10.11.2015 Musical-Klassiker in Oberhausen

Brent Barrett: "Das Phantom ist wie ein Kind"

Die Bühne als dunkler Strom: Das Phantom der Oper steuert sein Boot in die Unterwelt.
Die Bühne als dunkler Strom: Das Phantom der Oper steuert sein Boot in die Unterwelt. Fotoquelle: Stage Entertainment/Morris Mac Matzen

Russland hat rund 140 Millionen Einwohner. Weltweit haben exakt so viele Menschen Andrew Lloyd Webbers Meisterwerk "Das Phantom der Oper" seit der Uraufführung 1986 in London besucht. Auch in Deutschland zieht die Geschichte um die gespenstische Liebesgeschichte in der Pariser Oper um 1870 die Massen in ihren Bann.

Im Jubiläumsjahr, 25 Jahre nach der Premiere in Hamburg, kommt das Stück nach Oberhausen. Und zwar mit klangvollen Namen in der Besetzungsliste: Die bildhübsche Elizabeth Welch spielt Christine Daaé, in deren Rolle sie bis zuletzt in der US-Tour geschlüpft war.

Max Niemeyer alias Raoul kennen die Fans vielleicht schon von der Hamburger Inszenierung. Und mit Brent Barrett als Phantom konnten die Verantwortlichen neben Welch einen zweiten Broadwaystar verpflichten, der sich in der Rolle bereits bewährt hat.

Mr. Barrett, Sie haben das Phantom bereits mehrere Jahre in der Las-Vegas- Produktion des Musicals gespielt. Ist Oberhausen für Sie also reine Routine?

Alles andere als das. Das Phantom zu spielen ist immer eine Herausforderung. Neu war und ist für mich jetzt aber, die Rolle auf Deutsch zu singen, obwohl ich die Sprache nicht beherrsche. Bei einem Texthänger hätte ich ein wirklich großes Problem (lacht).

Klingt ein wenig nach Lampenfieber.

Tatsächlich bin ich noch immer etwas nervös, wenn ich die Bühne betrete. Das brauche ich auch für meine Grundspannung. Aber ich kann Ihnen versichern: Das Singen in einer mir fremden Sprache macht es diesmal nicht leichter. Da kommt mir der Alptraum eines jeden Bühnenkünstlers in den Sinn.

Lassen Sie uns doch ein wenig teilhaben.

Jeder Sänger oder Theaterschauspieler ist sicher schon einmal nachts hochgeschreckt, weil er geträumt hat, vor ausverkauftem Haus auf der Bühne zu stehen und keine Zeile Text mehr im Kopf zu haben.

Wie haben Sie die Texte denn gelernt?

Unser Gesangstrainer hat mir die Zeilen im Lautbild geschickt, das habe ich auswendig gelernt. In einem zweiten Schritt musste ich üben, es mit korrekter Aussprache und Betonung zu singen. Ich weiß natürlich, wovon ich singe und spreche, die sprachlichen Feinheiten kann ich aber nicht bis ins Detail nachvollziehen. Aber ich hoffe in jedem Fall, dass es dem Publikum gefallen wird.

Auf welches Phantom dürfen sich die Fans des Stücks freuen? Was unterscheidet Sie von anderen Interpreten?

Ganz ehrlich: Das weiß ich nicht. Ich habe mir bewusst keine Inszenierungen angeschaut, um mich nicht von anderen Künstlern beeinflussen zu lassen. Ich denke, dass jeder Interpret der Rolle seinen persönlichen Stempel aufdrückt, und so soll es ja auch sein. Mich hat besonders die Zerrissenheit der Figur gereizt. Das Phantom ist stark und mächtig. Zugleich lebt es völlig isoliert und ist sozial unbeholfen wie ein Kind. Die einzige Kommunikationsform, die es beherrscht, ist die der Musik.

Stichwort Musik: Was hören Sie daheim? Ich bin mit Folk, Rock, Pop und Country aufgewachsen und liebe solche Genres ebenso wie die Klassik. Aber seitdem ich Musicals spiele, höre ich privat kaum noch Musik. Das ist wohl wie bei einem Koch, der sich nach langen Arbeitstagen zu Hause meist auch nicht mehr an den Herd stellen mag.

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