02.12.2021 Musikerin und Schauspielerin

Yvonne Catterfeld: "Kenne wenige, die sich so krass verändert haben wie ich"

Von Lara Hunt
Yvonne Catterfeld spricht im Interview über Veränderungen. Darum dreht sich auch ihr neues Album "Changes".
Yvonne Catterfeld spricht im Interview über Veränderungen. Darum dreht sich auch ihr neues Album "Changes". Fotoquelle: Adam vom Mack / Adam & Kat Weddings

Anfang Dezember ist für Yvonne Catterfeld viel los. Sie ist in zwei neuen "Wolfsland"-Krimis zu sehen und bringt ihr Album "Changes" heraus, das nur aus englischen Songs besteht. Warum sie das eigentlich schon vor 20 Jahren machen wollte und warum sie Krimis eigentlich gar nicht interessieren, hat sie prisma im Interview verraten.

Die Songs auf deinem neuen Album sind alle auf Englisch. Warum?

Weil ich schon mit 20 Jahren bei meinem Plattenboss saß und lieber Englisch als Deutsch singen wollte, was ich bis dahin nur gemacht hatte. Ich habe mich dann auf deutsche Songs eingelassen und sie auch lieben gelernt. Aber jetzt sind 20 Jahre vergangen – und es war an der Zeit.

War das eine einfach Entscheidung?

Ich musste mich da schon gegen Widerstand durchsetzen, aber nur auf Deutsch zu singen hat mich eingeschränkt. Das klingt vielleicht komisch, aber wenn ich deutsche Songs schreibe, bin ich musikalisch viel zu verkopft, im Englischen kann ich da viel impulsiver sein. Ich habe mich also entschieden, gegen den Strom zu schwimmen und meinem eigenen Fluss zu folgen. Glücklicherweise habe ich mein eigenes Label. Da muss ich niemandem Rechenschaft ablegen.

Wie ist das Album entstanden?

Den Song "Change", der dem Album ja auch den Namen gegeben hat, habe ich während des ersten Lockdowns geschrieben. Und ich glaube, es war der einzige kreative Moment, den ich im Lockdown hatte. Da gab es ja genug anderes: Homeschooling, Haushalt – und die Zeit für mich hat mir wirklich gefehlt. Die war irgendwie nie da. Auch wenn Zeit mit meinem Sohn mir alles bedeutet und auch Zeit für mich ist. Aber in mir steckt tief drinnen eben doch auch eine Künstlerin, die hin und wieder nach mir ruft.

"Change" bedeutet Veränderung. Das Thema zieht sich durchs gesamte Album. Wie kam es zu der Idee?

Nachdem ich "Change" als ersten Song geschrieben hatte, mussten sich die anderen Lieder unterordnen. Ich fand das Thema so spannend und allgegenwärtig. Mir sind da so viele Sachen eingefallen: das Festhalten an Erinnerungen, die Frage, ob man immer für andere da ist oder nur für sich, ob man auch mal auf andere hört und es dadurch zu einer Veränderung kommt… Es passte auch gut in die Zeit.

Wie meinst du das?

Es hat sich, als und nachdem ich "Change" im Lockdown geschrieben habe, so viel verändert: Es ist mit uns allen etwas passiert, das Thema Wandel war allgegenwärtig. Es gab Menschen, die gemerkt haben, dass ihr Job eigentlich nichts für sie ist, die mehr Zeit mit der Familie verbringen wollten. Es gab Menschen, die ihren Beruf mochten, aber auf einmal ohne dastanden und irgendetwas zum Geld verdienen suchen mussten. Mich fasziniert aber auch, was Veränderungen mit uns machen, wenn wir sie zulassen.

Zum Beispiel?

Wenn wir uns trauen, etwas zu probieren, anstatt auf die inneren Dämonen zu hören, können dabei tolle Dinge entstehen. Ein Buch, ein Lied – alles Mögliche. Alles fängt an mit einem Gedanken und damit, dass man es tut. Es kann natürlich auch schiefgehen, aber dann hat man es wenigstens probiert, statt sich von der Meinung anderer oder innerer Stimmen abhalten zu lassen.

Magst du Veränderungen?

Ich gehöre zu denen, die sich damit schwertun. Ich nehme mir Dinge vor, zum Beispiel im Tagesablauf, und falle dann doch immer wieder in alte Muster zurück. Aber bei der Arbeit zum Album ist mir aufgefallen, dass man nur einen Buchstaben ändern muss, um aus „Change“ Chance zu machen – und das spricht doch eigentlich für sich.

Vor 20 Jahren hast du deine erste Single veröffentlicht und bei "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" angefangen. Wie hast du dich seitdem verändert?

Ich kenne nur wenige, die sich so krass verändert haben wie ich – in jeglichem Sinne. Angefangen bei einem schüchternen, unscheinbaren Mädchen, das dann auf einmal sichtbar wurde und einen Riesenerfolg hatte und sich optisch verändert hat, bis es sich wieder gesucht hat. Die noch nicht wusste, wie es geht, oder vielleicht doch, aber sich von anderen hat sagen lassen, wie sie aussehen sollte… Bis hin zum autark und autonom werden – und das alles auf verschiedenen Ebenen.

Im Dezember erscheinen zwei neue "Wolfsland"-Krimis. Was ist für dich das Besondere an der Reihe?

Ich glaube, ich hätte keinen anderen Krimi so lange durchgehalten. Ich mag die psychologische Komponente. Der reine Krimi interessiert mich gar nicht. Auch wenn ich Krimis im Fernsehen sehe, steige ich meistens irgendwann aus. Besonders, wenn es so viele Namen gibt… Irgendwann blicke ich nicht mehr durch, wer wer war.

Aber "Wolfsland" ist anders?

Mir gefällt die Beziehung, die die Kommissare "Butsch" und "Kessie" zueinander haben. Die zwei neuen Filme sind meine Lieblingsfilme. Dabei besucht meine Figur Kessie eine Psychologin und es werden mehr Seiten an ihr enthüllt und dunkle Abgründe gezeigt.

Du bist in den Bereichen Musik und TV erfolgreich und hast schon viel gemacht. Hast du noch besondere Ziele?

Keine Ahnung – ich lasse mich auf 2022 ein, treibe mit meinem eigenen Strom und hoffe, dass er mich in die richtige Richtung trägt und ich irgendwann an einem Ufer landen und die Sonne genießen kann. Ansonsten plane ich für nächstes Jahr eine akustische Tour. Und es kommt bestimmt auch noch ein Wolfsland-Film. Mir ist letztens aufgefallen, dass ich seit sechs Jahren "nur" "Wolfsland", "The Voice" und Musik gemacht habe.

Dann macht es einfach Spaß?

Ich bin jemand, der es mag, im gleichen Team zu arbeiten. Bei Wolfsland mag ich nicht nur die spannende Rolle – es ist auch schön, wieder ans Set zu kommen und das gewohnte Team zu treffen. Ich bin jemand, der sich an Menschen bindet, da ist es dann schön, immer das Gleiche zu machen. Apropos Angst vor Veränderungen… (lacht)

  • Neues Album "Changes" ab 3. Dezember im Handel
  • "Wolfsland: Böses Blut", 2. Dezember, 20.15 Uhr, ARD
  • "Wolfsland: Die traurigen Schwestern", 9. Dezember, 20.15 Uhr, ARD

 

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