06.12.2016 Kultur

Die Oper als ganz großes Kino

Von Florian Blaschke
Plácido Domingo bringt Verdis Erfolgsoper in einige der größten Arenen.
Plácido Domingo bringt Verdis Erfolgsoper in einige der größten Arenen. Fotoquelle: Thomas Ludwig

Mit der "Aida Stadium World Tour" inszeniert Plácido Domingo Verdis Erfolgsoper als Event-Spektakel.

"Fußball und Oper haben viel gemeinsam", sagt Plácido Domingo. "Beides kann das Publikum genießen, ohne eine bestimmte Sprache verstehen zu müssen." Und so scheint es fast logisch, dass der Tenor und leidenschaftliche Real-Madrid-Fan beide Welten zusammenführen will: mit der "Aida Stadium World Tour", einer Tournee, mit der er die berühmteste Oper der Welt in einige der größten Arenen bringt: Fußballstadien. Die elitäre Opernwelt als Event-Spektakel? Was wie ein Widerspruch wirkt, ist für Plácido Domingo nur logisch: Er wolle Oper für jeden machen, vor allem für neue Zielgruppen – ohne Dresscode und trotzdem mit Atmosphäre.

Um das zu erreichen, arbeiten Domingo und sein Team seit zwei Jahren an dem Projekt – allem voran an der Bühne. 650 Quadratmeter LED-Wände sollen das an ägyptische Tempel und Statuen erinnernde Bühnenbild ergänzen, auf Knopfdruck will Regisseur Stefano Trespidi hier die Szenerien wechseln können – mit 3Dund Live-Videos. Und damit das Bild noch lebendiger wird, besteht der Bühnenkoloss aus drei Ebenen, die sich variabel verschieben lassen. Immer im Mittelpunkt: eine 27 Meter hohe Tutanchamun-Büste.

Spagat zwischen Event und Kunst

"Ich würde die Aufführungen eher als Kino sehen, weniger als klassische Oper", sagt Trespidi. Und er müsse auch die Szenerien berücksichtigen, die vom Komponisten vorgegeben sind. "Die Herausforderung besteht darin, Aida als Spektakel zu inszenieren, aber nicht den Respekt vor der Musik zu verlieren."

Den Hauptjob dabei haben natürlich die Darsteller: Kristin Lewis als Aida etwa, Erwin Schrott als Ramphis oder Violeta Urmana als Amneris. Sie werden auf der 60 Meter breiten Bühne, umgeben von 800 Darstellern, die Geschichte von Liebe und Politik erzählen, die Verdi 1871 in Kairo uraufführte.

Und Domingo selbst? Er wird an den meisten Terminen den Maestro geben – in Deutschland in Gelsenkirchen, Hamburg und München – und neben den Darstellern auch das Orchester und zwei Chöre dirigieren. Er könne es kaum abwarten, doch die Zeit rase auch, gibt der 75-Jährige zu. Verständlich. Bis zum 27. Mai ist nur noch Zeit. Dann feiert "seine" Aida in Gelsenkirchen Premiere.

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