Genuss

Ist Kaffee gesund?

Von Tobias Toll
Noch nie gab es so viele Kaffee-Kreationen wie heute.
Noch nie gab es so viele Kaffee-Kreationen wie heute. Fotoquelle: amenic181/shutterstock.com

Jetzt einen Kaffee! Ein Stoßseufzer, wie er täglich vielen von uns entweicht. Kaffee, der kleine Kick, den wir morgens zum Wach werden benötigen und nachmittags, wenn sich die Arbeit hinzieht und die Konzentration nachlässt.

Nie gab es dazu mehr Gelegenheit, nie so viel Auswahl. Aus dem treudeutschen Filterkaffee hat sich eine Kaffeekultur entwickelt, nicht ganz ohne fremdländischen Einfluss.

Die Kaffeeautomaten brummen in einem fort, produzieren Macchiato, Cappuccino, Crema. Die Café-au-Lait-Schlürfer sind gegenüber Latte-macchiato-Muttis hoffnungslos in die Minderheit geraten; auch Zubereitungsformen unterliegen der Mode.

Folgeerscheinungen jener Liebe auf den ersten Geruch

Kaffee, das immerhin bemängelt der eine oder andere Skeptiker, rieche besser, als er schmecke. Tatsächlich ist Kaffee - guter Kaffee - vor allem eine aromatische Verführung. Dass er wach macht, dass er der Konzentration förderlich ist, dass er tatsächlich auch Sportlern schon Flügeln verliehen hat (olympischen Sportschützen wurde Coffein untersagt, weil es wie Doping wirke), das alles sind nur Folgeerscheinungen jener Liebe auf den ersten Geruch.

Aber wollen wir überhaupt wissen, wie er zustande kommt? An die 1—000 Chemikalien sollen in einer Tasse zusammenwirken, Chlorogensäure, Methylbutyraldehyd, Propanol usw. Das kann doch gar nicht gut sein...

Je mehr Kaffee, desto kleiner das Erkrankungsrisiko

Ist es aber doch. Kaffee hat Klasse, weil er schmeckt und gesund ist. Kaffee schützt erwiesenermaßen vor dem berüchtigten Typ-2-Diabetes. Je mehr Kaffee getrunken wird, desto kleiner das Erkrankungsrisiko. Andere Studien haben ergeben, dass Kaffee die Gefahr senkt, im Alter an Alzheimer zu erkranken. Vermutlich, weil das Zusammenklumpen von Proteinen, das vielen Wissenschaftlern als Auslöser gilt, dank Kaffee stark vermindert wird.

Wie und ob Kaffee bei Krebs eine schützende Funktion entfaltet, ist noch umstritten. Eine Untersuchung in Japan ergab, dass Kaffeetrinker signifikant seltener von Prostataerkrankungen heimgesucht wurden als Kaffeeabstinenzler.

Bleibt die immer wieder geäußerte Vermutung, Kaffee entziehe dem Körper zu viel Wasser. Ein Irrtum. Kaffee ist kein Dieb. Er beeinflusst die Flüssigkeitsbilanz nicht im Geringsten. Einzig während der Schwangerschaft sollte Kaffee gemieden werden; Coffein könnte das Wachstum des ungeborenen Kindes negativ beeinflussen.

Ungewöhnliche Vitalität

Als Entdecker des Kaffees gilt ein äthiopischer Hirte namens Kaldi, der, 850 v. Chr. war's, eine ungewöhnliche Vitalität an seinen Ziegen bemerkte. Sie hatten Früchte vom Kaffeestrauch geknabbert. Abgespielt hat sich diese Urszene aller Kaffeeseligkeit in einer Provinz namens Kaffa.

Über die Türken und venezianische Kaufleute gelangte Kaffee im frühen 17. Jahrhundert nach Rom. Papst Clemens VIII. zeigte sich entrüstet. Das sei ja "Satans bittere Erfindung", schimpfte er. Weil ihm Kaffee dann aber doch schmeckte, überlegte er später: "Vielleicht könnten wir, indem wir den Kaffee taufen, dem Teufel ein Schnippchen schlagen."

Nicht nötig. Kaffee hat sich auch ungetauft durchgesetzt.

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