Preisträger bekannt

Grimme-Preis 2019: Das sind die Überraschungs-Sieger

von Alexander Franck

Die am Dienstagmorgen in Marl bekannt gegebenen Grimme-Preise 2019 warten mit Überraschungen auf. Unter den Prämierten finden sich: private Fernsehunterhalter, zwei "Tatort-Exzentriker und eine wohl unterschätzte Amazon-Serie.

Am Freitag, 5. April, werden in Marl die begehrten Grimme-Preise vergeben werden. Jetzt stehen die Preisträger fest, und es gibt einige faustdicke Überraschungen. Das Öffentlich-Rechtliche, normalerweise in Sachen Grimme-Preis relativ siegessicher, punktet 2019 ungewohnt schwach bei der renommiertesten Auszeichnung für deutsche Fernsehmacher. In der Kategorie "Fiction" wird die Amazon Serie "Beat" prämiert, die – furios in Ton und Bild – von der Berliner Technoszene und global organisiertem Verbrechen erzählt. Ebenfalls überraschend: Die Trophäe für die beim Pay-TV-Sender TNT laufende Serie "Hackerville", einer rumänisch-deutschen Koproduktion, die bislang wohl nur einem Nischenpublikum bekannt sein dürfte. Dass die neue Kunstform Serie derzeit auch bei den Preisen vorne liegt, beweist eine weitere Auszeichnung für die Finanzwelt-Ballade "Bad Banks", von der das ZDF gerade eine zweite Staffel produziert.

Lediglich ein Einzelfilm wird ausgezeichnet: Das ARD-Stück "Familie Lotzmann auf den Barrikaden" sei die "lustvoll-spielerische Inszenierung einer Familiengeschichte im Abwärtstaumel", wie die Jury begründete. Mit den "Tatort"-Machern Erol Yesilkaya (Buch) und Sebastian Marka (Regie) wurden zwei Kreative ausgezeichnet, die passenderweise für den am vergangenen Sonntag gesendeten Franken-"Tatort: Ein Tag wie jeder andere" verantwortlich zeichneten. Jener Film, der dem am amerikanischen Genre-Kino und kunstvoll überhöhten Thriller-Plots interessierten Duo jedoch die begehrte Trophäe brachte, war der Berliner "Tatort: Meta". Er spielte auf der Berlinale und vermischte dabei die Ebenen Film und ("Tatort")-Realität.

SAT.1-Fang-Show "Catch!" bekommt Grimme-Preis

Neben zwei Fiction-Grimme-Preisen für private Produktionen können auch im Sektor "Unterhaltung" nicht verbeamtete Redakteure und ihre Kreativen jubeln: Luke Mockridges "Catch! Der große SAT.1 Fang-Freitag" dürfte als Grimme-Preis-Träger überraschen. Während ein weiterer Preis für die Radio Bremen-Satire "Kroymann" nicht ganz überraschend kommen dürfte, kann man die nieschige ZDFneo-Show "Lass dich überwachen! – Die Prism is a dancer" aus der Feder von – unter anderem – Jan Böhmermann eher als unerwarteten Sieger bezeichnen.

Im Bereich "Information und Kultur" dominierten wie gewöhnt die Öffentlich-Rechtlichen. Der bereits mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnete Dokumentarfilm "Kulenkampffs Schuhe" (SWR, HR) von Regina Schilling obsiegte ebenso wie die Dokus "Betrug – Aufstieg und Fall eines Hochstaplers" (SWR), "Die Story im Ersten: Am rechten Rand" (NDR, MDR) sowie das Team Docupy für seine Konzeption für "Die Story: Ungleichland – Reichtum, Chancen, Macht" und das dazugehörige, zukunftsweisende Online-Konzept.

Einen weiteren Grimme-Preis ergatterte Isabel Schayani in der Kategorie "Besondere Journalistische Leistung". Schayani kennt man für ihre Tagesthemen-Kommentare, Weltspiegel-Moderationen und "WDRforyou"-Beiträge.

72 Produktionen waren in der Endauswahl um einen der bis zu 16 Preise. Vier Auswahlkommissionen hatten die Produktionen in den Kategorien Fiktion, Information & Kultur, Unterhaltung sowie Kinder & Jugend aus über 850 Vorschlägen ausgewählt. Die Preise für herausragende TV-Produktionen werden am 5. April im Theater Marl zum 55. Mal verliehen. Die Gala wird von Dunja Hayali moderiert. Am Abend der Preisverleihung zeigt 3sat ab 22.25 Uhr eine 100-minütige Zusammenfassung der Veranstaltung in Marl. Als Livestream ist die "Verleihung des 55. Grimme-Preises 2019" ab 19.10 Uhr auf www.3sat.de zu sehen.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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