27.06.2022 Schauspielerin

Bibiana Beglau: "Ich würde gerne mehr Streaming schauen"

Von Felix Förster
Bibiana Beglau ist für ihre Vielseitigkeit bekannt.
Bibiana Beglau ist für ihre Vielseitigkeit bekannt. Fotoquelle: Rafaela Pröll

Bibiana Beglau spielt in der ersten Staffel der neuen Netflix-Serie "King Of Stonks" die Ariane. Die Serie wurde vom Erfolgsteam Jan Bonny, Facundo Scalerandi und Isabell Šuba inszeniert und ist ab dem 6. Juli beim Streaming-Dienst zu sehen. Die preisgekrönte Schauspielerin spricht im Interview mit prisma von ihren Erfahrungen beim Dreh, dem sich wandelnden TV-Markt und ihrem neuen Kinofilm.

Sie spielen in der neuen Netflix-Serie "King Of Stonks" (Streaming Start 06.07.22) die Ehefrau eines geltungssüchtigen CEO. Wie ist Ihre Rolle angelegt?

Bibiana Beglau: Ariane ist eine gutgelaunte Hausdame und Mutter eines Sohnes, die sehr gut mit ihrem auf der Überholspur lebenden Ehemann mithalten kann. Sie ist eigenständig und betreibt zusammen mit ihrem Vater einen Kunstauktionskanal. Von ihrem Vater ist die Verbindung nicht gerade geschätzt, aber die Eheleute halten zusammen, und wenn es ihr zu viel ist, die Höhenflüge des Gatten mitzumachen, bleibt sie lässig am Pool und vertreibt sich durchaus selbstständig die Zeit.

Wie war es, mit Matthias Brandt, der diesen Magnus A. Cramer verkörpert, zu spielen?

Bibiana Beglau: Herrlich ist es, lustig und herzlich. Da sind Szenen entstanden, die ich mir vielleicht erst einmal so nicht zutrauen würde. Aber mit Matthias in seiner Spielfreude erliege ich dem sofort im wahrsten Sinn des Wortes! Wir haben eine gute Spiel-Energie und sind tolle Partner. Ich hoffe, das kommt so auch bei den Zuschauern an.

"King Of Stonks" wird vom Team der Erfolgsserie "How To Sell Drugs Online (Fast)" produziert. Haben Sie etwas vom damaligen Hype um diese Serie mitbekommen?

Bibiana Beglau: Selbstverständlich habe ich das. Ich habe mir die Serie auch angesehen und fand sie klasse. Es muss ja mal erzählt werden, was die Kinder so neben der Schule treiben (lacht). Ich glaube aber, mit "King Of Stonks" ist die Produktionsfirma bildundtonfabrik sogar noch einen Schritt weitergegangen.

Schauen Sie selbst gerne Streaming-Serien?

Bibiana Beglau: Ich würde gerne viel mehr schauen, aber das lässt die Zeit leider nicht immer zu. Und wenn der Sommer kommt, bin ich lieber draußen, treffe Freunde oder sitze, schwimme, laufe, schlafe in der Natur.

Welche Herausforderungen bringt die Arbeit an einer solchen Serie für die Schauspieler mit?

Bibiana Beglau: Für mich ist es schon eine Herausforderung, nicht den Überblick über das große Ganze zu verlieren. Es sind Langgeschichten, die erzählt werden. Das heißt, dass die Charaktere viel komplexere Entwicklungsmöglichkeiten zur Verfügung haben können. Das ist großartig, erfordert aber gleichzeitig eine andere Konzentration und einen größeren Überblick.

Wie spannend ist der boomende Serienmarkt auf den Streaming-Plattformen für eine erfahrene Theater-, Kino- und Fernsehschauspielerin wie Sie?

Bibiana Beglau: Es sind ganz neue und spannende Arbeitsfelder, die sich da für uns Schauspieler und Regisseure auftun, und das find ich sehr gut. Auch, dass man nicht so bekannte Gesichter sieht und großartige neue Kollegen entdeckt, gefällt mir sehr.

Die Masse der Serien ist mittlerweile schwer zu überschauen. Als Zuschauer hat man das Gefühl, da wird ständig etwas Neues produziert. Wie sehen Sie das als Schauspielerin?

Bibiana Beglau: Da wird viel produziert und für die Corona-Zeit war das auch oft die Rettung, ein solches Angebot zu haben. Zudem versuchen die Produktionen endlich, für jeden Geschmack etwas anzubieten. Diversität bedeutet ja nicht nur PoC- oder LGBTQI-Figuren hinzuzunehmen, sondern auch viel mehr unterschiedliche Geschichten zu erzählen, die wir noch nicht gesehen und gehört haben. Menschen können viel besser etwas finden, das näher an ihnen ist, und sie in ihren Themen erreicht. Sie können auch Einblick in ganz andere Lebenswelten bekommen. Und das ist doch toll! Wir könnten das auch mit einem Büchermarkt vergleichen. Da ist das Angebot ja auch nicht zu überschauen.

Sie sind demnächst auch in dem Kinofilm "Wann kommst Du meine Wunden küssen" zu sehen. Darin geht es um drei Freundinnen, die sich wiedertreffen, um ihre Karrieren und ihr Leben zu bilanzieren. Was können die Zuschauer da erwarten?

Bibiana Beglau: Es ist ein Film über Zwischenstand und Ende, vom Scheitern und Sprachlosigkeit. Vom Einzelnen und der Gruppe. Und inwieweit laufen wir bis an unser Lebensende alleine verwundet durch das Leben, obwohl wir von Menschen stets umringt sind?

Sie sind sehr breit aufgestellt, welches schauspielerische Standbein ist Ihnen das Liebste? Der Film, die Serie, das TV oder das Theater?

Bibiana Beglau: Ich kann nicht sagen, das eine oder andere mache ich lieber. Vor der Kamera zu stehen ist ein ganz anderer Beruf als zum Beispiel auf der Bühne im Theater. Und da sind wir auch wieder bei den unterschiedlichen Geschichten für unterschiedliche Menschen und unterschiedliche Lebenszeitpunkte. Ich möchte keine der Möglichkeiten missen, diese unterschiedlichen Geschichten – aufgezeichnet im Film oder einmalig live im Theater – zu erzählen.

Neben Ihrer Arbeit als Schauspielerin sind Sie auch eine preisgekrönte Hörbuch- und Hörspielsprecherin. Was macht für Sie den Reiz dieser Arbeit aus?

Bibiana Beglau: Hörbücher und Hörspiele liebe ich selber sehr und bin ein Fan vom Radio. Die Stille und die Versenkung, zusammen im Studio zu sein und alles über die Sprache auszudrücken, ist immer wieder eine besondere Erfahrung. Auch für die Zuhörer ist es eine ganz andere Erfahrung, Geschichten im eigenen Kopf zum Leben zu bringen. Gerade habe ich zwei tolle Arbeiten beendet, das eine ist "A Beautiful Fuck Up", ein Stück über Valerie Solanas von Patrik Findeis. Das andere Projekt ist "Aminadab" von Maurice Blanchot. Solche Literatur zu Gehör zu bringen, ist nicht selbstverständlich, und hier haben das Hörbuch und das Hörspiel Möglichkeiten, Außergewöhnliches zu präsentieren.

Das könnte Sie auch interessieren