16.01.2018 Mode

Hut ab! Die Rückkehr einer fast vergessenen Mode

Von Tonia Sorrentino
Großes Comeback: Der Hut, ob schlicht oder extravagant, ist wieder ein gefragtes Accessoire.
Großes Comeback: Der Hut, ob schlicht oder extravagant, ist wieder ein gefragtes Accessoire. Fotoquelle: © Fascinator von Niki Marquardt/Foto Philipp Nemenz

Wer mit dem Zeitgeist geht, kleidet sich gut – und zwar von Kopf bis Fuß. Hutmode gehört wieder zum Schick.

Menschen tragen wieder mehr Hut. "Das zieht sich durch alle Altersgruppen, vom jüngeren Mädchen bis zum älteren Herrn", sagt die Münchener Hutmacherin Nicki Marquardt, die sich dem Handwerk seit mehr als 20 Jahren widmet. "Der Hut erlangt derzeit wieder Normalität, es ist ein großer Trend, sich von Kopf bis Fuß gut zu kleiden. Manchen mag es noch zu ungewöhnlich oder auffällig vorkommen, aber: Hut gehört wieder zum Schick." Seit einigen Jahren sind auf Modenschauen wieder kleinere Herrenhüte mit Rand zu sehen. "Der sogenannte Trilby war in den 60er-Jahren modern, etwa im Frank-Sinatra- oder Humphrey-Bogart-Style. Unter anderem Justin Timberlake brachte kleinere Trilbys zurück. Inzwischen tragen diese Hutform wieder viele Prominente."

Auch bei besonderen Anlässen komme der Hut wieder zum Einsatz: etwa der "Fascinator", ein kleiner Kopfschmuck, passend zur Garderobe angefertigt. "Den sieht man zum Beispiel bei Herzogin Kate. Die Form ist eher jünger und expressiv, aber auch bei Damen im fortgeschrittenen Alter beliebt."

Revival des Cowboy-Huts

Ebenso zurück kam der 70er-Jahre-Stil, etwa der sogenannte Flapper, ein großer Damenhut, dessen breiter Rand wellig nach unten fällt und lässig schwingt. In den jüngsten Schauen beobachtet Marquardt aber auch ein Revival von Cowboy-Hüten. "Formen wie der Boater, ein Freizeithut, gehören dazu. Charakteristisch dafür ist der flache, gerade Kopf, wie bei einem abgeschnittenen Zylinder, mit geradem Rand. Buster Keaton kennt man zum Bei spiel mi t einem kleineren Rand, er kann aber auch größer ausfallen." "Kreissäge" sei der deutsche Begriff für diese kantige, eher steife Hutform, die vor allem um die Jahrhundertwende klassisch war, aber auch später immer wieder auftauchte. "Mode ist eine Wellenbewegung. Die meisten Formen gab es schon vor tausend Jahren. Damit wird seit jeher experimentiert, sie verschwinden nie ganz. Vielmehr wird der Dialog zwischen Kopfbedeckung und Outfit unterschiedlich zitiert und neu interpretiert."

Schwarz wirft starken Schatten

Ein Hut mit Rand wirkt Marquardt zufolge formeller und erwachsener – Wesenszüge wie Seriosität könne man also mit dem Accessoire unterstreichen. Sei der Träger eher modern und jugendlich, passe kleiner, schriller Kopfschmuck. In puncto Farben sei alles möglich, sagt Marquardt. Da ein Hut aber direkt am Gesicht sitze, solle man die Couleur trotzdem mit Bedacht wählen: "Schwarz wird zum Beispiel sehr viel kombiniert, wirft aber auch einen starken Schatten, der das Gesicht grauer wirken lässt. Schöner sind weichere Farben." En vogue sei gerade Blau, das entweder als Kontrast oder Ergänzung zur Ton-in-Ton-Garderobe gewählt werde. "Aufpassen sollte man bei Grüntönen – die stehen nur bestimmten Typen."

Die richtige Hutform sei von sehr vielen Parametern abhängig, zum Beispiel von Körpergröße und Outfit. Trägt die Person einen langen Rock, ein Etuikleid, einen Hosenanzug, einen Lang- oder Kurzhaarschnitt? Ist sie extrovertiert oder zurückhaltend? Die Kriterien seien nahezu unendlich. Deswegen gibt es laut Nicki Marquardt keine Regeln. "Der Hut muss ins Gesamtbild und zum Anlass passen", sagt sie. "Das merkt man beim Experimentieren."

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