Cornelia Gröschel spielt in der neuen Episode von "Die Toten am Bodensee" (7. November, 20.15 Uhr, ZDF) keine Polizistin, sondern eine unmittelbar von einem Verbrechen betroffene Pensionswirtin. Wie die Dresdner "Tatort"-Kommissarin diese Rolle angenommen hat, verrät sie uns im Gespräch.
Frau Gröschel, wie war es für Sie, nach der langen Zeit als Dresdner "Tatort"-Kommissarin in "Die Toten vom Bodensee" mal wieder "auf der anderen Seite der Theke" zu stehen?
Das war, ehrlich gesagt, ganz gut (lacht). Denn die interessantesten Rollen in Kriminalfilmen sind ja meistens die der Opfer, Hinterbliebenen oder der Schurken. Von daher war es mal schön, nicht erneut die vielen W-Fragen abzuarbeiten.
Kommt irgendwann der Moment, an dem die Rolle der Polizistin zu Routine wird und man gemeinsam mit den Autoren und Regisseuren den Not-Aus-Knopf drückt?
Genau, wenn es zu absurd wird, dann spricht man zum Beispiel mit der Regie. Aber so einfach ist es auch wieder nicht, denn es gibt natürlich Filme, in denen der Fall so im Vordergrund steht, dass für die privaten Erzählstränge der Figuren kaum noch Platz ist. Aber manchmal ist es schon schwierig, wenn man nur noch als Informationsfinder dient. Dann noch etwas Persönliches zu spielen, das meine Kommissarin individuell werden lässt, ist mitunter eine große Herausforderung.
Wie kritisch beobachten Sie Ihre TV-Kommissar-Kollegen am Set?
Ich glaube, ich gehöre zu den wenigen Leuten aus der Branche, die tatsächlich deutsches Fernsehen schauen und daher auch gerne die Kollegen beobachten. Für mich ist es immer wichtig, Authentizität und Glaubwürdigkeit zu vermitteln, aber es gibt durchaus Kollegen, die sagen: "Hey, ich spiele eine Kunstfigur, die lege ich eben auch entsprechend an." Das finde ich dann auch beeindruckend und schaue es mir gerne an. Ich habe als TV-Kommissarin mit einigen Szenen auch so meine Schwierigkeiten – zum Beispiel, wenn ich Gewaltszenen spielen soll. Zu beobachten, wie die Kollegen mit so etwas umgehen, finde ich schon sehr spannend. Dazu muss man sagen: Nora Waldstätten und Matthias Koeberlin haben mich wirklich herzlich in Empfang genommen – und es war eine solche Freude mit den beiden zu arbeiten, weil sie so uneitel und daran interessiert sind, dass die Darsteller von Episodenrollen eine gute Zeit haben.
Haben Sie als Dresdner "Tatort"-Kommissarin einen anderen Blick auf "Ihre" Stadt?
Ich habe gemerkt, dass ich hocherhobenen Hauptes an diese Figur herangetreten bin, weil mir bewusst wurde, dass ich jemanden darstelle, der aus der Stadt kommt, aus der ich ebenfalls stamme. Das gibt einem schon Sicherheit. Und dann kann man der Regie auch schon mal sagen, dass es wirklich nicht möglich ist, von Straße X zu Straße Y in einer bestimmten Zeit zu gelangen (lacht).
Mit dem Netflix-Film "Freaks" haben Sie vor kurzer Zeit als Superheldin mal etwas Neues gewagt. Inwiefern hat Sie dieses Format weitergebracht?
Ich habe mich über diese Rolle sehr gefreut, weil es mal etwas ganz anderes war und der Regisseur Felix Binder mich immer schon anders besetzt hat als man das im deutschen Fernsehen gemeinhin erwarten würde. Das hat man ja auch in "Lerchenberg" gesehen, in der ich diese komische Zicke Judith Kleine verkörpert habe. Natürlich haben wir uns mit einem deutschen Superhelden-Film in Zeiten von Marvel weit aus dem Fenster gelehnt, aber ich bin nach wie vor ganz glücklich mit diesem Projekt, aber ob es mich weitergebracht hat? Das kann ich gar nicht so genau sagen…
Was ist in nächster Zeit bei Ihnen geplant?
Ich drehe gerade ein kleineres Projekt in Leipzig, bevor im Frühjahr wieder die Dreharbeiten zum nächsten Tatort starten.