09.08.2022 Frontmann von Schandmaul

Thomas Lindner: Härter als das Mittelalter

Thomas Lindner (2.v.r.) und seine Bandkollegen.
Thomas Lindner (2.v.r.) und seine Bandkollegen. Fotoquelle: Heilemania

Die deutschen Mittelalter-Folk-Rocker Schandmaul haben mit "Knüppel aus dem Sack" ein neues Album eingespielt. Wir haben mit Frontmann Thomas Lindner gesprochen.

Thomas, mit "Knüppel aus dem Sack" habt ihr nach dem Bespielen so vieler Metal-Festivals endlich auch mal ein richtig hartes Brett auf den Markt geworfen.

Ja, oder? Mit Simon Michael von Subway To Sally hatten wir jemanden als Produzenten, der durchaus mal eine kernigere Hand anlegt. Der Gitarrist hat gejubelt, haha. Aber wir wollten bei diesem Album auch rockiger werden.

Das letzte Album "Artus" war da deutlich softer, hätte aber in Sachen Live-Aufführung auch noch ein paar Pfeile im Köcher gehabt. Corona machte dem einen Strich durch die Rechnung.

Das ist natürlich schade. Wir hatten eine zweite Tour zu diesem Album geplant, aber wir werden versuchen, die Lieder, die livemäßig am besten funktionieren, in das aktuelle Programm einzubauen. Das Augenmerk liegt aber natürlich auf dem neuen Album.

Du gehörst mit deiner Band Schandmaul zu Deutschlands erfolgreichsten Mittelalter-Rock Bands. Im Gegensatz zu vielen Kollegen habt Ihr allerdings nie als Spielmannsleute auf Mittelaltermärkten musiziert. Seid Ihr Exoten unter Exoten?

Wir haben schon immer mit Strom gespielt. Es ist ja so, dass viele Kollegen die auf solchen Märkten zwischen Schmied und Schmuckverkäufer auftreten, auch irgendwann auf die Rock-Stage geklettert sind. Wir waren dort immer schon. Mittlerweile hat jeder seine Nische gefunden und alle kommen miteinander klar.

Du bist ein Geschichtenerzähler, der gerne geschlossene Geschichten verbreitet. Wird die Themenfindung nach elf Alben schwieriger?

Natürlich muss man genau hinschauen, da sich die offensichtlichen Themen ja bereits aufgedrängt haben. Man muss aber auch nicht immer auf die großen Sagen und Legenden zurückgreifen. Manchmal trägt man Geschichten ewig mit sich herum. Man muss immer bereit sein, von der Muse geküsst zu werden. So ist es jedenfalls bei mir. Es gibt schon wieder Ideen für das nächste Album – solange man es noch so nennen kann. Heute muss man ja eher Playlist dazu sagen.

Bist du denn jemand, der Musik auch eher streamt?

Nein, tatsächlich bin ich in dieser Hinsicht rein physisch unterwegs.

Mittelalter-Rock wird immer als etwas kauzig dargestellt und in eine gewisse Ecke gedrängt. Warum ist das so?

Ich glaube, dass meine Band wie wir in dieser breiten – sagen wir mal – Radioszene im Mainstream nicht stattfindet und daher immer eher im Underground bleibt. Natürlich steht man immer ein wenig in einer Nische. Die Menschen auf unseren Konzerten sind bunt gemischt. Da steht der Metalhead neben der Fledermaus und dem Ritter. Aber was sie alle eint: Es sind Leute, die auf Live-Musik stehen, Festivals besuchen und sich mit Musik beschäftigen. Lars und Lieschen Müller, die Musik ausschließlich konsumieren, indem sie ihr Internetradio auf dem Weg zur Arbeit anmachen, findet man da kaum. Aber das ist alles Spekulation – und auch gar nicht schlimm.

Gibt es den Kinder-Ableger Schandmäulchen eigentlich noch?

Man soll niemals nie sagen, aber aktuell ist nichts geplant.

Neues Album "Knüppel aus dem Sack" im Handel