Film bei ARTE

"Meine schöne innere Sonne": Sex und Gejammer

von Andreas Günther

Eigentlich soll es in "Meine schöne innere Sonne" um die Suche nach der wahren Liebe gehen. Doch der Film kreist vor allem um Sex und Selbstmitleid.

ARTE
Meine schöne innere Sonne
Komödie • 26.08.2020 • 22:00 Uhr

In einem Diskoschuppen mit Glitzerkugel irgendwo in der Provinz hängt die Künstlerin Isabelle (Juliette Binoche) mit ihren Galeristenfreunden ab. Dann taucht Sylvain (Paul Blain) auf. Sie schaut ihm ins markige Gesicht. Er guckt auf ihre Brust. Sie erhebt sich und beginnt mit geschlossenen Augen zu tanzen. Es ist ein magischer Moment der Begegnung, doch viel weiter kommt der Film "Meine schöne innere Sonne" (2017), den ARTE nun erstmals im Free-TV zeigt, nicht.

Außer den äußerlichen Reizen fällt Regisseurin Claire Denis und Christine Angot, mit der sie das Drehbuch verfasst hat, nur noch das Gejammer darüber ein, dass romantische Träumereien unerfüllt bleiben. Sylvain ist nur einer von vielen Kandidaten für das "große Abenteuer der Zweisamkeit", das Isabelle angeblich sucht. Immerfort spricht sie über "die Liebe" und "das Leben". Aber beides scheint sich nur im Bett für sie zu manifestieren, mit wechselndem Geschick.

"Meine schöne innere Sonne" hätte ein großes Drama oder sogar eine große Komödie werden können – über eine Frau um die 50, die Sex für Liebe hält und also kräftig irrt und keine stabile Beziehung bildet, weil diese gar keinen gelebten Alltag erhält. Stattdessen macht sich der Film die Perspektive der Hauptfigur zu eigen und damit auch ihre Selbsttäuschungen und beschränkten Vorstellungen. Isabelle ist allen Ernstes als Idealistin porträtiert, die die Männer mit Ausflüchten und Fauxpas demütigen. Indem das Drehbuch von den ganz großen Gefühlen schwätzt, hält es sie so abstrakt und fern, wie auch Isabelles künstlerische Arbeit und ihre Rolle als Mutter einer halbwüchsigen Tochter bleibt.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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