16.06.2021 Sänger von Helloween

Michael Kiske

Von Marcus Italiani
Helloween haben ein neues Album aufgenommen. Mit dabei auch Sänger Michael Kiske (ganz rechts im Bild).
Helloween haben ein neues Album aufgenommen. Mit dabei auch Sänger Michael Kiske (ganz rechts im Bild). Fotoquelle: Martin Haeusler

Die Hamburger Heavy-Metal-Legende Helloween veröffentlicht in diesen Tagen ihr neues, selbstbetiteltes Album. Das Besondere daran: Die beiden Ur-Mitglieder Michael Kiske und Kai Hansen sind wieder mit an Bord – zusätzlich zu den anderen fünf Musikern. Ob das Unterfangen gelingt und was die Fans der Band erwartet, erörtern wir mit Sänger und Rückkehrer Michael Kiske.

Michael, das neue Album vermischt Tradition und Moderne der Helloween-Historie. Wie funktioniert bei einer solch geballten Anzahl an Komponisten eigentlich der Songwriting-Prozess?

Nun, zunächst einmal muss man sagen, dass die Zeit, in der Andi Derris jetzt bei Helloween singt, deutlich länger anhält als meine Phase, weshalb sich viele Dinge, die er schreibt, naturgemäß eher nach den „neueren“ Helloween mit ihm anhören. Und ich habe mich in Sachen Songwriting auch völlig zurückgehalten. Das tut aber nichts zur Sache. Weikath, Hansen und Deris sind immer schon die dominanten Komponisten gewesen. Andi ist zum Beispiel in der Lage, einen Song wie "Fear Of The Fallen" zu komponieren, der witzigerweise so eine Art "Keeper Of The Seven Keys"-Spirit enthält. Wir wollten aber auch grundsätzlich einfach ein Album machen, das eine Kombination aus allem ist, was diese Band ausmacht. Es ging nicht darum, Erwartungen zu erfüllen.

Bist du denn selbst Fan der Helloween mit Andi Deris?

Mittlerweile ja. Damals habe ich das boykottiert, weil ich verletzt und enttäuscht war, dass ich rausgeworfen wurde. Aber natürlich habe ich mich im Vorfeld der Reunion-Tour mit dem Material beschäftigt. Rückblickend würde ich sogar sagen, dass Andi Deris die Band Anfang der Neunziger gerettet hat, denn wir haben als Band davor nicht mehr funktioniert.

Anschließend hast du mit der gesamten Heavy-Metal-Szene gehadert.

Ich habe einfach festgestellt, dass viele Metal-Fans, die immer behaupten, so echt und ehrlich zu sein, sich genau gegenteilig verhalten und im Grunde leere Worthülsen stopfen. Zudem hat mich diese immerfort gepriesene Negativität einfach abgestoßen. Ich wollte damit nichts mehr zu tun haben und habe im Laufe der Zeit vielleicht auch dem einen oder anderen Unrecht getan. Dennoch war das eine wichtige Phase in meinem Leben, die ich nicht missen möchte.

Wie geht Ihr in der Band heutzutage miteinander um?

Bei jedem hat ein Reifeprozess stattgefunden. Man ist mit 50 einfach nicht mehr so drauf wie mit 18. Das ist ja normal. Für mich persönlich war die Phase nach Helloween auch so wichtig, dass ich diese Zeit nicht missen möchte, auch wenn der Blickwinkel vielleicht ein anderer ist als der vieler Fans. Die persönliche Entwicklung jedes einzelnen Menschen ist der Sinn des Lebens. Deshalb sind wir hier. Und weil ich zu dieser Erkenntnis gelangt bin, kann ich auch diese Reunion machen. Als ich 2013 bei irgendeinem Festival zufällig in Michael Weikath reingelaufen bin, hat er mich gefragt, was er eigentlich getan habe, dass ich ihm ewig böse wäre. Daraufhin habe ich kurz innegehalten und dann gesagt: "Du, ich habe dir eigentlich schon lange vergeben." Das war für mich persönlich so ein Turning Point.

Wann stand der Moment fest, dass ihr nochmal ein Album machen wolltet?

Das war während der Tour, als wir dieses positive Feedback der Fans bekamen. Solange der Respekt und die Energie innerhalb der Band so groß sind, gibt es keinen Grund, aufzuhören.

"Helloween" hört sich nicht retro an.

Das ist ja auch klar. Wir haben uns alle entwickelt. Natürlich decken wir verschiedene Phasen der Band ab. Wenn ich einen Song singe, ist da immer so ein "Keper…"-Feeling. Dennoch sind wir sehr unbeschwert an die Aufnahmen herangegangen und haben uns keinerlei Druck gebeugt.

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