Konzerte in Kuhställen, Yoga-Übungen während eines Auftritts in Füssen: LaBrassaBanda aus Oberbayern ist bei ihren Fans absoluter Kult. Die Blasmusiker rund um Sänger und Trompeter Stefan Dettl haben nun mit "Yoga Symphony No. 1" ein neues Album vorgelegt. prisma sprach mit Frontmann Stefan Dettl über seine Erfahrung, vor "Rindviechern" aufzutreten und Yogamatten im Publikum zu verteilen, und fragte ihn, was seine Band für den bayerischen Musikernachwuchs macht.
Sie sagen "Unsere Fans müssen ganz schön viel mit uns mitmachen". Was genau heißt es denn, Fan der LaBrassBanda zu sein?
Stefan Dettl: Man muss Lust haben auf Blasmusik, auf Musik allgemein, auf Tanzen, man muss die Vielfalt Bayerns lieben und offen sein, um neue Sachen zu entdecken. Dann bist du bei LaBrassBanda genau richtig.
Ihr Album "Kiah Royal" haben Sie 2014 in einem Kuhstall aufgenommen. Wie war dieses Erlebnis und wie hat es sich auf Ihre Platte ausgewirkt?
Stefan Dettl: Das Kiah Royal Konzert in dem Kuhstall war fantastisch. Die Idee von uns war es, einmal ein Konzert ohne Menschen zu machen. Denn wenn man Menschen vor sich hat, dann spürt man immer die Wirkung, man achtet darauf, dass sie zuhören, wann sie tanzen. Kühe sind wahnsinnig sensible Tiere und wir haben versucht, sehr emotional zu spielen. Das war eine sehr schöne Erfahrung, die wir nie in unserem Leben vergessen werden.
Das neue Album heißt "Yoga Symphony No. 1" und führt Ihre Idee fort, Yoga mit der Musik zu verbinden. 2020 haben Sie in Füssen ein Konzert gegeben, bei dem Sie das Publikum zu Yoga-Übungen animiert haben. Wie kam es zu dieser außergewöhnlichen Idee?
Stefan Dettl: Die Idee war im vergangenen Jahr der Situation geschuldet, dass wir keine normalen Konzerte machen durften. Das Einzige, was möglich war, war eine Sportveranstaltung, bei der die Teilnehmer mit Abstand Sport treiben konnten. Wir haben im Hintergrund dazu Musik gemacht und deshalb ist es zu diesem Yoga-Ereignis gekommen. Wir haben gemerkt, dass das alles sehr schön zusammengeflossen ist und eine emotionale Erfahrung war, sowohl für die Sportler als auch für uns Musikanten.
Sie zählen mit Ihrer Blasmusik zur "Neuen Volksmusik" und schaffen es, diese cool und zeitgemäß darzustellen. Wieso tun sich die Deutschen so schwer mit ihrem eigenen "Folk", obwohl diese Tradition hierzulande jahrhundertealt ist?
Stefan Dettl: Ich glaube sowieso, dass die Musikszene in Deutschland nicht sehr innovativ und modern ist. Wenn wir woanders Konzerte geben, in Australien oder in einem anderen Land, dann merkt man, dass die junge Szene dort viel lebendiger ist und viel mehr Stellenwert hat. Das ist in Deutschland leider nicht so. Bei uns hört man sehr viele Pop-Radiosender, wo immer die gleichen Künstler gedudelt werden. Gott sei Dank gibt es dann aber auch Festivals, wo verschiedene Bands am Start sind. Aber insgesamt hat Deutschland noch einiges zu lernen, um den jungen Bands ein bisserl eine Chance zu geben, und mehr Vielfalt ins Musikgeschäft zu bringen.
Nun wurde vor wenigen Tagen das Oktoberfest abgesagt, zum zweiten Mal hintereinander. Auch die lokalen kleineren Feste stehen auf der Kippe. Was macht das mit einer Band wie Ihnen?
Dass das Oktoberfest in München abgesagt worden ist, trifft mich jetzt nicht so wahnsinnig. Ich geh da zwar schon mal ganz gern hin, aber ich fiebere jetzt nicht das ganze Jahr auf das Oktoberfest hin. Dafür gibt es viel zu viele schöne, kleine Festerl, ein Waldfesterl oder irgendwelche kleinen Partys in den Ortschaften. Und das ist natürlich total traurig für die Ortschaften, dass diese Feste ausfallen oder Veranstaltungen, die alle zehn Jahre mal stattfinden, verloren gehen. Da können wir nur hoffen, dass das irgendwie bald alles wieder funktioniert, wahrscheinlich erst einmal im kleineren Rahmen, aber ebenso emotional behaftet für die Ortsbewohner. Wenn die selbst ein Fest auf die Beine stellen, ist das immer etwas ganz Besonderes, und wir spielen dort auch immer sehr gerne. Ohne das können wir uns Bayern überhaupt nicht vorstellen.
Wie ist Ihre Verbindung zur bayerischen Heimat und der Musikszene dort?
Stefan Dettl: Wir haben zur bayerischen Musikszene eine sehr gute Verbindung und wir bringen auch eine Zeitschrift mit raus, die heißt "Muh". Sie behandelt die bayerische Gegenwartskultur. Zudem haben wir seit sechs Jahren einen kleinen Radiosender, den wir mitgegründet haben. Der heißt „Radio Buh“, und hier haben bayerische Künstler die Möglichkeit, ihre Lieder vorzustellen. Da werden die Stars gespielt, aber eben auch die kleine Band aus ihrer Garage raus. Das ist uns sehr wichtig und das fördern wir total gern. Mich würde es sehr freuen, wenn in Zukunft viel mehr junge Bands im ganz normalen Popradio-Programm, vielleicht auch auf Bayern3 gespielt werden. Da lassen wir uns auch nicht entmutigen und das schaffen wir auch irgendwie, dass die bayerische Musikszene einen festen Platz in den Pop-Sendern in Bayern bekommt.
Sie haben auf dem neuen Album von Max von Milland bei dem wunderbaren Song "Übern Berg" mitgewirkt. Wie kam es dazu?
Stefan Dettl: Max von Milland ist ein Superkünstler, den kennen wir schon sehr lange und der ist total nett. Er hatte uns gefragt, ob wir da Lust haben, bei seinem Stück mitzumachen und da er so sympathisch ist, kann man ihm auch keinen Wunsch ausschlagen (lacht). Max von Milland macht einfach tolle Lieder und es hat sehr viel Spaß gemacht, da mitzumachen.