, in Mitleidenschaft gezogen. Dies bekommen Betroffene oftmals schmerzhaft zu spüren.

Neben säurehaltigen Lebensmitteln fördert insbesondere Mundtrockenheit Zahnerosion. Davon besonders häufig betroffen sind ältere Menschen, da sie oftmals nicht ausreichend trinken. Außerdem nehmen sie vielfach Medikamente ein, die die Speichelproduktion hemmen, wie etwa Bluthochdruck- und Rheumamittel oder Antidepressiva. Bei älteren Frauen kommt es auch hormonell bedingt in den Wechseljahren zu einer reduzierten Speichelproduktion. Dabei ist Speichel alles andere als überflüssig: Er neutralisiert nicht nur zahnschmelzgefährdenden Säuren, sondern sorgt darüber hinaus dafür, dass die gesamte Mundhöhle feucht gehalten wird, was die Schleimhäute vor einem Austrocknen schützt. Zudem tötet er Krankheitserrger wie Bakterien in der Mundhöhle ab und versorgt die Zähne mit Kalzium. Ohne ihn würden unsere Zähne in nur wenigen Monaten erodieren.

Eine weitere Ursache für Zahnerosion stellt die mit dem Alter vermehrt auftretende Refluxkrankheit dar. Mit den Jahren verlieren die Muskeln an Spannkraft – so auch derjenige, der verhindert, dass Magensäure in die Speiseröhre gelangt. Diese greift nicht nur unser Zahnfleisch an, sondern kann auch dem Zahnschmelz erheblich zusetzen. Dieser ist im Alter übrigens generell minimiert, wodurch das weichere Zahnbein freiliegt und weniger säureresistent ist. Neben säurehaltigen Lebensmitteln und der Refluxkrankheit können auch bestimmte Medikamente wie etwa Eisentabletten oder eine starke Abrasion der Zähne durch harte Bürsten eine Zahnerosion begünstigen.