Als Ina Behrendsen spielt sie an der Seite von Peter Heinrich Brix und Oliver Wnuk: Julia Brendler ist Teil des Ermittler-Teams von „Nord Nord Mord“. Anlässlich des neuen Falls „Sievers und der Traum vom Fliegen“, der am 18. Dezember, ab 20.15 im ZDF ausgestrahlt wird, hat prisma mit der Schauspielerin gesprochen.
Im Dezember und Januar laufen der 22. und 23. Film der Krimi-Reihe „Nord Nord Mord“, die auf Sylt spielt. Menschen, die sonst nie Fernsehen schauen, freuen sich, wenn diese Reihe läuft, und es gibt sehr aktive Fangruppen auf einschlägigen Social-Media-Kanälen: Beeinflusst der große Erfolg die Dreharbeiten vor Ort auf Sylt?
Julia Brendler: Bei einer Außenszene neulich in Westerland haben wir um das Set herum nahezu 200 Schaulustige gezählt, die uns beim Drehen zugesehen haben. Das ist erst einmal gewöhnungsbedürftig – denn egal in welche Himmelsrichtung man sieht, man guckt immer in eine Handykamera, die auf einen gerichtet ist. Das kann irritieren, bei mir überwiegt jedoch die Freude darüber, dass unser Programm so vielen Menschen gefällt.
Sie spielen die spröde Ina Behrendsen seit 2011. Wie hat sie sich entwickelt in der Zeit – und ist sie so etwas wie ein Alter Ego für Sie geworden? Kann es vorkommen, dass sie zu den wechselnden Regisseuren sagen: Das würde Ina nie so machen oder sagen?
Julia Brendler: Na ja, also als spröde würde ich meine Ina nicht bezeichnen. Sie denkt und handelt klar und direkt und erwartet das auch von anderen. Sie hat spürbar an Emotionalität zugenommen, wie ich selbst auch. Das Schöne an der jahrelangen Arbeit mit dieser Figur ist, dass die Zeit an sich schon die Figur verändert, in ähnlichem Maße, wie Zeit und Erfahrung an mir ihr Werk getan haben. Mit der Figur über so lange Zeit zu wachsen, sie reifen zu sehen, die Authentizität und Dynamik der Figur, ohne jegliche Anstrengung zu spüren, das mag ich sehr. Insofern diskutiere ich auch gerne und ergreife für Ina Partei, wenn ich das Gefühl habe, dass ihr Ton im Drehbuch nicht getroffen wurde.
Wie lautet das Rezept für den großen Erfolg Ihrer Meinung nach?
Julia Brendler: Ich denke, es liegt schon an der ausgeklügelten Mischung der drei Kommissare. Das sind drei von Grund auf unterschiedliche Kommissare, die trotz Differenzen sorgsam und wertschätzend miteinander umgehen. Hinzu kommt das Faszinosum Sylt. Die fein justierte Mischung aus Humor, Tragik und Krimi spielt auch eine Rolle sowie die Kompetenz und Liebe, die das gesamte Team in die Produktionen geben, welche sich, meiner Meinung nach, auf den fertigen Film überträgt.
Sie kennen Sylt sicherlich mittlerweile wie ihre Westentasche: Können Sie sich daran erinnern, dass ein Drehort Sie überrascht hat im Sinne von „das hätte ich jetzt nicht erwartet auf der Insel“?
Julia Brendler: Auch wenn ich schon so viel Zeit auf dieser Insel verbracht habe, kann sich auch eine Art Heimat immerzu verändern. Ich bin an Orten, an denen ich mitunter schon häufig war, aber da sich das Leben immerzu verändert, sehe ich auch die Orte mit anderen Augen. Für mich gibt es ohnehin immer etwas zu entdecken und das müssen nicht irgendwelche Strandabschnitte sein. Schon der Duft eines Strauches an einer bestimmten Stelle kann mich betören und verweilen lassen.
Wenn Sie ständig da arbeiten, wo andere Urlaub machen, wo machen Sie denn dann eigentlich selbst Urlaub?
Julia Brendler: Für mich ist es schon erholend, wenn ich Zeit für mich habe. Da brauche ich keinen Pool, Strandkorb oder mediterranen Sonnenschein. Ein Stück Wiese, etwas zum Abkühlen und vor allem Ruhe – mehr brauche ich nicht.
Im Film sieht man Sie kiten, machen Sie das auch privat oder wie haben Sie sich darauf mit Oliver Wnuk vorbereitet?
Julia Brendler: Wir haben uns öfters zum Kite-Unterricht an der Ostsee getroffen. Ich habe das Kiten vor Jahren schon einmal gelernt und ein paar Sommer damit verbracht. Nun hat sich mein Körper an die Abläufe erinnert und so lief das ganz gut.
„Sievers und der Traum vom Fliegen“ heißt der neue Film. Was verbinden Sie persönlich mit diesem Menschheitstraum?
Julia Brendler: Ich träume manchmal vom Fliegen, also im Schlaf. Und da experimentiere ich sogar damit herum. Ich kann diese Träume beeinflussen und habe richtig Spaß daran. Bei Tage bleibe ich lieber geerdet und bin dankbar darüber, wie weit mich meine Füße getragen haben.
Bei „Nord Nord Mord – Sievers und die fünf Fragezeichen“, einem der nächsten Filme, empfängt Kollege Sievers Freunde zu einer Art Klassentreffen, was dann gefährlich für ihn wird. Sind Sie persönlich Fan von solchen Ehemaligen-Treffen und schwelgen gerne in der Vergangenheit?
Julia Brendler: Neulich habe ich von einer Klassenkameradin geträumt, an die ich viele, viele Jahre nicht mehr gedacht habe. Ich finde so etwas faszinierend und auch, wie sehr die Schulzeit mit ihren Menschen einen geprägt hat und ein Leben lang im Gedächtnis bleibt, oder wenigstens im Unterbewusstsein. Ich bin aber niemand, der groß in der Vergangenheit schwelgt. Dafür zieht mich das Hier und Jetzt viel zu sehr in seinen Bann.
Was war der beste Rat zu ihrem Beruf, den Sie je bekommen haben in der Filmbranche?
Julia Brendler: Der Rat eines Menschen, vor allem wenn es um einen künstlerischen Beruf geht, basiert ja immer auf dessen Erfahrungen im Zusammenhang mit seinem Charakter und seinen Werten. Einen solchen in sein eigenes Leben zu übertragen, finde ich daher schwierig bis unmöglich. Ohnehin mache ich eigentlich alles eher mit mir selbst aus.
Wenn es mit der Schauspielerei nicht geklappt hätte, was hätten Sie dann beruflich gemacht?
Julia Brendler: Wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wäre. Alles Spekulation! Mich faszinieren seit eh und je die Tiefen der menschlichen Psyche und die Funktion des Gehirns. Insofern könnte ich annehmen, dass ich dieses Interesse, noch viel mehr als in der Schauspielerei, zu befriedigen versucht hätte. Vielleicht als Kriminalpsychologin oder Psychiaterin.
Und letzte Frage, die allen Zuschauern unter den Nägeln brennt: Wird das was mit Ina und Feldmann?
Julia Brendler: Das frage ich mich auch mit jedem neuen Drehbuch!