07.06.2022 Musiker

Jochen Vahle von Randale: "Wir wollen die ganze Familie begeistern"

Jochen Vahle macht mit seiner Band Randale Rockmusik für Kinder.
Jochen Vahle macht mit seiner Band Randale Rockmusik für Kinder. Fotoquelle: Steffi Behrmann

Pünktlich zum 18. Geburtstag der Kinderrockband Randale erschien nun das Album "Sandkastenrocker" vollgepackt mit 13 frischen Songs für den Nachwuchs, die Eltern und alle anderen Musikerziehungsberechtigten.

Die Mischung ist bewährt. Rock und Punk, Reggae und Ska, Pop und sogar Disco sind dabei. Auf dem mittlerweile zwölften Longplayer beschäftigt sich das Bielefelder Quartett mal mit der Faszination "Bagger", mal mit Sandkastenrockern oder der guten alten Banane. prisma hat Jochen Vahle, den Sänger und Texter der Band, interviewt.

Sie machen nun seit 18 Jahren Rockmusik für Kinder und bezeichnen sich selbst augenzwinkernd als "volljährig". Wenn wir dieses Bild auf Ihre Anfänge übertragen, wie bewerten Sie die "Baby- und Kleinkindertage" der Band mit ein wenig Abstand?

Wir konnten gleich am Anfang schon ordentlich „krabbeln“, denn unser Start als Band war mit unserer ersten CD "Tierparklieder aus Olderdissen" sofort sehr erfolgreich. Und wir hätten nie gedacht, dass sich ausgerechnet unsere Idee von Kindermusik so gut durchsetzen würde.

Welchen musikalischen Hintergrund haben Sie? Kommen die Mitglieder alle aus dem Rock- und Punk-Bereich?

Eigentlich schon. Es gab Ausflüge in den Musical- oder Comedy-Bereich, aber die gute alte Stromgitarre und Punk und Metal sind schon die Wurzeln unserer Band. Unser Schlagzeuger spielt bis heute in einer AC/DC-Coverband.

In einem Interview sagte mir Rolf Zuckowski, seines Zeichens so etwas wie der "Godfather der Kindermusik", dass er das Geheimnis eines guten Kinderliedes darin sieht, dass es die Eltern nicht nerven darf, sonst kann es nicht erfolgreich werden. Würden Sie ihm da zustimmen?

Unbedingt. So sehen wir das auch. Wir haben nie nur Musik für Kinderohren gemacht, sondern wollten und wollen immer die ganze Familie begeistern. Und bei uns sind es eben Familien, in denen die Eltern mit Bands wie den Toten Hosen oder AC/DC groß geworden sind. Wir möchten alle zusammen glücklich machen.

Sie sind mit Ihrer Idee, Rockmusik für Kinder zu machen, Vorreiter. Mittlerweile gibt es einige Bands, die das Konzept aufgenommen haben. Wie bewerten Sie allgemein die musikalischen Angebote für Kinder?

Es gibt wirklich sehr, sehr viele tolle Kollegen. Wir sind zum Beispiel Mitglied im Netzwerk Kindermusik e.V. Alleine da gibt es schon so viele verschiedene Sachen. Zum Beispiel Suli Puschban oder Raketen Erna oder Jonny Karacho. Das geht von pädagogischen Sachen bis hin zu Hip-Hop oder Reggae für Kinder. Da hat sich viel getan.

Kann man sich da mal ein Rock-Festival für Kinder oder ähnliches vorstellen?

Oh ja, wir treten oft mit anderen Bands aus dem Genre auf. Zum Beispiel beim Hütte-Rockt-Festival in Georgsmarienhütte. Da waren wir letztes Jahr gemeinsam mit Heavysaurus und dieses Jahr mit Pelemele. Und auch beim großen Loollapalooza-Festival in Berlin wird es eine Bühne nur mit Kinderbands geben. Das ist immer spannend.

Sie sind auch schon auf Metal-Festivals wie dem Summer Breeze aufgetreten. Metal-Fans gelten ja als sehr offen und tolerant. Wie war diese Erfahrung für Sie?

Wir treten da seit 2016 jedes Jahr auf und die Konzerte für ein Metal-Publikum sind immer ganz besonders schön. Wie diese Fans einerseits total abfeiern und andererseits absolut rücksichtsvoll mit den Kindern im Publikum umgehen, ist schon allererste Sahne. Und wenn 1000 Metal-Fans vor unserer Bühne eine Polonaise zu unseren Liedern machen, dann ist das schon sehr klasse.

Kinder gelten als ehrlichste und manchmal auch härteste Kritiker. Welche Erfahrungen haben Sie mit Ihrem jungen Publikum da schon gemacht?

Das stimmt allerdings. Wenn wir mal neue Lieder live ausprobieren, dann merken wir sehr schnell, was geht und was nicht. Die sagen auch schon mal "Nein, das nicht, das ist langweilig!" Und dann wissen wir, dass wir an dem Lied noch arbeiten müssen. Aber wenn sie dich lieben, dann lieben sie dich und feiern deine Konzerte ab. Das ist sehr, sehr schön.

Auf dem neuen Album "Sandkastenrocker" fällt die Bandbreite der witzigen, aber auch ernsten Texte auf. Kranke Geister auf der leeren Geisterbahn, eine passende Beschreibung des Spielplatz-Alltags, leckere Bananen, um nur drei Beispiele zu nennen. Wie kommen Sie als Texter auf Ihre Ideen?

Das ist jetzt unser 12. Album und wie jedes Mal haben wir uns gefragt "Fällt uns noch was ein?" Und dann halten wir die Augen und Ohren offen und die Ideen kommen von alleine. Es gibt aber auch Ideen, die von außen an uns herangetragen werden. Das Lied über "Müll" zum Beispiel. Oder auch das Lied "Hasenparadies", in dem es um den Umgang mit dem schwierigen Thema Tod geht. Die passenden Texte zu insgesamt 15 neuen Liedern zu machen ist eine tolle Herausforderung. Das klappt mit Humor und Anspruch.

Haben Sie sich auch von Ihren Kindern inspirieren lassen?

Als meine Kinder noch kleiner waren, da waren sie eine tägliche Inspiration. Und heute sind es die Kinder aus der Nachbarschaft oder natürlich unsere kleinen Fans. Die schreiben uns oft Briefe oder sprechen uns nach den Konzerten an. Kinder sind immer eine Inspiration. Gerade für eine Kinderband.

Sie bezeichnen sich selbst als eine Mischung aus Die Ärzte, den Ramones und Iggy Pop, nur für Kinder. Was zeichnet die eben genannten Künstler für Sie aus? Gerade auch in Hinsicht auf Ihre eigene Musik.

Die Ärzte sind für uns ein Quell ewiger Freude und ein großes Vorbild. Das gilt sowohl für ihren besonderen Stilmix, als auch für ihren grandiosen Humor. Bei den Ramones sind es die schnellen und schnörkellosen Songs im Punk Stil, die uns schon oft inspiriert haben. Und ihr ganzes Artwork und ihre Attitüde. Iggy Pop gilt ja für viele als der Godfather of Punk, aber hier geht es besonders darum, dass viele Leute sagen, dass meine Stimme oft nach Iggy Pop klingt.

Sehr witzig sind die musikalischen Anleihen, die in den meisten Ihrer Songs zu hören sind. Das sind auch für Erwachsene sehr witzige Persiflagen, Ihre Musik funktioniert von daher auf mehreren Ebenen. Wie entstehen diese Songs?

Zuerst gibt es die Idee für den Text, dann eine Gesangsmelodie dazu. Nachfolgend setze Ich mich mit Gitarrist Marc oder Bassist Christian an einen Küchentisch und wir suchen passende Akkorde dazu raus. Und zum Schluss treffen wir uns alle zusammen mit dem Drummer Garrelt im Proberaum und arrangieren, basteln und versuchen, die Songideen ordentlich umzusetzen. Das Spiel mit verschiedenen Musikstilen, Rhythmen oder der ein oder anderen Hommage an Songs oder Bands gehört dazu. Da lugen dann mal die Beastie Boys um die Ecke oder Bad Religion oder die Red Hot Chili Peppers. Als Kinderband Randale dürfen wir alles. Wenn wir Bock auf Reggae haben, dann wird es ein Reggae. Vieles passiert von alleine, manches wird geplant. Mal so, mal so.

Wie läuft bei Randale ein Live-Konzert ab? In einem Interview haben Sie gesagt, dass neben den Kindern und ihren Eltern auch Punk- und Metal-Fans auftauchen…

Eigentlich ist ein Randale-Konzert ein normales Punk- oder Rockkonzert. Aber eben familientauglich, in einer angemessenen Lautstärke und mit viel Mitmachaktionen für alle. Gute Unterhaltung mit guter Musik. Und das zieht eben auch ganz viele Metal-Fans und Punks an, die unsere Musik und vor allem die Idee, die dahintersteckt, sehr zu schätzen wissen. Manche Erwachsene leihen sich sogar Kinder, um auf unsere Konzerte zu gehen. Finden wir super!

Wo kann man Sie live sehen?

Wir spielen in diesem Jahr von der kleinen Kita bis zum Summer-Breeze-Festival oder dem Lollapalooza so ziemlich alles. Gut die Hälfte der Termine sind nicht öffentlich – wie zum Beispiel an Grundschulen – die anderen stehen auf unserer Homepage www.randale-musik.de

Sie treten neben Ihre Tour auch in Grundschulen und Kindergärten auf. Kann man Sie da buchen?

Wir spielen immer da, wo uns die Fans gerne sehen wollen. Das können gerne auch Stadtfeste oder Kinderfeste sein. Grundschulen und Kitas liegen uns sehr am Herzen. Alle, die Interesse an einem Termin haben, melden sich einfach über unsere Homepage. Wir sind da sehr flexibel.

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