Unter dem Namen „Charly hoch 5“ hat Charly Klauser als Solo-Künstlerin ein Konzert gegeben. Im Interview gibt die Musikerin spannende Einblicke.
Du stammst aus einer Musiker-Familie. Was sind deine frühesten Erinnerungen an Musik? Welches Instrument hat es dir zuerst angetan?
Charly Klauser: Das greift sehr weit zurück. Letztendlich kann ich mich nur durch Fotos daran erinnern, denn ich war noch so klein. Meine ältere Schwester hat mit vier Jahren Geige im Orchester gespielt, und ich war bei einer ihrer Proben dabei und wollte dann auch unbedingt Geige spielen. Das habe ich meiner Mutter auch gesagt, und es gibt ein Foto davon, wie ich mit zweieinhalb Jahren auf einer Bühne im Orchester Geige spiele. Wie gut sich das angehört hat, weiß keiner (lacht).
Du hast als Kind mit der Geige auch bei „Jugend musiziert“ gewonnen. Wusstest du damals schon, dass du Berufsmusikerin werden willst?
In dem Alter macht man sich ja noch nicht so die Gedanken darüber, was man später mal werden will. Ich fühlte mich schon immer im Musik-Universum zu Hause und hätte sicher schon früh auf die Frage nach dem Berufswunsch geantwortet, dass ich mal Musikerin werden will. Es gibt auch Fotos von mir, wie ich als kleines Kind mit der Haarbürste in der Hand vorm Spiegel Mariah Carey gesungen habe. Mit elf Jahren hatte ich dann meine eigene Mädels-Rockband „The Black Sheep“, mit der ich dann bereits Konzerte spielte und jahrelang unterwegs war.
Du hast schon mit großen deutschen Künstlern wie Peter Maffay, Carolin Kebekus und Silbermond die Bühne geteilt und in einem Ärzte-Video mitgespielt. Was war dein Lieblings-Auftritt bislang?
Das umfasst einen Zeitraum von knapp 20 Jahren… Ich muss dazu sagen, dass ich natürlich immer den Wunsch hatte, mit „The Black Sheep“ oder einer meiner anderen eigenen Bands durchzustarten. Als Musikerin in anderen Bands zu spielen, hat sich dann erst Stück für Stück entwickelt und fing eigentlich erst mit der Zusammenarbeit mit Peter Maffay an. Daraus haben sich viele neue Projekte und Tourneen ergeben. Jetzt, nach vielen Jahren, habe ich quasi den „Schritt zurück“ gewagt und mache als Solo-Künstlerin meine eigene Musik. Aber zu deiner Frage: Ich habe natürlich schon mit vielen tollen Künstlerinnen und Künstlern die Bühne geteilt. Ein persönliches Highlight war, als Wallis Bird mich als Vertretung am Schlagzeug angefragt hat. Da habe ich wirklich alles stehen und liegen gelassen, um den Auftritt machen zu können. Ich muss dazu sagen, dass ich mit 17, 18 Jahren gefühlt 20 Poster von ihr an der Wand hatte und ein Riesen-Fan war.
Mit wem würdest du gerne mal zusammenarbeiten?
Da gibt es auf jeden Fall noch viele. Wenn Linkin Park noch einmal eine neue Sängerin braucht… (lacht) Spaß beiseite, es gibt international und auch in Deutschland viele tolle Künstlerinnen und Künstler, mit denen ich gerne mal etwas machen würde. Wenn ich die Chance hätte, mit Dave Grohl auf der Bühne zu stehen, würde ich wieder alles stehen und liegen lassen!
Du hast eben schon den „Schritt zurück“ angesprochen: Unter dem Namen „Charly hoch 5“ hast du als Solo-Künstlerin ein Konzert gegeben – und warst dabei an fünf Positionen gleichzeitig vertreten. Wie kommt man auf so was?
Das passt zu dem, was du eben gefragt hast: Es gibt nämlich auch ein Kinderfoto von mir, das mich dabei zeigt, wie ich mit meinen Kuscheltieren ein Konzert in meinem Kinderzimmer organisiert habe. Jedes hatte ein eigenes Instrument. Ich hatte schon ganz früh den Wunsch, auf mehreren Ebenen gleichzeitig Musik zu machen und mich telepathisch irgendwie zu klonen. Ich habe die Idee sehr lange mit mir herumgetragen. In der Corona-Pandemie hat man dann viele solcher Videos gesehen, wo Künstlerinnen und Künstler mittels geteiltem Bildschirm mehrfach vertreten waren. Das war mir aber zu einfach. Als ich vor zwei Jahren mein Album veröffentlicht habe, habe ich mir überlegt, dass ich ein ganzes Konzert mit mir an verschiedenen Instrumenten gleichzeitig spielen möchte. Denn schließlich habe ich auf dem Album auch alles selbst gemacht und eingespielt.
Wie schwer war es, sich gleich fünfmal ins Bild zu kopieren und mit sich selbst zu interagieren?
Das Ganze hat schon gut gedauert. Das Video ist so etwas wie meine persönliche Doktorarbeit. Alles musste auf die Sekunde getimed sein. Ich habe für die fünf Charlys Regieanweisungen geschrieben und diese haben sie während ihrer Auftritte jeweils dank eines Knopfs im Ohr gehört und umgesetzt. Das Komplizierte war, dass ich die Kamera selbst starten, die Musikaufnahme ebenfalls beginnen und dann an die richtige Stelle im Raum gehen musste. Wenn etwas nicht exakt gepasst hat, musste ich von vorne anfangen und im schlimmsten Fall die knapp 40 Minuten Konzert noch einmal spielen. Das nächste Mal werde ich das noch einmal optimieren. Und vielleicht mache ich dann sechs oder sieben Charlys und steigere mich immer weiter, bis ich ein ganzes Orchester zusammen habe (lacht).
Planst du eine Wiederholung des Formates?
Ich kann mir das schon sehr gut vorstellen, aber ich brauche dann wieder sehr viel Zeit dafür – und im besten Fall hole ich mir ein Kamerateam dazu. Im Making-of-Video ist ganz gut erklärt, wie aufwendig das Ganze gewesen ist. Vielleicht mache ich das auch noch einmal mit ein, zwei Coversongs. Mal sehen, ich habe auf jeden Fall sehr viele Ideen im Kopf.
Der Auftritt von Charly Klauser ist unter dem Suchbegriff „Charly hoch 5“ bei YouTube zu finden. Dort gibt es auch ein Making-of-Video.