01.02.2021 Schauspielerin und Moderatorin

Janin Ullmann

Von Sarah Schneidereit
Janin Ullmann möchte mehr über Beziehungen herausfinden.
Janin Ullmann möchte mehr über Beziehungen herausfinden. Fotoquelle: ZDF / MELANIE GREIM

"Wie lange ist für immer?" Das möchte Schauspielerin und Moderatorin Janin Ullmann in einem zweiteiligen Doku-Experiment herausfinden. Nach mehr als zwölf Jahren Partnerschaft ist ihre Ehe gescheitert – nun will sie ergründen, warum. Sie geht der Frage nach, ob dieses Lebensmodell überhaupt noch in eine moderne, schnelllebige Zeit passt. Wir haben mit ihr über das neue Format gesprochen. 

Sie haben sich nach zwölf Jahren von Ihrem Partner getrennt. Ist es schwer, mit so einer persönlichen Vorgeschichte ein Format mit dem Namen "Wie lange ist für immer?" umzusetzen?

Für mich war es besonders spannend an dem Format zu arbeiten, auch durch meine persönliche Motivation. Ich konnte mich noch einmal intensiv mit dem Thema auseinandersetzen, das war aufregend und berührend, vor allem weil ich fünf sehr unterschiedliche Paare begleiten durfte, mit ihnen Experimente gemacht habe und sie uns einen sehr offen Einblick in ihre Beziehungen gegeben haben.

Was wollten Sie denn unbedingt herausfinden?

Mich interessiert warum wir uns überhaupt verlieben, steckt das in unseren Genen? Was passiert unterbewusst in uns, wenn wir jemanden kennenlernen? Ich habe zum Beispiel schon mal erlebt, dass ich jemanden getroffen habe, den ich richtig spannend fand, aber beim ersten Kuss hat es trotzdem leider nicht gekribbelt. Der Kuss ist quasi so was wie ein Geschmackstest, ein Tasting. Wenn das da schon nicht passt, braucht man sich nicht noch fünfmal zu Daten und darauf zu hoffen, dass es besser wird. Und natürlich wollte ich herausfinden, ob es so etwas wie eine Haltbarkeit gibt. Kann man messen, wie lange ein Paar zusammenbleibt?

Und wie lautet Ihr Fazit? Gibt es so was wie ein "Für immer"?

Da bin ich ganz romantisch und glaube sehr an ein "Für immer" zwischen zwei Menschen. Trotzdem denke ich, dass es mehrere "Für immer" geben kann, weil die Erinnerungen an einen Menschen bleiben.

Wie wurden die Pärchen für das Format ausgewählt?

Wir wollen so divers wie möglich sein, um die unterschiedlichsten Formen der Liebe zu zeigen. Ein Paar ist schon seit über 40 Jahren verheiratet. Ein anderes lebt polygam und wieder ein anderes polyamor, also sexuell und emotional auch offen für andere Menschen neben dem eigenen Partner. Wir wollten schauen, ob es Gemeinsamkeiten zwischen all diesen Paaren gibt und wo die Unterschiede liegen.

Hat sich denn im Gespräch mit den Paaren gezeigt, dass sie an einem "Für immer" interessiert sind?

Definitiv, obwohl einige von ihnen auch kritisch darauf blicken. Nicht jeder glaubt per se an ein "Für immer" einfach so, weil so etwas ja auch nicht einfach so passiert. Da steckt viel Arbeit drin, gutes Kommunizieren und auch jeden Tag aufs Neue die Entscheidung füreinander.

Was hat Sie beeindruckt?

Mich hat ein Paar besonders beeindruckt, bei dem der Mann vorher schon einmal verheiratet war, allerdings in einer arrangierten Ehe. Durch seine jetzige Partnerin hat er gelernt, was Liebe bedeutet. Eine Offenbarung für ihn. Trotzdem war es für die beiden nicht leicht, unter solchen Voraussetzungen, in die neue Beziehung zu starten. Da ist mir noch mal bewusst geworden, dass sich aneinander zu reiben und sich auseinanderzusetzen, wichtig ist, weil es sehr viel Nähe bringen kann.

Ein Experte, der zu Wort kommt, sagt: "Verlieben steckt in unseren Genen. Das Aufziehen von Kindern ist so schwer, da brauchen wir starke Gefühle."

Ja, Professor Junker hat erforscht, dass es evolutionsbiologisch nur darum geht, Nachwuchs zu zeugen und diesen aufzuziehen. Er sagt aber auch, dass, würde es nur ums reine Kinderzeugen gehen, wir viel zu viel Sex hätten. Also muss es etwas geben, dass uns daran Spaß macht (lacht).

Welcher Frage würden Sie sich in einem ähnlichen Format gerne einmal widmen?

Für die GQ schreibe ich eine Kolumne und hoste einen Podcast. Dafür treffe ich großartige Persönlichkeiten, und auch da geht es viel um das Zwischenmenschliche. Deswegen fände ich ein Format interessant, in dem ich mich damit beschäftigt wie wir uns ständig in den verschiedensten Situationen versuchen zu optimieren und was dabei in uns passiert.

Haben Sie jetzt Lust darauf gekriegt, sich selbst wieder zu verlieben?

Das habe ich immer, auch wenn ich weiß, dass ich mich eher selten verliebe. Für mich geht es aber auch viel um das Thema Selbstliebe. Wir lernen das nämlich nicht richtig, obwohl es so gut wäre, wenn wir uns mehr damit beschäftigen würden. Es ist wichtig, dass man nicht alles nur im Außen oder in einem anderen Menschen sucht. Herauszufinden, wie man mit sich umgeht, ist was Tolles. Denn im Endeffekt gibt es definitiv eine Person, mit der wir für immer sind: wir selbst.

TV-TIPP

  • "Wie lange ist für immer?"
  • Am Donnerstag, 11. Februar 2021
  • 20.15 Uhr und 21.00 Uhr
  • ZDFneo

Das könnte Sie auch interessieren