29.12.2015 prisma-Serie (5)

Die ganze Welt erleben!

Wann, wenn nicht im Ruhestand: Vielen Menschen bietet das Alter die Möglichkeit, das Leben auf dem Lande und auch Städte neu zu erkunden.
Wann, wenn nicht im Ruhestand: Vielen Menschen bietet das Alter die Möglichkeit, das Leben auf dem Lande und auch Städte neu zu erkunden. Fotoquelle: halfpoint/shutterstock.com

Die Lust an der Reise lässt niemals nach. Der AXA-Deutschland- Report verrät: je oller, desto doller.

Alter schützt vor Reise nicht. Im Gegenteil, das Reisefieber bleibt, steigt und erreicht im Alter oft erst seinen Höhepunkt. Der "Deutschland-Report 2015" des Lebensversicherers AXA kommt im Kapitel "Reisen und Urlaub" zu dem Ergebnis: Für jeden dritten Erwerbstätigen bedeutet Ruhestand ein Plus an Reisen.

Das deckt sich einerseits mit einer ähnlichen Untersuchung der "Stiftung für Zukunftsfragen", die über 65-Jährige gefragt hatte, worauf es ihnen beim Reisen in erster Linie ankomme. Ganz oben im Ranking: Natur erleben, Kultur genießen.

Das widerspricht andererseits vorurteilsbeladenen Prognosen, wie sie das Magazin "Focus" noch vor einigen Jahren anstellte. Bei Seniorenreisen handle es sich um einen "grauen Markt", von dem man nicht gern spreche, weil allein schon das Wort "Seniorenreise" einen negativen Klang habe.

Bei Reiseanbietern wie "Tour Vital" kann man darüber nur lächeln. "Mit uns reisen Senioren zu den schönsten Orten der Welt", sagt "Tour Vital"-Geschäftsführer Hans Emde. "Sie lernen Leute und Kulturen kennen und bestaunen tolle Sehenswürdigkeiten."

AXA-Vorstand Dr. Patrick Dahmen bestätigt: "Aus unseren Untersuchungen geht hervor, dass viele der heute Berufstätigen mit dem Beginn des Ruhestands vor allem erhöhte Freizeitaktivitäten verbinden – und damit auch vermehrt das Reisen."

Fragt man die Ruheständler nach ihren Reisemotiven, klingt das nicht viel anders als bei jungen Leuten: rauskommen! Gemeinschaft erleben!

Entscheidend ist das Geld

Selbst inhaltlich ähneln sich die Erlebnissehnsüchte – bis zu einem gewissen Grade jedenfalls. Von schöner Natur träumen alle, Jung wie Alt, und abends muss kulturell was geboten sein. Wobei unter Senioren in diesem Zusammenhang eher "Abendunterhaltung" als Disko gemeint ist.

Die Ziele der über 65-Jährigen reichen vom Allgäu bis Afrika, von Städtereisen in Deutschland (gern mit Musicalangeboten) bis zur Studienreise nach Südostasien. Alte verreisen deutlich länger als Junge. Selbst bei den über 75-Jährigen buchten noch zwei von fünf eine Reise. Tendenz steigend.

Gewiss finden sich unter Reiseangeboten für Senioren häufiger Zusätze wie "mit ärztlicher Begleitung" oder "barrierefrei". Außerdem empfiehlt sich eine Checkliste vor der Buchung, um Enttäuschungen und Überforderungen zu vermeiden: Wie viele Reisende kommen auf einen Betreuer? Wer trägt den Koffer? Wie steht es um Ruhezeiten? Sind die Wege am Zielort flach oder hügelig?

Spätestens bei der Frage nach dem zur Verfügung stehenden Geld treffen Alter und Jugend aber wieder zusammen. Zwar verfügen die über 60-Jährigen mit 450 Milliarden Euro über ein Drittel der Kaufkraft in Deutschland, doch im Einzelfall will jede Reise erwogen und kalkuliert sein.

Der AXA-Deutschland-Report gelangt zu interessanten regionalen Unterschieden. Während sich die Westdeutschen, zumal die Menschen in Nordrhein-Westfalen, im Ruhestand ungern einschränken und entsprechend viel auf Reisen gehen, sind Sachsen und Anhaltiner zurückhaltender.

"Der Rheinländer", sagte einst Käpt'n Meyer von der Baltrum-Fähre, "reist immer. Wenn er gerade kein Geld hat, nimmt er einen Kredit auf." Das gilt selbst im Alter noch.


Quelle: tl

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