08.06.2021 Musiker

Kontra K

Von Marcus Italiani
Fotoquelle: Niculai Constantinescu

Max Diehn alias Kontra K hat es schon wieder geschafft: Mit seinem neuen Album "Aus dem Licht in den Schatten zurück" hat er die Spitze der Albumcharts im Sturm genommen. Wir sprachen mit dem Ausnahme-Rapper über seine Arbeit, seine Philosophie und die Reaktionen darauf.

Kontra K, Sie wollen die Menschen zum Denken anregen.

Auf jeden Fall.

Wie ist dementsprechend das Feedback auf Ihre Lyrics?

Es gibt unterschiedliche Reaktionen auf die Texte. Manche sagen, es sei immer dasselbe, und ich würde nur Kalendersprüche abzusetzen. Das finde ich ehrlich gesagt erschreckend, denn gerade in der Rap-Szene gibt es ja nun wirklich genug Klischees, die immer wieder heruntergebetet werden. Es gibt auf der anderen Seite aber auch genug Leute, die verstehen, was ich ausdrücken will. Klar ist Musik am Ende des Tages Geschmackssache. Wer meine Songs nicht hören und verstehen möchte, der muss das auch nicht tun. Wer bin ich, dass ich das von jedem verlangen würde.

Was fange ich mit dem Wunsch an, aus dem Licht, in den Schatten zurückzutreten?

Für mich kann der Albumtitel zweierlei bedeuten. Es könnte doch sein, dass das Böse gerade ins Licht gerückt wird und man daher den Gegensatz dazu sucht. Andererseits könnte es auch heißen, dass alle ins Licht rennen, sich zeigen, alles auf Insta und Co. bewerten und sich im Grunde für Likes verkaufen, dann ist mir der Schatten lieber.

Dennoch sind Sie einer der erfolgreichsten deutschen Popstars und stehen im Scheinwerferlicht – ob sie wollen oder nicht. Schreibt man da nicht automatisch auch aus einer privilegierten Perspektive Songtexte?

Also, ich sitze nicht vor meinem Swimming Pool und schreibe Songs darüber, wie geil mein Leben ist. Mir geht's vielleicht finanziell gut. Aber, dass es draußen vor meiner Tür immer noch scheiße läuft, dass da immer noch viele meiner früheren Leute Unsinn machen, kriminell werden, weil sie keinen anderen Weg sehen, zu überleben, das nehme ich wahr und das bewegt mich nach wie vor. Und daher sehe ich meine Aufgabe darin, nicht nur den Finger in die Wunde zu legen, sondern tatsächlich etwas zu tun. Die Industrie habe ich vollkommen ausgeblendet- Bei mir im Büro sitzen meine Freunde. Ich habe Arbeitsplätze geschaffen, zum Beispiel im Vertrieb, die dafür sorgen, dass die Menschen, die diese Jobs machen, nicht kriminell werden. Auf dem Album singe ich ‚Mit einem Bein in meinem Palast, mit dem anderen immer im Knast.' Ich mache immer noch Fehler und lerne selber immer noch jeden Tag dazu. Wenn wir in einer perfekten Welt leben würden, dann gäbe es sicherlich keinen Grund, etwa zu bemängeln. Aber das ist nicht so und deshalb verarbeite ich das in meinen Songs. Am Ende kann man es einfach zusammenfassen: Ich bin für Frieden.

Warum wollen Sie eigentlich kein Teil der Deutschrap-Szene sein?

Schwer zu sagen. Ich versuche, kein Teil der "schneller, weiter, besser"-Bewegung zu sein und mir irgendein Label aufzwingen zu lassen, um ständig auf Platz 1 in den Single-Charts zu sein, sondern sehe mich eher etwas abseits. Wie eine Art Peter Maffay, der lieber Konzerte spielt und seine Musik konstant direkt zu den Leuten bringt. Ich will damit nicht sagen, dass es keine guten Deutschrap-Sachen gibt. Ich kenne viele Leute in der Szene und finde vieles, was dort gemacht wird, auch richtig gut. Aber warum sollte ich auf einen vollen Zug aufspringen? Da laufe ich doch lieber.

Sie ecken an. Vor einigen Jahren haben Sie mit einer Aussage zur Homosexualität einen Shitstorm ausgelöst.

Mir ist völlig gleichgültig, welche sexuelle Orientierung ein Mensch hat. Das einige, das zählt ist, dass er sich mir gegenüber nur respektvoll verhält. Im Grunde wollte ich nur auf die Relevanz der gesellschaftlichen Prägung hinweisen. Wer mit offenen Augen und offenem Herzen sieht wird auch niemanden ausgrenzen.

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