23.02.2016 Pharma-Geschichte

Volkmar Klopfer: Ein Chemiker im Roggen

Pioniere des Mineralstoffwissens: Dr. Volkmar Klopfer (r.) und der Schwede Ragnar Berg.
Pioniere des Mineralstoffwissens: Dr. Volkmar Klopfer (r.) und der Schwede Ragnar Berg. Fotoquelle: Protina Pharmazeutische GmbH

Die Bedeutung von Mineralstoffen wurde lange unterschätzt. Volkmar Klopfer hat das geändert.

Mineralstoffe, das weiß man heute, halten den Körper leis tungsfähig. Aber es hat Zeiten gegeben, da lag das weite Feld des Anorganischen noch völlig brach. Vollkornbrot, auch das musste erst gelernt werden, sättigt nachhaltiger und bekömmlicher als manches helle Industriebrot.

Beides, das Wissen um den Wert von Mineralstoffen und die Begeisterung für Vollkornbrot, haben ihren Ursprung in den Arbeiten von Dr. Volkmar Klopfer (1874–1943) aus Dresden.

Was er erforschte, oft ganz auf sich allein gestellt, bisweilen auch in Zweierteams, mündete lange nach seinem Tod in die Protina Pharm. GmbH mit Sitz in Ismaning bei München sowie in ein Mineralstoffpräparat – "Basica" heißt es – ,das spätestens mit dem WM-Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft 1990 in Italien zur Legende wurde.

Der junge Volkmar Klopfer wird als oft einsamer, aber findiger Tüftler beschrieben, der allerdings von einigem Unternehmungsgeist beseelt gewesen sein muss.

Noch ehe er sein Chemie-Studium abgeschlossen hat, gründet er ein Nahrungsmittelwerk in Dresden-Laubnitz.

Klopfer, Sprössling einer Bauernfamilie, lässt Nahrungsmittel aus Getreide nach damals neuen Gesichtspunkten herstellen und gilt bald als Pionier für die Erforschung und Entwicklung von Nährstoffen in Nahrungsmitteln.

Konkret, Volkmar Klopfer durchleuchtet die Inhaltsstoffe von Getreide und hat ganz besonders ein Auge auf Mineralstoffe und Eiweiß. Ab 1913 produziert der inzwischen promovierte Chemiker Vollkornmehl aus Roggen, der bis dahin nur als Viehfutter, viel billiger als Weizen, bekannt war.

Dr. Klopfer erhält ein Patent für ein Verfahren, mit dem Vollkornbrot aus Vollkornroggenmehl hergestellt und dadurch der Nährwert verbessert werden kann. Heute gilt er als Erfinder des Vollkornbrots.

Arzneimitteln mit mineralischen Wirkstoffen

Zu den Leuten, mit denen Klopfer intensiv zusammenarbeitete, gehörte seine Lebensgefährtin Martha Hadlich (1883–1961). Gemeinsam gründeten sie 1924 eine neue Firma, das Chemische Werk Dr. Klopfer. Der Schwerpunkt der Produktion lag auf Arzneimitteln mit mineralischen Wirkstoffen. Während sich Klopfer in die Forschung vertiefte, trieb seine Frau das Geschäft voran. Auch der Produktzusatz "Diasporal" taucht in jenen Tagen bereits auf. Heute steht er für ein Magnesium-Granulat. Noch bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde Magnesium im Gegensatz etwa zu Calcium unterschätzt.

Grund, Magnesium findet sich im Körper zu 99 Prozent in der Zelle und nur zu einem Prozent im Serum. Bei Blutanalysen blieb es deshalb unauffällig, es sei denn, es lagen schwere Mangelerscheinungen vor.

Erst um 1970 erschienen international wissenschaftliche Arbeiten zur klinischen Bedeutung von Magnesium. Protina, seit Klopfers Tagen auf Mineralstoffe spezialisiert, war mit Magnesium-"Diasporal" sogleich zur Stelle.

In Dresden lernte Klopfer den schwedischen Ernährungsphysiologen Ragnar Berg (1873–1956) kennen. Berg untersuchte die Rolle von Spurenelementen und Mineralstoffen (wie Kalzium, Mangan, Zink, Kupfer, Gold) bei der Ernährung und wies krankhafte Folgen diverser Formen von Mangelernährung nach (zum Beispiel Schäden durch stickstoffhaltige Verbindungen bei Mangel an Mineralstoffen).

"Geheimnis in gelben Flaschen"

Berg und Klopfer wurden Freunde. Gemeinsam entwickelten sie ein neues Mineralstoff-Präparat. Berg erkannte, unter anderem in Selbstversuchen, dass eine der schlimmsten Folgen von unausgewogener, nährstoffarmer Ernährung eine Störung des Säure-Basen-Haushalts ist.

Aus dieser Erkenntnis schufen Klopfer (Herstellung) und Berg (Zusammensetzung) "Basica". Das war 1925.

65 Jahre später, beim Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft in Italien, spricht alle Welt vom deutschen "Geheimnis in gelben Flaschen". Der Inhalt entspricht dem heutigen Produkt "Basica Sport" mit 20 basischen Mineralstoffen und Spurenelementen.

Mit der Bombardierung im Zweiten Weltkrieg gingen die Dresdner Zeiten für die inzwischen in "Protina" umbenannten Klopfer-Werke zu Ende. Bei München fand man eine neue Heimat, mit heute 140 Mitarbeitern. Durch Innovation und Forschung und auch dank großer Kundenbeliebtheit ist "Basica" heute der Marktführer bei Basenpräparaten des Säure-Basen-Haushalts in Apotheken.

Monika Tiedemann ist seit 2013 Geschäftsführerin. Die Lebensmittelchemikerin setzt darauf, das Know-how von Protina als "Mineralstoff- und Granulatexperte" im In- und Ausland weiter auszubauen.

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