10.05.2022 Blick in die Zukunft

Folge 15: Kunden und Wähler – hätten wir nicht eigentlich die Macht?

Von Professor Dr. Thomas Druyen
Professor Dr. Thomas Druyen (rechts) und prisma-Chefredakteur Stephan Braun.
Professor Dr. Thomas Druyen (rechts) und prisma-Chefredakteur Stephan Braun. Fotoquelle:  Alois Müller

In "Blick in die Zukunft" antwortet Professor Dr. Thomas Druyen auf Fragen von prisma-Chefredakteur Stephan Braun. Folge 15: Kunden und Wähler – hätten wir nicht eigentlich die Macht?

Eine gute Frage. Es gibt viele wichtige Entscheidungen, die unsere politischen Repräsentanten in unserem Auftrag treffen. Aber Umgang und Zufriedenheit mit diesen Beschlüssen sind zunehmend kontrovers und spaltend. Denken wir an das Corona-Theater. Selbst wissenschaftliche Eindeutigkeiten werden zerbröselt, und die Politik scheitert an Klarheit und Durchblick.

Wäre es nicht wunderbar, wenn wir als Nation in der Lage wären, Mehrheitsbeschlüsse zu akzeptieren oder gar zu fordern? Zentrale Fragen unserer Zukunftsgestaltung stoßen auf Skepsis, Uneinigkeit und Interpretationswut. Die Aufrüstung der Bundeswehr, der Schutz der Umwelt, der Umgang mit Flüchtlingen, das Gendern oder die Altersversorgung – zu allen Themen finden wir endlose Meinungen, aber keinen Konsens.

Wir werden von der Politik und anderen Angebotslieferanten als individuelle Interessenvertreter behandelt. Man versucht, uns nicht die beste Lösung oder das beste Produkt zu vermitteln, sondern das, worauf wir am ehesten hereinfallen. Von der Politik werden wir als Kunden behandelt und von der Wirtschaft als Wähler, die mit Produkten überflutet werden. Alles ist im Übermaß vorhanden, niemand überschaut das Ganze, und alle sind unzufrieden.

Es wäre ratsam, endlich Farbe zu bekennen. Wir sind kein bloßes Stimmvieh oder dumme Konsumenten. Wir könnten bestimmen, wenn wir zu mehr Miteinander und mehr Kooperation fähig sein wollten. Wir können Produkte, Firmen und ganze Branchen mit unserem Einkaufsverhalten maßgeblich stärken oder schwächen.

Hören wir auf, das kleinste Übel zu wählen. Wir können neue Parteien gründen. Wir haben die Macht der Wahl. Ein paar Jugendliche haben mit Fridays for Future gezeigt, was Einigkeit und mutige Aktivität bewirken. In wenigen Wochen haben sie eine jahrzehntelange Dominanz der Energiewirtschaft pulverisiert. Wenn wir wollen, sind wir das Zünglein an der Waage.

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