05.09.2023 Moderator im Interview

Warum Football in Deutschland immer beliebter wird

Von Anne Richter
Frank Buschmann ist ein bekannter Football-Experte und Moderator.
Frank Buschmann ist ein bekannter Football-Experte und Moderator. Fotoquelle: picture alliance/dpa/Kessler-Sportfotografie | Jürgen Kessler

Football ist in Deutschland die zweitbeliebteste Sportart – und das Interesse steigt weiter. RTL hat sich die NFL-Rechte für die kommenden Jahre gesichert. Wir haben mit dem bekannten Moderator Frank Buschmann über den Sport gesprochen.

Herr Buschmann, Sie haben früher bereits erfolgreich im Free-TV über die NFL berichtet, unter anderem vom Super Bowl. Wie fühlt es sich an, jetzt wieder dabei zu sein?

Ich weiß es noch gar nicht so genau (lacht). Ein bisschen fühlt es sich an, wie nach Hause kommen. Und ein bisschen ist es auch wieder so, dass ich mein Hobby zum Beruf machen kann. Ich bin ein Sport-Maniac und schon lange an US-Sportarten und der NFL interessiert. Ich verfolge die Spiele sowieso, der Unterschied zum Zuschauen als Fan wird sein, dass ich auch kommentiere.

Worauf freuen Sie sich am meisten?

Viele denken jetzt sicher: „Auf den Super Bowl“. Das ist natürlich auch groß, aber ich hatte schon sechs Super Bowls. Am meisten freue ich mich auf das Match zwischen den Kansas City Chiefs und den Miami Dolphins in Frankfurt. Eine sportlich so hochwertige Partie gab es in Europa noch nie. Da kommen wir den Superstars ganz nah.

Und worauf dürfen sich die Zuschauer freuen?

Wir werden mit unserem Team aus jedem Blickwinkel an den Sport herangehen. Wir haben jede Menge positiv Verrückte in der Redaktion. Da sind Leute, die kennen jede Statistik und andere, die den Werdegang jedes Stars von Kindesbeinen an verfolgt haben. Wir haben Experten wie Patrick „Coach“ Esume und Ex-NFL-Spieler wie Björn Werner oder Sebastian Vollmer dabei. Jeder kommt bei den Übertragungen auf seine Kosten.

Was ist besser: Football oder Fußball?

Die Frage stellt sich mir gar nicht, es liegt im Auge des Betrachters. Es gibt Fußball-Fans, die mit dem Football noch fremdeln und andersherum gilt dies für Football-Fans genauso. Ich persönlich liebe Fußball, aber ich glaube, gerade bei jungen Leuten hat er momentan ein Akzeptanzproblem. Football füllt diese Lücke. Fußball ist als Sport immer gut, aber was die Verbände machen, ist nicht immer auf demselben Niveau. Die NFL geht offen damit um, dass American Football ein Business ist. Wenn es etwas Professionelles, Kommerzielles gibt, ist es die NFL. Trotzdem haben manche Leute das Gefühl, dass es dort ehrlicher und offener zugeht als beim Fußball.

Das Spiel ist beim American Football geprägt von vielen Unterbrechungen, jeder Spielzug wird zelebriert und ist ein eigenes kleines Strategiespiel. Was macht die Faszination der Sportart aus?

Es passiert trotz aller Unterbrechungen immer etwas. Und es gab ab 2012/13 eine ganz neue Form von Berichterstattung über American Football. Wir haben angefangen, die Unterbrechungen zu nutzen und uns der Sportart zu nähern. Wir haben die Community eingebunden. Das alles war ein Schlüssel zum Erfolg der Übertragungen. Es geht um die Mischung aus taktischen Analysen und perfektem Entertainment. Dann ist der Sport alles andere als langweilig.

Während American Football früher eher in der Nische stattfand, werden inzwischen sogar NFL-Spiele in Deutschland ausgetragen, für die alle Tickets in Windeseile ausverkauft sind. Wie war dieser Siegeszug möglich?

Aus der Nische geführt hat aus meiner Sicht die neue Art und Weise, wie man sich der Sportart genähert hat, und der Mut, Dinge ganz anders zu machen. Ich denke, da hat die ran-Redaktion gute Arbeit gemacht. Dann gab es urplötzlich ein wachsendes Interesse von jungen Leuten am Football. Das hätte aber nie funktioniert, wenn der Sport den Leuten nicht gefällt. So hat der Football viele Fans dazugewonnen, wobei wir natürlich weiterhin neue Zuschauer gewinnen müssen. Das ist auch eine Sache, die mich reizt an dem neuen Start mit RTL, der sich als Sender mit seinem breiten Inhalteangebot über TV bis Streaming ganz klar das Ziel gesetzt hat, den Sport noch populärer zu machen.

Muss man heute immer noch die Regeln erklären?

Ich persönlich glaube nicht, dass man jedes Mal sagen muss, was ein Touchdown ist und wie das mit den Versuchen funktioniert. Aber wir wollen ja auch neue Zuschauer begeistern, da sollte man schon ab und zu nochmal in einem Nebensatz Begriffe erklären. Wir können das auch gut begleitend im Netz machen, als kleines Einmaleins des Footballs. Jedenfalls ist unser Anspruch nicht, Fernsehen für Experten zu machen – oder solche, die sich dafür halten.

Wer ist aus Ihrer Sicht Favorit diese Saison?

Das ist schwierig … Bei der AFC werden – denke ich – die Kansas City Chiefs oder die Buffalo Bills das Rennen machen, bei der NFC könnte ich mir die Philadelphia Eagles oder die San Francisco 49ers vorstellen. Das Endspiel könnte Kansas City gegen Philadelphia sein. Aber man liegt da sehr schnell komplett daneben. Football ist eine sehr verletzungsintensive Sportart. Wenn ein Keyplayer ausfällt, wird es eng.

Wer ist Ihr Lieblingsspieler?

Einen Lieblingsspieler habe ich nicht. Aber ich finde Patrick Mahomes (Quarterback der Kansas City Chiefs) sehr beeindruckend. Man muss sich nur anschauen, wie der Typ wirft!

Also ist alles gut aufgestellt für die Ära nach Tom Brady?

An überragenden Quarterbacks wird es in der NFL nie mangeln, es kommen immer welche nach, das ist der Traum vieler Kinder. Football, Basketball, Eishockey – das sind in den USA die wichtigsten Sportarten, da wird es immer Talente geben.

Sie moderieren Sport- und Unterhaltungsfernsehen, mit Florian „Schmiso“ Schmidt-Sommerfeld zusammen haben Sie den Podcast „Lauschangriff – Endlich was mit Sport!“, Sie sind Buchautor, waren selbst Sportler: Fehlt noch etwas in Ihrer beruflichen Sammlung?

(lacht) Ich wollte eigentlich runterfahren. Ich hinterfrage mich zwischendurch immer mal und ich wollte mit vielen Sachen aufhören. Dann habe ich mal zwei Monate lang etwas weniger gemacht. Danach haben meine Frau und ich uns tief in die Augen geguckt und es war klar: Eine Weile wird es noch weitergehen. Aber ich kann die Leute beruhigen: Es wird kein Buch mehr geben, ich moderiere keine Veranstaltungen mehr und werde künftig etwas dosierter als Sportmoderator im Fernsehen auftreten. Das freut sicher diejenigen, die meine Art nicht so mögen (lacht). Die Unterhaltungsshows mache ich aber gerne weiter, wenn das gewünscht ist. Und natürlich Football.

Gibt es eigentlich eine Sportart, für die Sie als Kommentator generell nicht zur Verfügung stehen würden?

Ich habe schon viele unterschiedliche Dinge gemacht. Aber ich kommentiere nur, wenn ich überzeugt bin, dass ich die Sportart auch glaubhaft vermitteln kann.

So wie beim Football. Dürfen sich Ihre Fans also auf viele emotionale Kommentare freuen?

Es liegt ja nicht an mir, wie emotional es wird, sondern am Spielverlauf. Wenn ein Spiel so vor sich hinplätschert und ohne große Höhepunkte zu Ende geht, werde ich auch nicht emotional kommentieren. Es ist natürlich etwas anders, wenn da irgendwas Spektakuläres passiert, dann wird es emotional. Aber es stimmt nicht, was manche sagen, dass ich aus einem 0:0 ein WM-Finale gemacht hätte. Beim Sport ist es so, dass immer was passiert. Aber Emotionen funktionieren ja nicht, wenn sie im Dauereinsatz sind, daher mache ich das auch nicht.

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