17.05.2021 Moderne Landhausgärten

Abschalten im Grünen

Der Landhausgarten mit seiner charmanten Wildheit ist wieder gefragt.
Der Landhausgarten mit seiner charmanten Wildheit ist wieder gefragt. Fotoquelle: picture alliance / Zoonar | Erich Teister

Üppige Pflanzenwelten umgeben von Mauern und Hecken bieten idyllische Rückzugsorte in modernen Landhausgärten.

Bereits im 19. Jahrhundert zog es viele Menschen aufs Land. Durch die industrielle Revolution wurden die europäischen Städte voller, lauter und schmutziger. Wer es sich leisten konnte, kaufte ein Haus im Grünen und ließ sich einen blühenden Garten anlegen. Heute ist ein ähnlicher Trend zu beobachten. Jetzt sind es die Digitalisierung und die ständige Hektik, die kaum Zeit zum Abschalten lassen. Jeder ist nahezu ständig erreichbar, und so sehnen sich immer mehr Menschen nach einem idyllischen Rückzugsort. Der Landhausgarten mit seiner charmanten Wildheit ist wieder gefragt. "Er ist so gestaltet, wie sich die britischen Stadtbürger das Leben auf dem Land vorstellten: stark romantisiert", erklärt Gerald Jungjohann vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL).

Wie in großen englischen Landschaftsgärten spielen auch in der Miniaturausgabe klare Strukturen eine wichtige Rolle. Mit Mauern, Hecken und Formgehölzen werden einzelne Räume mit üppiger Pflanzenvielfalt geschaffen. Den Effekt der geordneten Wildheit schaffen Landschaftsgärtner, indem sie Gräser, Stauden, Sträucher und Zwiebelgewächse mit unterschiedlichen Höhen und Wuchseigenschaften kombinieren. In einzelnen Bereichen wiegt sich filigranes Lampenputzergras neben leuchtendem Sonnenhut und den Blütenständen der Fetthenne. An anderer Stelle ziehen hochwachsende Dahlien neben zarten Anemonen alle Blicke auf sich, während kleinbleibender Lavendel oder Salbei den Garten mit ihrem herrlichen Duft bereichern.

Zu den wichtigsten Pflanzen im Landhausgarten zählt die Rose. Sie erinnert an das ländliche England aus romantischen Filmen und begeistert mit einem breiten Farbspektrum von weiß über rosa bis knallig rot. "Für Gärten mit wenig Platz sind Kletterrosen ideal", betont Jungjohann. "Mit ihnen können auf kleinem Bodenraum eindrucksvolle Bilder mit ländlichem Charme geschaffen werden." So verschönern Kletterrosen eine Pergola, Holzzäune oder sonnige Hauswände und lassen sie im Sommer erblühen. Für kleine Landhausgärten eignet sich auch Spalierobst. Die Gehölze werden an einem Gerüst hochgezogen, die Krone wächst in einer strengen Form. Landschaftsgärtner empfehlen Apfel- oder Birnenbäume, aber auch Quitten oder Pflaumenbäume sind geeignet. An nach Süden ausgerichteten Mauern können auch wärmeliebende Obstgehölze wie Aprikosen oder Feigen gepflanzt werden. "Natürlich reicht der Fruchtertrag nicht für einen Selbstversorgergarten, aber hin und wieder von der eigenen Ernte zu naschen, ist ein köstliches Highlight im Gartenjahr", sagt Jungjohann.

In einem modernen Landhausgarten kommt es auf die Mischung an. Damit der Garten das ganze Jahr über leuchtet, sollten Hobbygärtner auf die unterschiedlichen Blühzeiten der Pflanzen achten und auch immergrüne Gewächse dazwischen setzen. So wird auch Insekten und Vögeln Nahrung und Lebensraum geboten, deren Summen und Zwitschern für zusätzliche Romantik sorgt. Besonders vielfältig sind Stauden, die je nach Sorte an ganz unterschiedliche Standorte angepasst sind. Einige sind wahre Sonnenanbeter, andere mögen es schattig. Die einen bevorzugen karge Böden, andere benötigen einen hohen Nährstoffgehalt.

Waldstauden wie Anemonen oder einige Farne eignen sich beispielsweise für die Unterpflanzung von Gehölzen. In der Regel entwickeln sie sich sehr früh im Jahr, wenn die Bäume noch keine Blätter tragen. Uferstauden wie die Sumpfdotterblume finden ihren Platz am Teich. Möglichst trocken und karg hingegen mögen es Steingartenstauden wie Steinaster oder Blaukissen. Mit diesen Bodendeckern lassen sich auch Hanglagen farbig in Szene setzen. Für ein üppiges Beet eignen sich Prachtstauden wie Pfingstrosen oder Phlox.