19.09.2022 Jazz-Sängerin im Interview

Ulita Kaus: "Die Liebe ist der Schlüssel für ein besseres Leben"

Von Felix Förster
Ulita Knaus hat für ihr neues Album sehr viel Lyrik gelesen und die passenden Gedichte vertont.
Ulita Knaus hat für ihr neues Album sehr viel Lyrik gelesen und die passenden Gedichte vertont. Fotoquelle:  Knaus Records

Die Jazz-Sängerin Ulita Knaus aus Hamburg hat mit "Old Love And New" ihr mittlerweile achtes Album veröffentlicht, für das sie Gedichte von Poetinnen, die besondere Bedeutung für sie haben, zu Songs transformiert hat. Für diese Veröffentlichung hat sie sogar ihr eigenes Label gegründet. prisma hat die Künstlerin zu ihrer Liebe zur Lyrik, die Jazzmusik und ihren neuen Job als Label-Chefin befragt.

Wie erklären Sie einem völligen Musik-Laien, was Jazz ist und welche Musik Sie machen?
Ulita Knaus: Jazz ist sehr vielseitig. Den „reinen“ Jazz gibt eigentlich nicht. Man könnte es vielleicht vergleichen mit den Epochen in der klassischen Musik. Mit jeder Epoche beziehungsweise jedem Jahrzehnt hat sich der Jazz gewandelt, angepasst, weiterentwickelt und in Elementen in andere Stile integrieren lassen. Auf meinem neuen Album habe ich mich vor allem am Jazz der 50er- und 60er-Jahre orientiert.

Für Ihr neues Album "Old Love And New" haben Sie amerikanische Dichterinnen aus dem 19. und 20. Jahrhundert vertont. Wie kamen Sie auf diese Idee?
Ulita Knaus: Ich wollte schon immer mal Gedichte vertonen. Ich habe viel recherchiert und auch aktuelle Gedichte gelesen. Aber die alten Gedichte haben mir einfach am Besten gefallen. Sie haben schon beim Vortragen einen so schönen Rhythmus, so dass mir das Musikschreiben sehr leicht fiel.

Was macht für Sie die Faszination von Lyrik aus?
Ulita Knaus: Je nachdem, wie man sich selbst gerade fühlt, interpretiert man etwas Anderes in die Gedichte hinein. Und manchmal dauert es eine Weile, bis man den Sinn des Textes bis in die Tiefe verstanden hat. Das finde ich besonders spannend an Lyrik.

Sie haben in einem Interview gesagt, dass die Gedichte Ihnen die Melodien teilweise quasi vorgegeben hätten. Elton John hat über seine Arbeit mit dem Texter Bernie Taupin einmal etwas Ähnliches gesagt. Was verbindet Worte mit Musik?
Ulita Knaus: Worte haben bereits eine Melodie und einen Rhythmus. Wenn man genau hinhört, kann man das sehr gut erkennen. Ich glaube, dass Songs erst dann wirklich eingängig werden, wenn man diese Natürlichkeit von Melodie und Rhythmus innerhalb des Songs beibehält.

Häufig lebt der Jazz von der Improvisation. Welche Rolle hat dies bei den Aufnahmen zu Ihrem Album gespielt?
Ulita Knaus: Ich habe mir die Bandmitglieder danach ausgesucht, wie sie interpretieren und improvisieren. Jeder hat da seine eigene Sprache. Die Soli der Instrumentalisten reichern die Songs an und erzählen die Geschichte noch einmal weiter.

Auf "Old Love And New" geht es vor allem um die Liebe. Was macht die Liebe für Sie aus?
Ulita Knaus: Die Liebe ist der Schlüssel für ein besseres Leben. So einfach ist das. Wenn wir Schmerz wegen der Liebe empfinden, dann nur, weil wir mit unserem Ego kämpfen. Und dieser innere Kampf bringt am Ende so viele Geschichten über die Liebe hervor. Herrlich und tragisch zu gleich.

Wann und wo kann man Sie live sehen?
Ulita Knaus: Ich hoffe, es geht im nächsten Frühjahr los. Wegen Corona hat sich alles etwas verschoben. Aber ich habe keine Eile, denn dieses Album kann ich noch lange spielen. Es ist so wunderbar zeitlos.

Sie haben mit "Knaus Records" Ihr eigenes Label gegründet. Sie sind damit quasi Ihr eigener Vorgesetzter. Müssen Sie sich also selbst für Promotion, Verkaufszahlen und künstlerische Entscheidungen rechtfertigen?
Ulita Knaus: Ja genauso ist es. Und das fühlt sich endlich gut an. Es ist alles meine Entscheidung und Verantwortung. Das nimmt mir enorm viel Last ab.

Im Ernst: Welche Vor- und Nachteile hat das eigene Label?
Ulita Knaus: Man muss sich in viele neue Arbeitsschritte hineinarbeiten. Das kostet etwas Zeit und Geduld. Am Ende, so hoffe ich, werde ich etwas mehr Geld in meiner eigenen Tasche haben

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