Wolfgang Stumph im Interview

Stubbe ist zurück, und das gleich doppelt

28.01.2021, 10.39 Uhr
von Felix Förster
Wilfried Stubbe (Wolfgang Stumph) findet sich plötzlich mitten in einem neuen Fall wieder.
Wilfried Stubbe (Wolfgang Stumph) findet sich plötzlich mitten in einem neuen Fall wieder.  Fotoquelle: ZDF / Rudolf Wernicke

Wolfgang Stumph kehrt als Wilfried Stubbe auf den Bildschirm zurück – und das genau passend einen Tag vor seinem 75. Geburtstag, den Stumph am 31. Januar feiert. Neben ihm spielt seine Tochter Stephanie Stumph die Investigativjournalistin Christiane Stubbe. prisma hat mit Wolfgang Stumph über das Comeback seiner wohl bekanntesten Rolle, die Tücken eines Geburtstags während Corona und starke Familienbande gesprochen.

Sie hatten den Stubbe doch eigentlich in den Ruhestand geschickt. Warum gibt es jetzt ein neues Special?

Wir hatten nach dem 50. Stubbe-Film gemeinsam beschlossen, aufzuhören, wenn es am schönsten ist. Danach folgte 2018 ein erstes Special, und es gab das Interesse an der Weitererzählung von Stubbes Familiengeschichte. Meine reale Tochter Stephanie spielt ja auch meine Filmtochter Christiane. Nicht ganz zufällig wollten viele Zuschauer wissen, was aus ihr geworden ist, denn im vorherigen Special war nur ein Foto von ihr mit Stubbes Enkelkind zu sehen.

Sie waren mit Stephanie in dieser Vater-Tochter-Situation über Jahre hinweg im Fernsehen zu sehen. Wie war und ist das für Sie, wenn Sie da neben Ihrer Tochter spielen?

Das ist im Laufe der Jahre vom Vater-Tochter-Verhältnis zu einem unter Kollegen gewachsen. Irgendwann war ich dann auch nicht mehr der Vater am Set, sondern der Kollege Wolfgang. Unser Verhältnis bei den Dreharbeiten ist absolut auf Augenhöhe. Schwieriger wurde das dann nur, wenn wir zu Hause waren oder im Hotel und sie dann plötzlich wieder Papa zu mir sagte. In der Öffentlichkeit bin ich bis heute immer der Wolfgang.

Verstehe ich es richtig, dass Sie das auch so wollten?

Ja, und daran sind die Medien nicht unschuldig. Wie oft heißt es, das ist doch der Sohn von..., das ist die Tochter von. Stephanie hat es auch durch ihr abgeschlossene Schauspielstudium geschafft, eine erfolgreiche, zielstrebige und emanzipierte junge Frau zu werden. Sie hat ihre eigene Karriere und spielt nun nach sechs Jahren wieder die Rolle, mit der für sie alles angefangen hat: die Christiane Stubbe.

Sie kann auch absolut neben Ihnen bestehen.

Stephanie ist zielstrebig und hat sich schauspielerisch etliche Standbeine geschaffen. Die Tochter vom Stubbe ist eine Rolle unter vielen. Sie hat jetzt die 20. Folge von "Der Alte" gedreht, wirkt schon fünf Jahre beim NDR-Erfolg "Kaum zu glauben" mit, hat etliche Mehrteiler gespielt.

Kommen wir auf Stubbe zu sprechen: Im neuen Film "Tödliche Hilfe" recherchiert Ihre Tochter zur Misere in der Pflege. Ein sehr aktuelles Thema.

Als das Buch fertig wurde, war von Corona noch keine Rede. Doch die Probleme in der Pflege waren schon deutlich zu sehen. Wir haben den Film so gedreht, wie wir ihn 2019 konzipiert hatten. Es sollte gezeigt werden, unter welchen schwierigen Bedingungen in der Pflege gearbeitet wird, welche Ausbeutung dort vorherrscht, Stichwort Zeitarbeit. Häufig werden osteuropäische Kräfte eingesetzt und ausgenutzt. Durch die aktuelle Krise in den Alten- und Pflegeheimen mit den vielen Corona-Erkrankten wird die Problematik noch einmal sehr deutlich.

Trotzdem ist der Film ein echter Stubbe.

Er ist ein Familienfilm, der das Leben widerspiegelt: alleinerziehende Mutter, Enkelkind, der Opa ist im Ruhestand, seine Frau ist jünger als er, sie ist noch berufstätig. Die Tochter ist Journalistin, die kümmert sich um Themen, die die Leute bewegen. Sie hat den "Stubbe-Sinn" in sich. Darum glauben wir auch, dass der Film die Leute interessieren wird.

Sie sind durch Rollen wie den Stubbe sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland sehr beliebt.

Ist das schlimm?

Nein, aber gibt es da unterschiedliche Reaktionen auf Ihre Rollen? Wie erklären Sie sich den Erfolg?

Es ist anscheinend ungewohnt, dass ich so zu meinen Wurzeln stehe. Es gibt ja Kollegen, die sind berühmt, da weiß man gar nicht mehr, sind die aus dem Osten oder dem Westen Deutschlands. Ich bekenne mich zu meiner Heimatliebe, zu meinem Sachsen. Ich habe aber eine gesamtdeutsche Sichtweise auf die Figuren. Die Themen sind dabei immer ost- und west-verbindend.

Sie werden am 31. Januar 75 Jahre alt, wie werden Sie denn Ihren Geburtstag begehen?

Corona hat mir einen selbstgewählten Stubenarrest verordnet. Von daher kann ich mit meinen privaten und beruflichen Mitstreitern leider nicht feiern und mich nicht für den langen Weg, den wir zusammen gegangen sind, bedanken. Wegen Corona lasse ich den Geburtstag ausfallen, und werde deshalb dieses Jahr auch nicht älter (lacht). Abgesehen davon hat mich mein Alter nie interessiert. Ich sehe keinen Grund, mich meinem Alter entsprechend zu verhalten. Ich habe immer noch den spielerischen, kleinen Jungen irgendwo in mir.

Kann man sagen, dass der Stubbe Ihre bekannteste Rolle ist??

Ich wurde in der Zeit, als der Stubbe nicht mehr aktuell war, mit "Herr Ministerpräsident" angesprochen, weil ich im Zweiteiler "Der Job seines Lebens" den Arbeitslosen Erwin Strunz gespielt habe, der mit einem Politiker verwechselt wird. Da habe ich sogar mal eine Suite in einem Hotel als "Ministerpräsidenten-Suite" bekommen (lacht). So sind meine Filmrollen auch immer verbunden mit den jeweiligen St-Namen. Ich bin ja auch nicht nur der Udo Struutz aus "Go Trabi Go" oder Stankoweit. So ist das auch mit dem Stubbe und dem Stumph-Sinn.

Wie erklären Sie sich den Erfolg Ihrer Figuren wie dem Stubbe??

"Der König wird durch die anderen gespielt". Meinen Erfolg habe ich den Autoren und den Regisseuren zu verdanken, die einen Schauspieler ertragen, der auch Co-Produzent ist und sich einmischt. Das sind die Kollegen, zu denen ich Vertrauen habe.

Sie kommen vom Kabarett, was man Ihren Filmen auch deutlich anmerkt. Haben Sie Pläne, das irgendwann wieder zu machen??

Ich mache das lieber florettartig in meinen Filmen, die werden dann auch von Millionen gesehen und haben eine ganz andere Wirkung. So wie in der preisgekrönten Komödie "Stankowskis Millionen". Damit erreiche ich nicht nur diejenigen, die im Kabarett immer in Übereinstimmung mit denen auf der Bühne sind. Außerdem ist das heute ein anderes Kabarett als ich es gespielt habe. Das war eher wie Hildebrandt, wie Beltz, manchmal wie Richling, wie Pispers. Ich merkte irgendwann, dass der Einfluss der Comedy auf die Satire so stark war. Ich möchte aber, dass die Zuschauer lachen und dabei trotzdem merken, dass man es ernst meint.

TV-TIPP

  • "Stubbe - Tödliche Hilfe"
  • Samstag, 30. Januar
  • 20.15 Uhr
  • ZDF

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