Die britische Gitarristin und Singer-Songwriterin Joanne Shaw Taylor, die allgemein als erste Bluesrock-Gitarristin Großbritanniens gilt, hat ihr siebtes Studioalbum "The Blues Album" veröffentlicht. Für das Album hat sich die Engländerin mit Joe Bonamassa prominente Unterstützung gesichert. Der Gitarren-Virtuose hat die Platte gemeinsam mit Josh Smith in den berühmten Ocean Way Studios in Nashville, Tennessee, produziert.
Joanne Shaw Taylor hat dort persönliche Coverversionen von elf Blues-Klassikern aufgenommen, die ursprünglich von Künstlern wie Albert King, Peter Green, Little Richard, Magic Sam, Aretha Franklin und Little Milton gesungen und gespielt wurden. prisma hat sich mit der Musikerin unterhalten.
Was hat Sie an einem Cover-Album gereizt?
Joanne Shaw Taylor: Ich wusste schon zu Beginn meiner Karriere, dass ich eines Tages ein Album mit Blues-Covern aufnehmen wollte. Ich war mir nur nicht sicher, wann der richtige Zeitpunkt dafür sein würde. Ich fand es immer viel einfacher, mein eigenes Material zu schreiben, als kreative Wege zu finden, das Material anderer Künstler zu meinem eigenen zu machen. Als die Pandemie mich - wie andere Musiker auch – davon abhielt, 2020 und den größten Teil des Jahres 2021 auf Tournee zu gehen, dachte ich mir, es sei der richtige Zeitpunkt gekommen, um ins Studio zu gehen und "The Blues Album" aufzunehmen.
Wie kam die Zusammenarbeit mit Joe Bonamassa zustande, der Ihr Album produziert hat und auch darauf zu hören ist?
Joanne Shaw Taylor: Joe und ich sind seit vielen Jahren gute Freunde und Fans der Musik des jeweils anderen. Ich wollte schon immer mit Joe zusammenarbeiten, wenn sich das richtige Projekt oder die richtige Zusammenarbeit ergeben würde. Also erwähnte ich ihm gegenüber meine neue Projektidee, und er fragte mich nach meiner Songauswahl. Sofort begann er, mir Notizen zu schicken und schickte mir Songvorschläge. Da er bereits als Mentor und inoffizieller Produzent bei dem Album mitarbeitete, fragte ich ihn, ob er den Job denn nicht auch offiziell übernehmen wolle. Zum Glück hat er zugesagt.
Wie lief die Zusammenarbeit mit ihm?
Joanne Shaw Taylor: Das Album ist genauso geworden, wie ich es mir erhofft hatte. Es war ein Werk der Hingabe, das von einem Künstler, Produzenten und Freund betreut wurde, dem ich total vertraue. Als es an der Zeit war, die Blues-Klassiker auszuwählen, die ich covern wollte, hatte ich bereits ein paar ihrer Favoriten im Kopf. Meine Wahl fiel auf "Stop Messin' Round", "Can't You See What You're Doing To Me", "Keep Lovin' Me" und "I Don't Know What You've Got". Die anderen Songs wurden von Joe oder Josh ausgesucht, damit ich sie mir anhören konnte. Ich war mit allen ziemlich vertraut, bis auf zwei Little-Milton-Tracks, die für mich eine Neuentdeckung waren.
Wie war es, im Studio mit einem Ensemble von Musikern zu arbeiten, mit denen Sie zum ersten Mal zusammenspielten, darunter Reese Wynans, Steve Mackey, Greg Morrow und Josh Smith?
Joanne Shaw Taylor: Es war ziemlich angenehm. Erstens sind sie alle Profis und zweitens habe ich mit Greg schon bei meinem 2016er Album "Wild" zusammengearbeitet. Reese und Josh kenne ich beide durch meine Freundschaft mit Joe und bin ihnen im Laufe der Jahre oft begegnet, also war es eine ziemlich angenehme Umgebung, in der ich kreativ arbeiten konnte.
Wie lief die Arbeit im Studio ab - auch im Hinblick auf Covid?
Joanne Shaw Taylor: Die Umstände, unter denen ich das Album gemacht habe und warum ich mich dazu entschieden habe, es zu machen, waren anders. Nachdem Covid meinen Tourneeplan für ein Jahr hatte entgleisen lassen, wollte ich einfach nur Spaß haben und ein Album mit Freunden aufnehmen. Es war eine sehr entspannte Session, und ich glaube, wir waren alle froh, wieder arbeiten zu können.
War es eine bewusste Entscheidung von Ihnen, Songs zu covern, die keine bekannten Blues-Standards sind?
Joanne Shaw Taylor: Das Album zollt Künstlern und Bands Tribut, die nicht zur offensichtlichen Auswahl gehören, wie Little Village, Little Milton, The Fabulous Thunderbirds, James Ray, aber gleichzeitig covern wir auch bahnbrechende Blues-Ikonen wie Albert King, Peter Green von Fleetwood Mac und Magic Sam. Einige der gecoverten Songs sind B-Seiten von Singles. Wir haben versucht, nicht die ausgetretenen Pfade des Blues zu nutzen. Jeder Song muss für sich selbst stehen und gleichzeitig den ursprünglichen Meistern Tribut zollen.
Was auf "The Blues Album" sofort auffällt, ist die Qualität und Tiefe Ihrer Gesangsleistung, sowie die Aufnahme und Mix des Gesangs. War dies eine bewusste Entscheidung, um eine vordergründige, wenn nicht gar intime Gesangsleistung bei jedem Song zu erreichen?
Joanne Shaw Taylor: Joe Bonamassa machte als Produzent von Anfang an klar, dass sein Hauptziel für dieses Album darin bestand, mich als Sängerin zu fördern. Offensichtlich hat Joe mich über die Jahre viele Male auftreten sehen und kennt meine Stimme gut. Ich glaube, er hatte das Gefühl, dass er mehr aus meiner stimmlichen Leistung herausholen konnte, vor allem, weil ich über ein Jahr Zeit hatte, meine Stimmbänder zu schonen.
Die meisten Songs auf dem neuen Album sind keine offensichtlichen Blues-Cover. Gleichzeitig fragt man sich jedoch, ob einige der Songs eine persönliche Bedeutung für Sie als eigenständige Blueskünstlerin haben?
Joanne Shaw Taylor: Ich glaube, Joe und ich haben recht liberale Ansichten darüber, was wir als Blues-Songs betrachten. Ich würde nicht sagen, dass einer der Songs eine persönliche Bedeutung für mich hat, aber ich habe es geliebt, sie aufzunehmen, weil es großartige Songs sind. "Can't You See What You're Doing To Me" und "Keep Loving Me" waren Songs, die schon sehr früh in meiner Setlist waren, bevor ich sang oder meine eigenen Songs schrieb, also war es schön, sie noch einmal aufzugreifen. Ich meine, ich kann mich mit den Songs auf dem Album und all den Botschaften, die sie aussenden, identifizieren. Mein Hauptziel war es, Songs auszuwählen, die Spaß machen, zu singen und zu spielen.
Was sind Ihre persönlichen Highlights auf dem neuen Album?
Joanne Shaw Taylor: Da gibt es einige für mich. Ich liebe das Little-Richard-Cover und war besonders von Mike Farris' Performance begeistert. Ich habe mich so gefreut, dass er sich bereit erklärt hat, mit mir diesen Track aufzunehmen. Er ist wirklich einer der besten Sänger, die es gibt. Ich liebe "Let Me Down Easy". Das ist so ein verärgerter, von Herzen kommender Text. Es war eine wahre Freude, ihn zu singen. Ich fand es toll, wie die Magic-Sam-Version "Keep Loving Me" ausgefallen ist. Es klang viel cooler, als ich es mir hätte vorstellen können. Es hat Spaß gemacht, einen Song der Fabulous Thunderbirds in Angriff zu nehmen, denn sie sind eine meiner Lieblingsbands. Um ehrlich zu sein, ist es für mich ein Album voller Highlights.
Für "The Blues Album" haben Sie keine Gitarren-Effektpedale verwendet. Warum?
Joanne Shaw Taylor: Ich habe auf dem neuen Album hauptsächlich meine eigene Gitarre gespielt, meine 1966er Esquire 'Junior'. Ich habe versucht, ein paar von Joes Telecaster-Gitarren zu benutzen, aber die sind für viel größere Hände ausgelegt als meine. Zudem habe ich Joes Vintage-Verstärker benutzt – ich glaube, einen seiner Vibroverbs aus den 60ern – gemischt mit einem Fumble Overdrive für so ziemlich alles. Wir haben auch deshalb keine Pedale benutzt.