26.09.2017 Bewegung

Rauf aufs Pferd

Von Tonia Sorrentino
Früh übt sich, aber nichts überstürzen: Gute Reitlehrer führen Anfänger behutsam an das neue Hobby heran.
Früh übt sich, aber nichts überstürzen: Gute Reitlehrer führen Anfänger behutsam an das neue Hobby heran. Fotoquelle: E+/Getty Images

Reiten lernt man nur beim Reiten, heißt es. Doch auf dem Weg zu diesem Hobby tauchen viele Fragen auf. prisma gibt Antworten.

Wie finden Menschen, die aufs Pferd steigen wollen, das passende Angebot? Was für eine Ausrüstung benötigen sie? Wie hoch sind die Kosten und wie viel Zeit beansprucht der Umgang mit dem Pferd? Das müssen Interessierte wissen:

Ausrüstung

Das wichtigste Kleidungsstück beim Reiten ist der idealerweise DIN-genormte Helm mit Drei- oder Vierpunktbefestigung und flexiblem Schirm an der Vorderseite. "Damit sitzt er optimal und schützt bei Stürzen vor Verletzungen am Kopf", sagt Thomas Ungruhe, Leiter der Abteilung Breitensport, Vereine, Betriebe bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Bei Gebrauchtware ist Unfallfreiheit ein Muss. Hat ein Reiterhelm einen Sturz hinter sich, können unsichtbare innere Schäden die Sicherheit stark gefährden. Sinnvoll kann auch eine den Rumpf schützende Reitweste sein. Für einen rutschfreien Zügel- Griff bieten sich Reithandschuhe an. Reithosen dagegen sind, gerade für Anfänger, nicht notwendig. Eine alte, elastische, eng sitzende Hose ohne innenliegende Nähte und Applikationen reicht aus – sie sollte die Haut beim Reiten nicht wundscheuern.

Auch bei Reitstiefeln gilt: Wer sich erst einmal einfinden möchte, trägt am besten gängige Stiefeletten oder Stiefel mit durchgehender Sohle und kleinem Absatz, der gut im Steigbügel hält. Zaumzeug, Sattel und Trense stellt für gewöhnlich erst einmal der Reitstall zur Verfügung. Wer sein Hobby intensivieren will oder über eine Reitbeteiligung oder eineigenes Pferd nachdenkt, wird sich eine eigene Garnitur zulegen wollen. Dabei ist neben der individuellen Handhabung im Zusammenspiel mit dem Pferd der Rat von Reitlehrern und Fachhändlern wichtig.

Kosten und Anlaufstellen

Neue wie gebrauchte Ausrüstung ist in Reitsportfachgeschäften, oft im Umfeld der Reitschule, und online erhältlich. Anfänger sollten sich fachmännisch beraten lassen. Oft lohnt sich ein Blick auf schwarze Bretter in Reitschulen, auf Höfen und in Foren. Die Preise für Artikel wie Trense, Zaumzeug und Sattel schwanken stark, allein ein Helm kann Ungruhe zufolge zwischen 60 und 600 Euro kosten.

Auch beim Pferdekauf ist der Preis laut dem Fachmann kaum zu beziffern. Mit Blick auf den Erwerb eines eigenen Pferdes gibt es jedoch eine Faustregel, wie Ungruhe hervorhebt: "Man sollte erst reiten lernen. Am besten reitet man ein bis zwei Jahre regelmäßig zu jeder Jahreszeit." Eine Gruppenreitstunde kostet regional unterschiedlich, meist zehn bis 16 Euro.

Wichtig: Wenn noch nicht geschehen, sollten sich Reiter privat unfallversichern. Die Kosten dafür sind abhängig vom Versicherer. Auch der finanzielle Aufwand für den Unterhalt schwankt stark von Fall zu Fall, unter anderem je nach Reiterfreundlichkeit der Region.

"Pensionspferdehaltung inklusive Futter und Misten kann monatlich zwischen 250 Euro und dem Dreifachen kosten", so Ungruhe. Auch die jährlichen medizinischen Kosten, etwa für Wurmkur und Impfungen, sind dreistellig. Hinzu kommen alle sechs bis acht Wochen mindestens rund 50 Euro für den Hufschmied.

Stark im Trend liegen Reitbeteiligungen, wie Ungruhe sagt – aus Geld- und Zeitgründen. Dabei teilen sich mehrere Personen, meist über Empfehlungen aus einem entsprechenden Verein, Hof oder über Reitlehrer, ein Pferd inklusive Handling und aller Kosten.

Zeitaufwand

Pferde brauchen täglich Bewegung und Muskelarbeit. "Wenn das Tier nach getaner Arbeit den Kopf lang nach unten streckt und zufrieden schnaubt, ist es angenehm ausgepowert", sagt Ungruhe. Putzen und Striegeln vor jedem Ausritt benötigen mindestens 30 bis 45 Minuten, ebenso wie das tägliche Ausmisten. Wie das funktioniert, erklärt Reitanfängern fachlich qualifiziertes Personal aus dem jeweiligen Stall. Raufutter sollte übrigens permanent verfügbar, Kraftfutter hingegen streng dosiert sein.

Checkliste für Anfänger

Die beste Garantie für eine erfolgreiche, unfallfreie Zeit auf dem Pferderücken ist eine fundierte Ausbildung seitens qualifizierten Personals in entsprechendem Ambiente.

  • Sind Ställe und weitere Einrichtungen auf dem Hof sauber und gepflegt?
  • Haben die Tiere Platz im Stall und draußen (Weide), frisches Wasser und Futter?
  • Haben die Boxen Fenster oder sogar Paddocks (Auslauf in der Box)?
  • Wirken die Tiere ausgeglichen, gesund, sind sie agil, fit, glänzt ihr Fell?
  • Hat der Reitlehrer (kein geschützter Begriff ) eine Trainerlizenz (C, B, A) oder ist er qualifizierter Pferdewirt, Turnierreiter?
  • Besteht die Möglichkeit, für einen ersten Eindruck bei Reitstunden zuzuschauen?
  • Dürfen Angehörige bei den Schnupperstunden dabei sein?
  • Besteht die Möglichkeit, sich erst einmal ein Bild von den Vorgängen auf dem Hof zu machen?
  • Geht der Trainer auf seine Schüler ein, ist er hilfsbereit und beantwortet er alle Fragen?
  • Erklärt der Trainer alles zu Pferd und Reitvoraussetzungen, bevor er Anfänger aufsitzen lässt?
  • Verfügt die Einrichtung über das Siegel "FN-Ausbildungsstall" der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN)?

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