"Das Wichtigste im Leben": eine schrecklich sympathische Familie
In der dritten VOX-Eigenproduktion steht "Das Wichtigste im Leben" im Mittelpunkt: Jürgen Vogel und Bettina Lamprecht überzeugen in der Familienserie als Ehepaar mit einem unzähmbaren Haufen Kids.
Kinder, Chaos, Ehestress: Dass sich der trubelige Alltag des Familienlebens hervorragend als Serienhintergrund eignet, bewiesen Produktionen wie "Eine schrecklich nette Familie" schon vor Jahrzehnten. Später hielten subtilere und komplexere Formate wie "Modern Family" oder "This Is Us" Einzug in die neue Serienhype-Welt und verschafften auch den vielfältigen Patchwork-Familienexistenzen Geltung. Hierzulande entdeckte man den Reiz jener intelligent-humorvollen seriellen Familien-Dramen erst später; abgesehen von Amazons "Der Lack ist ab" wagte man sich in Deutschland in den letzten Jahren so gut wie nicht an den ganz normalen Wahnsinn des Lebens.
Dass nun ausgerechnet der Privatsender VOX das Genre der Familienserie neu zu definieren versucht, dürfte nach dem großen Erfolg der Eigenproduktion "Club der roten Bänder" nicht mehr wirklich überraschen – schließlich war es jenes sympathische und herausragend geschriebene Format, dass dem verstaubten Format Krankenhausserie neuen Glanz verlieh. Nun also "Das Wichtigste im Leben", so der glasklare Titel der dritten VOX-Eigenproduktion, die wohl auch aufgrund ihres gefeierten Vorgängers gleich mit großen Namen aufwarten kann.
Allen voran Hauptdarsteller Jürgen Vogel, der bereits im Kino-Prequel "Club der roten Bänder – Wie alles begann" eine Rolle übernommen hatte. Als Familienvater Kurt Fankhauser zeigt der 51-Jährige seine große Spielkunst auch abseits der klischeehaften verschmitzt-harten Figuren, die ihm oft zugeschrieben werden. Vogel, der Anfang des Jahres selbst erneut Vater wurde, überzeugt als liebevoll-gestresster Dad ebenso wie Bettina Lamprecht als Ehefrau und Mutter Sandra, die wie Kurt zwischen Familienglück, Überforderung und der Frage nach der richtigen Erziehung kaum mehr Zeit für sich findet. (Lesen Sie hier im Interview, was Jürgen Vogel zu seiner neuen Rolle sagt.)
"Schuld" daran sind ihre drei Kinder, die sich allesamt in unterschiedlichen und natürlich höchstschwierigen Lebensphasen befinden. Da wäre etwa Theo (David Grüttner), der Jüngste, der bald in die Schule kommt, kurzerhand beschließt, nicht mehr zu reden – und zu allem Überfluss auch noch den neuen Familienhund verliert. Da wäre die pubertierende Luna (Bianca Nawrath), die sich zum ersten Mal verknallt und ihre Unsicherheiten natürlich in die Familie trägt. Und da wäre der Älteste, Adoptivsohn Philipp (Sydney Hofreiter), der im Basketballteam durchstarten könnte, aber eigentlich lieber Balletttänzer wäre. Für Vater Kurt ein Schock – und Grund genug, in der Familie und vor dem Fernseher über Rollen- und Geschlechterklischees nachzudenken.
Dass derlei moralische Fragen nach "richtiger" Erziehung und jugendlicher Weltsicht bisweilen allzu offensichtlich thematisiert werden, mag man den Serienschöpfern um Richard Kropf ("You are wanted", "4 Blocks") nachsehen. Es geht schließlich weniger um knallharte Charakterentwicklung und realistische Konflikte. Im Kern bleibt "Das Wichtigste im Leben" sanft zugespitzte Unterhaltung auf Basis des wohlbekannten Familienalltags, mitfühlend geschrieben, nachvollziehbar gespielt – und eingehüllt in liebevollen Humor. VOX zeigt die hochsympathische Familie in zehn Folgen immer mittwochs um 20.15 Uhr.
Quelle: teleschau – der Mediendienst