21.03.2023 Bekannt aus der Lindenstraße

Marie-Luise Marjan: Darstellerin des ZDF-Films "Inga Lindström: Hanna und das gute Leben" im Interview

Der neue ZDF-Film wird am Sonntag ausgestrahlt.
Der neue ZDF-Film wird am Sonntag ausgestrahlt. Fotoquelle:  ZDF | Ralf Wilschewski

Die Schauspielerin Marie-Luise Marjan kennen die meisten als Mutter Beimer aus der Lindenstraße. Im ZDF-Film "Inga Lindström: Hanna und das gute Leben" übernimmt die talentierte Darstellerin ebenfalls eine Rolle. Mit prisma hat die engagierte Frau unter anderem über ihren Beruf und Feminismus gesprochen.

Frau Marjan, im Film „Inga Lindström: Hanna und das gute Leben“ spielen Sie die lebenslustige Maja, die als gute Zuhörerin bei allen sehr beliebt ist. Wie waren die Dreharbeiten in Schweden?

Marie-Luise Marjan: Es war ein wunderbarer Cast. Das Liebespaar ist ganz entzückend. Wir haben immer alle zusammen unseren Text geübt im Hotel. Wegen Corona mussten wir natürlich Abstand halten, aber das hat gut funktioniert. Alle waren sehr diszipliniert.

Was hat Sie an der Rolle der Maja gereizt?

Maja vermittelt, hört zu, tröstet, ist naturverbunden und ruht in sich – eine schöne Rolle. Außerdem hat mich gereizt, mal wieder im Ensemble zu arbeiten. Sonst mache ich momentan viele Lesungen. Da ist man immer allein auf der Bühne und muss das Publikum gewinnen. Im Ensemble wird man getragen und kann gemeinsam eine Geschichte erzählen. Ich habe mich sehr gefreut, als die Anfrage kam. Und Schweden als Drehort war natürlich auch ein toller Anreiz. Das Land strahlt Ruhe aus. Man ist von Stockholm aus schnell draußen, wir haben bei Nyköping gedreht. Dort hatten wir tolle Wohnwagen und beim Aussuchen der Kostüme konnte man sich gut an die Rolle heranpirschen.

Sind Sie privat auch eine gute Zuhörerin, die Geheimnisse für sich behalten kann und immer einen Rat weiß?

Das nehme ich mal für mich in Anspruch... (lacht)

Am Anfang ihrer Karriere hatten Sie gut 20 Jahre lang viele Engagements an großen Schauspielhäusern. Welche Rollen haben Sie gerne gespielt?

Das stimmt nicht ganz. Schon als Schauspielschülerin habe ich im Film „Der Untergang der ‚Freiheit‘“ von Hanns Farenburg mitgespielt und durfte mit erfahrenen Schauspielern wie Heinz Reincke vor der Kamera stehen. In den Jahren am Theater habe ich das Handwerk gelernt. Es heißt nicht umsonst, das Theater seien die Lehrjahre eines Schauspielers. Am Ende hat man dann den Unterbau für ein stabiles Haus. In meinen mehr als 60 Jahren als Schauspielerin habe ich alleine mehr als 200 Fernsehrollen gehabt. Am Theater fügt man sich in das Ensemble ein, da muss man alles spielen: Hauptrollen, mittlere oder kleine Rollen. Am Staatstheater in Karlsruhe waren es mal 14 Rollen in einer Spielzeit. Das war schon eine Riesenlatte. Aber Lieblingsrollen… Man ist immer der Rolle nahe, die als nächste ansteht.

Später waren Sie vor allem im Fernsehen zu sehen.

Das Fernsehen hat nach mir gegiert, wenn man so will (lacht). Ich habe „Tour der Ruhr“ gemacht und viele andere Sachen für den WDR, zum Beispiel „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“. Ich konnte auch mit Regisseuren wie Fassbinder oder Ilse Hofmann arbeiten.

Ihre Lebensrolle ist sicherlich die der Mutter Beimer in der Lindenstraße…

Ob das eine Lebensrolle ist, weiß ich gar nicht so genau. Ich habe immer gekämpft für die Lindenstraße. Aber ich hatte neben der Lindenstraße andere große Rollen.

Aber wenn man Leute auf der Straße befragt, würden die Sie doch immer mit der Lindenstraße in Verbindung bringen.

Ja, das stimmt schon…

Im März 2020 war die letzte Folge des Dauerbrenners zu sehen. Vermissen Sie die Serie?

Vermissen – ich weiß nicht. Aber es gibt keine Zukunft ohne Vergangenheit und man muss seine Vergangenheit schätzen und bewahren. Mit der Lindenstraße ist es aber noch lange nicht richtig vorbei. Es gab bisher nicht mal ein Abschiedsfest. Wobei – das würde jetzt eher ein Wiedersehenstreffen sein.

Haben Sie noch viel Kontakt zu den früheren Lindenstraßen-Kollegen? Gibt es regelmäßige Treffen?

Ich habe nicht mit allen Kontakt, aber mit einigen, mit denen ich viel gemeinsam gespielt habe, telefoniere ich regelmäßig. Jeder hat auch viel mit seinen eigenen Projekten zu tun. Ich bin zum Beispiel gerade umgezogen und muss mich um meine neue Wohnung kümmern. Übrigens nicht nach Hamburg, wie es fälschlicherweise manchmal heißt. Da wohne ich schon seit 42 Jahren! Ich musste wegen der Lindenstraße immer auch eine Wohnung im Rheinland haben. Und dorthin bin ich jetzt umgezogen.

Reizt es Sie eigentlich, auch einmal eine böse Rolle zu spielen? Jemanden, der so richtig gemein und hinterhältig ist?

Wenn die Aufgabe lautet, hinterhältig und gemein zu sein – warum nicht? Schauspielerische Aufgaben erfülle ich mit Freude. Am Anfang meines Berufslebens habe ich auch eine Fast-Mörderin gespielt, in „Der Untergang der ‚Freiheit‘“. Die Frage ist aber immer, ob das Publikum mich so sehen will? Das glaube ich bei mir eher nicht.

Welches sind Ihre nächsten Projekte?

Viele Lesungen warten auf mich, wegen Corona musste einiges verschoben werden. Da bin ich kreuz und quer durch Deutschland unterwegs.

Wenn Sie selbst etwas anschauen, dann eher im Fernsehen oder nutzen Sie lieber Streaming-Angebote?

Gerne schaue ich öffentlich-rechtliches Fernsehen. Ich mag Filme ohne Werbeunterbrechung. Die Werbung irritiert mich. Außerdem schaue ich gerne Dokus. Ich mag es auch nicht, wenn der Fernseher die ganze Zeit läuft. Ich gucke in die Fernsehzeitung und schaue bewusst Fernsehen.

Welches sind Ihre Lieblingsfilme und -serien?

Die Donna Leon-Reihe und Naturfilme. Um die Weihnachtszeit sehe ich auch gerne Romanzen.

Privat engagieren Sie sich schon seit langer Zeit für Kinder, haben mehrere Patenschaften. Zu Ihrem 70. Geburtstag haben Sie unter dem Dach von Plan International eine eigene Stiftung gegründet. Warum ist Ihnen die Förderung insbesondere von Mädchen so wichtig?

Weil Mädchen überall auf der Welt immer noch zurückgesetzt werden. Es ist auch bei uns in der Gesellschaft noch so, dass eine Frau anders behandelt wird, wenn sie in Begleitung eines Mannes unterwegs ist. Frauen werden nicht als selbstständig akzeptiert, wie sie es sein sollten. Sie müssen aber gleichberechtigt sein, und daran muss man arbeiten.

Welches Projekt liegt Ihnen gerade besonders am Herzen?

Die ganze Welt liegt mir am Herzen, jedes Land braucht Hilfe. Plan International leistet hervorragende Arbeit. Es geht darum, die Menschen vor Ort autark zu machen, Kindern den Zugang zu Bildung zu verschaffen, die medizinische Versorgung zu gewährleisten und den Eltern ein Einkommen zu sichern. Ich unterstütze seit 33 Jahren Plan International, nicht nur mit meiner Stiftung, sondern auch als Kuratoriumsmitglied.

 

"Inga Lindström: Hanna und das gute Leben", So., 26.3.2023, 20.15 Uhr, ZDF

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