29.06.2021 Finanzen

Warum Reiche nicht glücklicher sind

Von José Macias
Der Vermögensforscher Professor Dr. Thomas Druyen sieht optimistisch in die Zukunft.
Der Vermögensforscher Professor Dr. Thomas Druyen sieht optimistisch in die Zukunft. Fotoquelle: Michael Lübke

Einmal im Leben Millionen im Lotto gewinnen: Viele Menschen wünschen sich das sehnlichst – und dennoch erreichen sie dieses Ziel nie. Doch ist es wirklich erstrebenswert, reich zu sein?

Sind reiche Menschen immer glücklicher? "Auf keinen Fall!", beteuert Professor Dr. Thomas Druyen, einer der renommiertesten Vermögensforscher Europas. "Ich weiß aus über 25 Jahren Reichtumsforschung: Nach landläufiger Meinung müssten Milliardäre die glücklichsten Menschen der Welt sein, doch das sind sie de facto nicht! Je mehr Geld zur Verfügung steht, das nicht unternehmerisch genutzt wird, desto größer ist auch die Angst, sein Vermögen wieder zu verlieren."

Der Soziologe und Vermögensforscher muss es wissen, denn er hat im Rahmen seiner Forschungen unzählige Milliardäre in aller Welt interviewt. Und er berichtet: "Die Deutschen waren noch nie so reich wie jetzt. Die Statistik verzeichnete für das Jahr 2019 rund 1,5 Millionen Millionäre im Land und rund 200 Milliardäre." Mit dem Reichtum ist das allerdings so eine Sache. Laut Bundesregierung gilt als reich, wer über ein monatliches Einkommen von mindestens 3.200 Euro verfügt (Ehepaare 6.000 Euro). Der Professor, der an der Sigmund Freud Privatuniversität in Wien das Institut für Vergleichende Vermögenskultur und Vermögenspsychologie gründete, macht eine andere Rechnung auf: "Erst ab einem Vermögen von mindestens 30 Millionen Euro kann man ernsthaft von Reichtum sprechen – weil man davon leben kann und nicht gezwungen ist, zu arbeiten."

Solche Summen sind für die meisten Menschen unerreichbar. "Mit Einkommen reich zu werden, das gelingt allenfalls einigen Top-Vorständen. Wer eine Chance auf Reichtum haben will, sollte unternehmerisch handeln. Reichtum ist nichts, was vom Himmel fallen kann (bis auf die kleine Klientel der Erben), sondern kann nur selbst erzeugt werden." Dabei eröffnen Globalisierung und Digitalisierung ganz neue Möglichkeiten, um sogar unsagbar reich zu werden. "Früher brauchte es oftmals viele Generationen, um Reichtum zu bekommen und zu erhalten. Das war extrem aufwändig, man brauchte viele Schiffe, Immobilien, Verwalter und Personal. Heute haben wir durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz die größten Veränderungen in der Menschheitsgeschichte überhaupt", erläutert der Begründer der Vermögenskulturforschung. "Jeder kann heute theoretisch mit einer Idee innerhalb kurzer Zeit superreich werden – wenn er etwas auf der Pfanne hat. Marc Zuckerberg hatte mit Facebook als junger Student eine Idee, zwei Jahre später war sie 500 Millionen Dollar wert. Das heißt aber auch: Ich kann nicht durch Nichtstun reich werden, ich muss einen Nutzen, einen Mehrwert schaffen. Je höher der Mehrwert für viele Menschen ist, desto schneller kann ich reich werden."

Thomas Druyen verweist hierzu auf die Liste der Superreichen dieses Planeten: "Unter den 20 Reichsten befinden sich jetzt zwölf Digitalunternehmer, die nicht aus reichen Familien stammen, die nicht geerbt haben, aber die richtige Idee hatten." Bill Gates, Elon Musk, Jeff Bezos, diese Namen sind nicht nur Aktionären geläufig.

Doch kommen wir zurück zum Thema Zufriedenheit. Der Vermögensforscher, der zugleich den Forschungsbereich für Vermögenspsychologie und Vermögensmanagement am Wittener Institut für Familienunternehmen leitet, verweist auf Studien, wonach besonders glückliche Menschen nicht superreich sind, sondern zwischen 70.000 und 110.000 Euro im Jahr verdienen. "Reichtum und Glück sind zwei verschiedene Paar Schuhe", bekräftigt er. "Natürlich hat ein Mensch, der Millionen hat und sorgfältig damit umgeht, eine hohe Unabhängigkeit – aber er ist nicht glücklicher. Im Gegenteil: Superreichtum ist ein Angriff auf den Charakter. Deshalb scheitert die Hälfte der Superreichen zumindest emotional." Mit anderen Worten: Wer einmal reich ist, ist nicht immer reich. Und die Angst vor dem Reichtumsverlust ist es wohl auch, die viele Millionäre und Milliardäre umtreibt. Zurecht, weiß der Professor: "Es gehört eine Menge Kompetenz, Disziplin und Glück dazu, Reichtum zu erhalten. Die Chance ihn in der nächsten Generation zu verlieren, liegt bei 70 Prozent. Denn eines dürfen wir nicht vergessen: Reichtum muss immer wieder erhalten, unternehmerisch neu gestaltet werden."

Mit einer angeblichen Weisheit räumt Professor Druyen daher auf: "Jeder Mensch möchte ein gelungenes Leben leben, das hat aber nichts mit Reichtum zu tun. Deshalb ist der Satz, jeder möchte reich werden, dieser Satz ist wirklich falsch!"

Er animiert daher die Menschen, vor allem auf sich selbst und ihre eigenen Tätigkeiten zu bauen. Als zweite Säule empfiehlt er Beteiligungen – etwa über Aktien, um so ein gewisses Vermögen aufzubauen und unabhängiger agieren zu könne. "Ich würde jedem empfehlen, sich im Detail zu informieren und Themen zu entdecken, in die man investieren kann. Erst dann würde ich zu einem Berater gehen. Wer ohne diese Vorarbeit zu einem Berater geht, geht die Gefahr ein, dass dieser ihm nur seine eigenen Produkte verkauft." Und schließlich spricht sich Thomas Druyen dafür aus, sich mit einer eigenen Idee selbständig zu machen, denn "unternehmerisches Handeln hat immer noch den größten Hebel". "Viele Menschen unserer Generation sind ahnungslos gegenüber dem Thema Geldanlage, das gilt übrigens auch für Digitalisierung. Aber jetzt gibt es phantastische Möglichkeiten, deshalb überwiegt bei mir der optimistische Blick in die Zukunft. Die Chancen sind da!"

Über Thomas Druyen:

Professor Dr. Thomas Druyen ist Soziologe und gilt als Begründer der Vermögenskulturforschung. Als einer der renommiertesten Vermögensforscher Europas hat er zahlreiche Studien, Forschungen und Bücher über das Thema Vermögensmanagement und Vermögenspsychologie verfasst. Der in Düsseldorf lebende Wissenschaftler ist seit 2007 ordentlicher Professor an der Sigmund Freud Privatuniversität in Wien und leitet dort als Direktor das Institut für Vergleichende Vermögenskultur und Vermögenspsychologie sowie das Institut für Zukunftspsychologie und Zukunftsmanagement (IZZ). Seit 2020 leitet er zudem den Forschungsbereich für Vermögenspsychologie und Transgenerationales Vermögensmanagement am Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU).

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